Panorama

Rückschlag für Impfstrategie? Astrazeneca: Impfstoff wirkt auch bei Älteren

Großbritannien setzt das Astrazeneca-Präparat bereits seit Wochen zur Massenimpfung von Senioren ein.

Großbritannien setzt das Astrazeneca-Präparat bereits seit Wochen zur Massenimpfung von Senioren ein.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Angeblich zeigt der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca ausgerechnet bei Senioren kaum Wirkung. In der deutschen Impfstrategie spielt das Präparat aber genau bei dieser Gruppe eine tragende Rolle. Gesundheitsminister Spahn sieht aktuell allerdings keinen Handlungsbedarf.

Der Pharmakonzern Astrazeneca hat Berichte über eine angeblich geringe Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs bei Senioren als "völlig falsch" zurückgewiesen. Gesundheitsminister Jens Spahn nannte entsprechende Berichte, wonach die Impfstrategie der Bundesregierung deswegen geändert werden müsse, "spekulativ". Eine Sprecherin des schwedisch-britischen Herstellers verwies auf im November vom Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichte Daten, wonach Ältere eine starke Reaktion des Immunsystems auf das Mittel gezeigt hätten. Bei 100 Prozent von "älteren Erwachsenen" seien demnach nach der zweiten Impfdosis spezifisch gegen das Coronavirus gerichtete Antikörper erzeugt worden. Allerdings heißt es in einer weiteren Studie, dass es wegen geringer Fallzahlen noch zu wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.

Die "Bild"-Zeitung und das "Handelsblatt" hatten berichtet, dass der in einigen Ländern bereits zugelassene Impfstoff, den Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hatte, bei Über-65-Jährigen kaum wirksam sei. Die Bundesregierung erwarte eine Zulassung des Impfstoffs deshalb nur für Menschen unter 65 Jahren. "Bild" und "Handelsblatt" beriefen sich bei ihren Berichten auf Regierungs- beziehungsweise Koalitionskreise.

Die Zulassung des Astrazeneca-Präparats durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA wird an diesem Freitag erwartet. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hatten Bund und Länder bislang geplant, den Astrazeneca-Impfstoff für ältere Menschen einzusetzen, die zu Hause leben und aus Alters- oder Krankheitsgründen die Impfzentren nicht aufsuchen können. Das Vakzin ist einfacher zu transportieren als etwa der Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer. Für den Impfplan der Regierung ergebe sich möglicherweise die Folge, dass in der Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen mehrere Millionen eingeplante Dosen fehlen könnten, schrieb das "Handelsblatt".

Kritik wegen Lieferschwierigkeiten

Gesundheitsminister Spahn lehnte im Interview mit dem ZDF ab, sich an Spekulationen über die Wirksamkeit des Impfstoffs zu beteiligen. Er wolle warten, bis die Daten aus den Studien ausgewertet worden seien. "Ich halte wenig davon, das jetzt in Überschriften spekulativ zu machen", sagte Spahn. Man werde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse nächste Woche entscheiden, "welche Altersgruppen zuerst mit diesem Impfstoff geimpft werden".

Astrazeneca steht in der EU bereits in der Kritik, weil das Unternehmen kürzlich angekündigt hatte, weniger Dosen als geplant an die Europäische Union liefern zu können. Als Grund nannte die Firma Probleme in einer Produktionsstätte. Wie groß die Ausfälle sein werden, teilte Astrazeneca zunächst nicht mit.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP

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