Tatverdächtiger in Psychiatrie AfD-Gemeinderatskandidat in Mannheim mit Messer attackiert
05.06.2024, 09:23 Uhr Artikel anhören
Der Vorfall ereignet sich nahe dem Marktplatz im Mannheimer Stadtteil Rheinau.
(Foto: picture alliance/dpa/Rene Priebe)
Ein AfD-Kandidat für die Kommunalwahl ertappt nach Angaben des Kreisverbands am Dienstagabend drei Personen beim Plakatabreißen. Den Angaben zufolge stellt er eine Person zur Rede und wird mit einem Messer angegriffen. Der Politiker muss verletzt ins Krankenhaus. Die Polizei nimmt eine Person fest, zwei flüchten.
In Mannheim ist ein AfD-Kandidat für die Kommunalwahl mit einem Messer verletzt worden. Das bestätigen Sicherheitskreise. Der Tatverdächtige wurde demnach festgenommen. Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend um 22.45 Uhr. Die Polizei Mannheim bestätigte am Morgen, dass es einen Polizeieinsatz gab. Laut AfD handelte es sich bei dem Angegriffenen um Heinrich Koch, der für die Wahl des Mannheimer Gemeinderats am Sonntag antritt. Er hat den dritten Listenplatz inne.
Der 25 Jahre alte Tatverdächtige ist nach Angaben der Ermittler in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht worden. Bei der Festnahme habe es deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung gegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. "Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand liegen keine konkreten Hinweise vor, dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt hatte, dass es sich bei dem Geschädigten um einen AfD-Politiker handelt."
Der Beschuldigte soll am Dienstagabend mehrere Wahlplakate beschädigt und entwendet haben. Zeugen alarmierten der Mitteilung zufolge die Polizei. Der AfD-Politiker habe das Geschehen ebenfalls bemerkt, den Tatverdächtigen verfolgt und gestellt, teilte die Polizei mit. Der 25-Jährige solle daraufhin den Verfolger mit einem Cuttermesser verletzt haben. Das Opfer sei nicht lebensgefährlich verletzt worden und in ein Krankenhaus gekommen.
Der mutmaßliche Täter sei nach dem Vorfall geflohen, teilten die Ermittler weiter mit. Polizisten konnten ihn festnehmen. Er habe keinen Widerstand geleistet.
Nach Angaben des Kreisverbands der AfD ereignete sich der Vorfall in der Nähe des Marktplatzes im Mannheimer Stadtteil Rheinau. Der AfD-Kandidat für den Gemeinderat hatte demnach mehrere Plakatabreißer auf frischer Tat ertappt. Als er eine der Personen gestellt habe, sei er von dieser angegriffen und mit einem Messer verletzt worden, hieß es. Nach Angaben der AfD waren insgesamt drei Personen beteiligt, zwei konnten flüchten. Eine Polizeistreife habe den Verdächtigen in kürzester Zeit erfasst, weil sie in der Nähe gewesen sei und ein Bürger die 110 gewählt habe.
Video soll Vorfall zeigen
Auf einem Video, das der dpa von der AfD weitergegeben wurde und das offenbar vom verletzten AfD-Kandidaten selbst gefilmt wurde, ist zu sehen, wie der Filmer einem jüngeren Mann über den Marktplatz hinterherläuft und schreit "Stopp! Bleiben Sie stehen!". Der jüngere Mann trägt mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm und hat mutmaßlich ein Teppichmesser in der Hand. "Sofort hinlegen!", ruft der Filmende. Dann entsteht ein Handgemenge. Zu sehen ist, wie der Mann mit dem Messer ausholt, die restlichen Bilder sind verwackelt.
Der AfD-Politiker befinde sich noch im Krankenhaus, habe aber nur Schnittverletzungen davongetragen, teilte der AfD-Landesverband mit. Nach Angaben der Gemeinderatsfraktion ist er an Ohr und am Bauch getroffen worden. Der verletzte Kandidat werde die Klinik wohl am Mittag verlassen. Die Partei spricht von einer Attacke von Linksextremisten - die Angaben konnten offiziell noch nicht bestätigt werden. "Wir sind erschrocken und bestürzt", sagte der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier.
Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht hat den Angriff auf einen AfD-Kandidaten für die Gemeinderatswahl scharf verurteilt. "Diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen", teilte der CDU-Politiker mit. "Wer Wahlbewerber attackiert, stellt unsere freien, gleichen, allgemeinen, unmittelbaren und geheimen Wahlen infrage - und damit die Basis unserer Demokratie." Der niederträchtige Vorfall reihe sich ein in eine Serie von Angriffen auf Wahlkampfhelferinnen und -helfer, Politikerinnen und Politiker, die aktuell in ganz Deutschland zu beobachten sei. "Der Hass und die Gewaltbereitschaft, die sich in unserer Gesellschaft derzeit Bahn brechen, sind unerträglich."
In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Angriffe auf Politikerinnen und Politiker für Aufsehen gesorgt. Unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen.
Erinnerung an tödlichen Messerangriff
Am Freitag zückte ein 25-Jähriger mit afghanischer Staatsbürgerschaft in der Mannheimer Innenstadt auf dem Marktplatz bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) ein Messer. Er verletzte sechs Männer, darunter den Polizisten. Der 29-jährige Polizist erlag am Sonntagnachmittag seinen Verletzungen. Der Angreifer hatte dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen.
Durch den Schuss eines weiteren Polizisten wurde der Angreifer gestoppt. Nach dem Tod des jungen Polizisten durch die Messerattacke ist die Anteilnahme auch in der Bundespolitik groß.
Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen an sich gezogen. Bisher sei der Täter aus gesundheitlichen Gründen nicht vernehmungsfähig gewesen, hieß es von der Staatsanwaltschaft am Montag. Neben Aussagen zum Tatmotiv vom Täter selbst erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse durch die Auswertung der bei der Durchsuchung seiner Wohnung im hessischen Heppenheim gefundenen Datenträger.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP