Bundesweite Ermittlungen Apotheker sollen Corona-Medikament illegal verkauft haben
15.01.2024, 11:56 Uhr Artikel anhören
Haben sich Dutzende Apotheken an Paxlovid bereichert?
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
In der Corona-Pandemie kauft die Bundesregierung eine Million Packungen des Corona-Mittels Paxlovid. Die Apotheken erhalten das teure, aber wirksame Medikament kostenlos. Jetzt steht der Verdacht im Raum: Einige Apothekerinnen und Apotheker könnten sich daran illegal bereichert haben.
Das Bundesgesundheitsministerium hat Medienberichten zufolge Anzeige gegen mehrere Apothekerinnen und Apotheker erstattet. Recherchen von NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" zufolge stehen sie im Verdacht, im großen Stil das staatlich bezahlte Corona-Medikament Paxlovid illegal weiterverkauft zu haben. Demnach ermitteln 25 Staatsanwaltschaften gegen mehrere Apotheken in ganz Deutschland.
Im Februar 2022 hatte die Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie eine Million Packungen der Arznei von dem Hersteller Pfizer gekauft. Um Betroffene damit versorgen zu können, erhielten die Apotheken diese kostenlos. Dem Bericht zufolge sollen jedoch einzelne Apotheken mehr als 1000 Paxlovid-Packungen bestellt haben. Das sei weit mehr als die übliche Menge. So berichtet ein Apotheker, dass er an seinem Standort zwischen fünf und 30 Packungen verkauft habe - im ganzen Jahr.
Wegen der enormen Bestellmenge wurde laut dem Recherche-Verbund das Bundesgesundheitsministerium misstrauisch und leitete Ermittlungen ein. Der Verdacht: Die Beschuldigten sollen "Paxlovid unter Missachtung der Vorgaben des BMG verkauft und dadurch unterschlagen haben". Die meisten Untersuchungen dauerten noch an.
Allein in Berlin wird der Schaden laut Bericht auf drei Millionen Euro geschätzt. Demnach wurden in der Hauptstadt sechs Einrichtungen durchsucht. In einer Frankfurter Apotheke sollen sogar 10.000 Packungen Paxlovid bestellt worden sein. Razzien hätte es zudem unter anderem auch in Hamburg und Baden-Baden gegeben. Die Aufklärung der Fälle gestaltet sich der Recherche zufolge teilweise schwierig. Offenbar weisen einige Verdächtige die Schuld von sich: Sie sagen demnach, dass sie die abgelaufenen Paxlovid-Packungen lediglich entsorgt hätten.
Paxlovid ist das erste antivirale Arzneimittel zur oralen Anwendung, das in der EU zur Behandlung von Covid-19 zugelassen ist. Das Medikament verringert die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl Paxlovid für bestimmte Corona-Patienten. So hat Bundeskanzler Olaf Scholz Paxlovid-Tabletten geschluckt, nachdem er sich mit Corona infiziert hatte, ebenso Finanzminister Christian Lindner und Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Quelle: ntv.de, hny