Krankenflieger ohne Treibstoff Absturzopfer holt in afghanischen Bergen Hilfe
22.01.2024, 14:59 Uhr Artikel anhören
Berge, viel mehr gibt es nicht in Badachschan.
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Die afghanische Provinz Badachschan ist spärlich besiedelt. In der Nacht zu Sonntag stürzt genau dort ein kleines Flugzeug mit sechs Menschen an Bord ab. Die Rede ist von einem privaten Krankentransport eines russischen Ehepaars. Hilfe holt ein Insasse, der sich durch die Gebirgsregion geschleppt hat.
Beim Absturz eines zivilen russischen Kleinflugzeugs in Afghanistan sind nach Angaben örtlicher Behörden zwei der sechs Insassen ums Leben gekommen. Die vier Überlebenden, darunter der Pilot, seien in der abgelegenen Bergregion in der Provinz Badachschan im Norden des Landes aufgegriffen worden und befänden sich in der Obhut der Behörden, erklärten Vertreter der Provinzverwaltung, die von den Taliban kontrolliert wird, am Sonntag.
Die russische Luftfahrtbehörde Rosaviatsia berichtet unter Berufung auf die russische Botschaft in Afghanistan ebenfalls von dem Absturz in der Nacht zu Sonntag. "Von den sechs Menschen an Bord des Flugzeugs sind vier am Leben. Sie haben verschiedene Verletzungen. Das Schicksal von zwei Menschen wird noch geklärt", heißt es. Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldet unter Berufung auf das afghanische Fernsehen, dass es einem Überlebenden gelungen sei, einen bewohnten Ort in der spärlich besiedelten Region zu erreichen und nur mithilfe von Körpersprache um Hilfe zu bitten.
Badachschan ist eine Provinz im äußersten Nordosten von Afghanistan. In der Provinz gibt es 22 Bezirke und mehr als 1200 Dörfer mit insgesamt etwa einer Million Einwohner. Die Provinzhauptstadt ist Faizabad, wo von 2004 bis 2012 ein Wiederaufbauteam der Bundeswehr stationiert war. Ein Großteil der Provinz Badachschan wird von Gebirgsketten des Hindukusch und des Pamir-Gebirges eingenommen.
Plötzlicher Treibstoffmangel?
Den Berichten zufolge hat sich der Flugzeugabsturz im südlichen Bezirk Zebak ereignet. Nach Angaben der Luftfahrtbehörde war die in Russland registrierte Maschine vom Typ Dassault Falcon 10 auf dem Weg von der thailändischen Stadt Pattaya nach Moskau. Pattaya ist ein bei russischen Touristen beliebter Badeort. Die russischen Nachrichtenagenturen TASS und RIA melden, es habe sich um einen privaten Krankentransport gehandelt. An Bord der Maschine hätten sich eine bettlägerige Patientin und ihr Ehemann befunden. Der russische Unternehmer habe den Flug gechartert.

Unglücksmaschine soll ein Flugzeug vom Typ Dassault Falcon 10 gewesen sein. Im Bild ein deutsches Forschungsflugzeug vom Typ Dassault Falcon 20E.
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Russischen Medienberichten zufolge stammt das Ehepaar aus Wolgodonsk in der südrussischen Region Rostow am Don. Der Flug sollte demnach von Thailand über Indien und Usbekistan nach Moskau führen, Afghanistan gehörte nicht zur Route. Das indische Luftverkehrsministerium erklärte, das Flugzeug sei bei einem Zwischenstopp in der Stadt Gaya aufgetankt worden. Dem russischen Nachrichtenportal Shot zufolge kündigte der Pilot später wegen Treibstoffmangels eine Notlandung auf einem Flughafen in Tadschikistan an. 25 Minuten später sei die Maschine vom Radar der Luftraumüberwachung verschwunden.
Behörden in Afghanistan und in Russland kündigten eine Untersuchung des Vorfalls an. In Russland wurde ein Strafverfahren wegen einer möglichen Verletzung von Sicherheitsvorschriften eröffnet.
Quelle: ntv.de, chr/rts