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Die Preise steigen in Deutschland so stark wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Das sieht jeder an den Preistafeln der Tankstellen, im Supermarkt oder auf den Rechnungen der Energieversorger. Die Veränderung der Preise lässt aber nur begrenzte Rückschlüsse auf die Kaufkraft der Verbraucher zu. Denn auch die Einkommen verändern sich.
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Löhne, Gehälter und auch Sozialleistungen sind zuletzt deutlich gestiegen. Aber kann das den Wertverlust des Geldes durch die Inflation ausgleichen? Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat diese Frage anhand von Beispielrechnungen zu alltäglichen Produkten und Dienstleistungen untersucht. Dabei vergleichen die Experten die Arbeitszeit, die ein durchschnittlich verdienender Konsument aufwenden musste, im Oktober 2022 mit dem entsprechenden Wert von drei Jahren zuvor, das heißt vor Corona- und Energiekrise.
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Das Ergebnis fällt von Produkt zu Produkt ganz unterschiedlich aus. Das Gefühl, das wohl jeden an der Zapfsäule beschleicht, ist richtig: Benzin ist nicht nur nominal, also in Euro und Cent gemessen, in den vergangenen beiden Jahren deutlich teurer geworden, sondern auch im Vergleich zur Kaufkraft der Deutschen.
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2019 musste ein Deutscher im Schnitt etwa fünf Minuten arbeiten, um einen Liter Benzin zu bezahlen. Im Oktober 2022 ist es rund eine Minute mehr. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Aber auf eine Tankfüllung von 60 Liter umgerechnet bedeutet dies einen Anstieg der notwendigen Arbeitszeit um fast eine ganze Stunde.
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Besonders stark fällt der Kaufkraftverlust bei den Lebensmitteln aus.
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Musste ein Verbraucher 2019 für eine halbes Pfund Markenbutter noch sechs Minuten arbeiten, waren es im Oktober schon acht Minuten – ein Anstieg um ein Drittel.
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Für zehn Eier müssen rund acht Minuten Arbeitszeit investiert werden, ein Viertel mehr als 2019.
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Ein Liter Vollmilch erforderte mit vier Minuten Arbeitszeit im Oktober eine Minute und damit rund ein Drittel mehr als drei Jahre zuvor. Genauso schlägt sich der Kaufkraftverlust bei einem Kilo Zucker nieder.
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Beim Brot sind es elf Minuten und damit zwölf Prozent mehr.
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Auch Fleisch ist deutlich teurer geworden: Für ein Kilogramm Rindfleisch sind heute 36 Minuten nötig, im letzten Vorkrisenjahr waren es noch 30 Minuten.
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Eine Ausnahme unter den Grundnahrungsmitteln sind Kartoffeln. Für 2,5 Kilo Speisekartoffeln musste der Durchschnittskonsument 2019 noch 13 Minuten arbeiten, im Oktober 2022 waren es nur 12 Minuten.
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Auch der Preis für einen halben Liter Weinbrand ist in Arbeitszeit gemessen leicht gesunken, von 28 auf jetzt 27 Minuten.
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Immerhin stabil geblieben ist der Bierpreis. Weiterhin drei Minuten Arbeitszeit kostet eine Flasche laut der IW-Berechnung im Durchschnitt.
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Heftig ist der Kaufkraftverlust bei der Energie.
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Um 200 Kilowattstunden Haushaltstrom plus Grundgebühr bezahlen zu können, waren vor drei Jahren durchschnittlich noch drei Stunden und 36 Minuten Arbeitszeit notwendig. Im Oktober 2022 sind daraus 4 Stunden 16 Minuten geworden.
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Deutlich erschwinglicher ist Bekleidung.
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Ein Herrenanzug erforderte 2019 noch fast 13 Stunden Arbeitszeit, drei Jahre später sind es nur noch 11:08 Stunden.
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Für Damenkleider sind nicht mehr gut 5, sondern nur noch 4:39 Stunden Arbeitsaufwand notwendig.
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Elektrogeräte sind ebenfalls teilweise billiger geworden. Ein Fernseher "kostet" in Arbeitszeit eines Durchschnittsverdieners gemessen nur noch 22:05 Stunden, während es 2019 noch 24:03 Stunden waren. Bei Waschmaschinen sank die notwendige Arbeitszeit von 20:18 auf 18:06 Stunden.
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Kühlschränke sind dagegen mit einer notwendigen Arbeitszeit von 16:14 statt 16:03 Stunden vor drei Jahren etwas teurer geworden.
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Bei Dienstleistungen ergibt sich ebenfalls ein gemischtes Bild. Ein Friseurbesuch mit Waschen und Föhnen für Damen erfordert mit 1:13 Stunden etwas mehr Arbeitsaufwand als 2019 mit 1:08 Stunden. Kinobesuche dagegen sind etwas günstiger geworden. Für ein Ticket sind nur noch 25 Minuten Arbeitszeit aufzuwenden, eine Minute weniger als drei Jahre zuvor.
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Weniger arbeiten muss der Durchschnittsdeutsche auch für den monatlichen Rundfunkbeitrag. 2019 waren es noch 56 Minuten, im Oktober 2022 noch 53 Minuten.
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In der politischen Debatte wird die aktuelle Inflationsphase oft mit der Situation in den 1970er Jahren in Deutschland verglichen, als die Ölkrise ebenfalls hohe Preissteigerungen verursachte. Das machen auch die IW-Experten.
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Dabei stellen sie nicht nur fest, dass viele Alltagsprodukte damals viel teurer waren, wenn man den Preis in Durchschnittsarbeitszeit umrechnet. So betrug der Arbeitsaufwand für ein halbes Pfund Butter 1970 noch 20 Minuten.
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Ein Vergleich der Jahre 1970 und 1974 zeigt, dass trotz hoher Inflation die Kaufkraft der Verbraucher aufgrund der hohen Lohnsteigerungen stieg. Fast alle vom IW untersuchten Produkte wurden in diesem Zeitraum erschwinglicher.
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So sank der notwendige Arbeitsaufwand für das Pfund Butter auf 14 Minuten im Jahr 1974, für Zucker von 12 auf 10 Minuten, für Vollmilch von 8 auf 7 Minuten. Strom wurde mit einem Arbeitsaufwand von 3:57 statt 4:57 Stunden für 200 Kilowattstunden plus Grundgebühr viel günstiger und war damit 1974 sogar erschwinglicher als heute.
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Laut IW folgt daraus, dass die aktuelle Krise für die Verbraucher eine größere Belastung darstellt als die Ölkrise und die Inflationsphase der 1970er-Jahre. Denn anders als damals halten die aktuellen Einkommenssteigerungen nicht mit den Preisen vor allem bei Energie und Lebensmitteln mit.
Preise hängen Einkommen ab Eine Stunde Mehrarbeit für den Tank, zwei Minuten für die Butter
Die Preise steigen, das kann jeder sehen an der Tankstelle, im Supermarkt oder auf den Rechnungen der Energieversorger. Aber die Einkommen steigen auch. Gewinnen oder verlieren wir real an Kaufkraft? Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat diese Frage anhand von Alltagsprodukten und Dienstleistungen untersucht.
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