Corona-Epidemie eingedämmt? China hat Virus-Zenit angeblich überschritten
12.03.2020, 11:03 Uhr
Nach offiziellen Angaben hat die chinesische Bevölkerung das Schlimmste überstanden.
(Foto: AP)
Ende Dezember dringen Nachrichten über eine neuartige Lungenerkrankung aus China in die Welt. In den darauffolgenden Wochen schnellt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in die Höhe. Die Regierung in Peking reagiert mit drastischen Maßnahmen - mit Erfolg?
China hat laut Angaben der Pekinger Gesundheitskommission den Höhepunkt der Coronavirus-Ausbreitung hinter sich gebracht. "Insgesamt ist der Höhepunkt der aktuellen Epidemie in China überschritten", sagte ein Sprecher der Kommission. Die Zahl neuer Infektionen mit Sars-CoV-2 gehe immer weiter zurück.
Tatsächlich hat China in den vergangenen Tagen laut der offiziellen Statistik deutlich weniger Neuinfektionen und Todesfälle gemeldet. So kamen im Laufe des heutigen Tages nur noch 15 Infektionen hinzu - der niedrigste Wert seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben Wochen. Der zuvor niedrigste Wert neuer Erkrankungen war am Dienstag mit 19 gemeldet worden.
Auch die Zahl der neuen Todesopfer stieg mit elf Fällen am heutigen Donnerstag so langsam wie seit Wochen nicht mehr. Insgesamt sind in der Volksrepublik seit Ausbruch des Coronavirus damit nach offizieller Zählung 3169 Tote zu beklagen. 80.793 Infektionen wurden auf dem chinesischen Festland gemeldet. Nach Einschätzung des leitenden medizinischen Beraters der chinesischen Regierung wird die Pandemie wahrscheinlich bis Juni vorbei sein. Viele der nach China eingeschleppten Fälle seien zudem ohne Symptome und die Re-Infektionsrate unter den genesenen Patienten sei gering, sagte der Epidemiologe Zhong Nanshan.
Inwieweit die offizielle Statistik die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle ist, ist jedoch unklar. Seit einer Änderung der Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit Sars-CoV-2 und der Todesfälle in der amtlichen Auflistung spürbar reduziert. So werden nach Medienberichten beispielsweise Personen, die nachweislich infiziert sind, aber keine Symptome der Covid-19 genannten Krankheit zeigen, seit Anfang Februar nicht mehr bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet, sondern anderweitig aufgeführt. Solche Personen können aber auch ansteckend sein.
Experten befürchten neuerlichen Anstieg
Auch wurden klinische Diagnosen ausgenommen. Dabei stellt der Arzt nur anhand der Symptome oder Vorgeschichte des Patienten die Infektion fest, ohne dass ein DNA-Test gemacht wird. Experten befürchten zudem, dass es spätestens mit der Aufhebung der strikten Abschottungsmaßnahmen zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen kommen wird.
Die aktuelle Coronavirus-Pandemie nahm in Wuhan ihren Anfang. Dort sprang der Erreger Ende vergangenen Jahres vermutlich auf einem Tiermarkt auf Menschen über. Die Behörden riegelten einige Wochen später die Millionenmetropole in der Provinz Hubei ab. Alle Flug-, Zug- und Busverbindungen wurden unterbrochen, der private Autoverkehr unterbunden. Mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen des Landes wurden schließlich weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts