Brunos Schwester tötete Jogger Italienische "Problembärin" JJ4 eingefangen
19.04.2023, 11:51 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Die Bärin ist eine Schwester von "Problembär" Bruno.
(Foto: dpa)
Nach dem Tod eines Joggers wird in Italien leidenschaftlich das Schicksal der "Problembärin" JJ4 diskutiert. Zunächst wird ihr Abschuss angeordnet, dann wieder gerichtlich gestoppt. Nun gelingt es, das Tier festzusetzen.
Das als "Problembärin" bekannt gewordene Tier mit dem Code JJ4 ist erfolgreich eingefangen worden. Die Bärin hatte vor zwei Wochen in der norditalienischen Provinz Trentino einen 26-jährigen Jogger angegriffen und getötet. Daraufhin wurden Rufe nach der Tötung des Tieres laut.
Das Tier konnte mit Früchten im Meledrio-Tal, einem Seitental vom Val di Sole, in eine spezielle Rohrfalle gelockt werden, erklärte der Trientner Landeshauptmann Maurizio Fugatti auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz. "Die Gefangennahme zeigt, dass unsere Strukturen in der Lage sind, gefährlich Tiere in kurzer Zeit einzufangen", so Fugatti. Die Bärin wurde betäubt und anschließend in das mit Strom gesicherte Gehege des Tierpflegezentrums Casteller oberhalb von Trient gebracht. Dort befindet sich bereits M49, ein weiterer "Problembär".
Zwei ihrer drei Jungtiere wurden zunächst mit eingefangen, aber dann wieder freigelassen. Die Jungen seien bereits entwöhnt und vollständig unabhängig und deswegen von JJ4 getrennt worden, versicherte der in der Region für den Katastrophenschutz zuständige Raffaele de Col.
Der 26-jährige Jogger wurde Anfang April in der Trentiner Gemeinde Caldes in einem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal (Val di Sole) von der Bärin attackiert und getötet. Ein DNA-Abgleich bestätigte dies. Es handelt sich bei JJ4 um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen "Problembären" Bruno.
Schwieriges Verhältnis zu wilden Tieren
Die Provinz hatte daraufhin einen Abschussbefehl für JJ4 angeordnet, um die "öffentliche Sicherheit zu wahren". Das Verwaltungsgericht in Trient setzte den Befehl jedoch in der vergangenen Woche aus. Tierschutzorganisationen hatten gegen den Befehl Berufung eingelegt.
In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Die Provinz will etwa die Bärenzahl in dem norditalienischen Gebiet halbieren. Sie plädierte zudem für die Tötung aggressiver Bären. Fugatti brachte auch seine Verbitterung und sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass die Bärin nicht bereits im Jahr 2020 eingefangen worden sei.
Zuletzt machten sich laut Medienberichten auch verschiedene Bürgermeister aus der Region um das Val di Sole für ein hartes Durchgreifen stark. Tierschützer kritisieren hingegen die Pläne und plädieren für die Einrichtung von Wildtierkorridoren oder die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit wilden Tieren.
In der bergigen und bewaldeten Gegend sind neben Bären zudem Luchse und Wölfe heimisch. Fugatti sagte, nach dem Fang von JJ4 würde die Suche nach zwei weiteren "gefährlichen Bären", MJ5 und M62, weitergehen.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 18. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, sba/dpa