Panorama

Zweifel früh bekannt Behörden lassen unschuldigen Briten jahrelang in Haft

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Mit 40 Jahren kommt Malkinson für eine Tat ins Gefängnis, die er nicht begangen hat.

Mit 40 Jahren kommt Malkinson für eine Tat ins Gefängnis, die er nicht begangen hat.

(Foto: picture alliance / empics)

17 Jahre verbüßt Andrew Malkinson für eine Vergewaltigung, die er nie begangen hat. Die Behörden ahnen zwar früh, dass der Verurteilte nicht der Täter ist. Den Fall neu aufrollen wollen sie trotzdem nicht - offenbar aus Kostengründen.

17 Jahre hat ein Brite wegen einer Vergewaltigung hinter Gittern gesessen, die er nicht begangen hatte. Dabei gab es Medienberichten zufolge schon bald nach der Verurteilung einen Hinweis auf seine Unschuld. Wie die BBC und die Zeitung "Guardian" unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichteten, wussten mehrere Justizbehörden spätestens 2009, dass an der Kleidung des Opfers die DNA eines anderen, unbekannten Mannes gefunden worden war. Allerdings entschieden sie sich dagegen, den Fall neu aufzurollen.

Andrew Malkinson war wegen Vergewaltigung zu mindestens sieben Jahren Haft verurteilt worden. Als er die Haftstrafe antrat, war er 40 Jahre alt. Seine Strafe wurde um zehn Jahre verlängert, weil er sich uneinsichtig zeigte und seine Unschuld betonte. Erst Ende Juli 2023 hob ein Berufungsgericht das Urteil auf, nachdem eine DNA-Probe einen anderen Täter ergeben hatte.

Bereits 2007 hätten forensische Wissenschaftler mithilfe neuer Technik auch die Kleidung des Opfers im Fall Malkinson untersucht, hieß es in den Berichten. Dabei hätten sie Speichel auf der Weste gefunden. Mehrere Abfragen in Datenbanken ergaben demnach keine Treffer - dies sei ein Beweis, dass die DNA nicht von Malkinson stammen konnte.

Zwar habe die Anklagebehörde Crown Prosecution Service vermerkt, dass der Speichel vom Täter kommen müsse, aber von Eigeninitiative abgeraten. Als Malkinson seinen Fall bei der Kommission zur Überprüfung von Strafsachen (Criminal Cases Review Commission) vorbrachte, hätten die Ermittler bezweifelt, dass die fremde DNA eine wichtige Spur sei, und betont, weitere Tests seien "äußerst teuer". Zwar wurde die Kleidung anschließend zerstört, doch die DNA-Probe blieb in einem Archiv. Als Malkinsons Anwälte 2019 eigene Tests in Auftrag gaben, gab es laut BBC tatsächlich einen Treffer - das DNA-Profil des wahren Täters war mittlerweile in einer Datenbank gelandet.

Quelle: ntv.de, spl/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen