In Corona-Zeit angefeindet Deutscher nach Suizid von Ärztin Kellermayr angeklagt
05.09.2024, 17:46 Uhr Artikel anhören
Am Gerichtsgebäude gedachten Menschen im Sommer 2022 der Ärztin.
(Foto: picture alliance / VERENA LEISS / APA / picturedesk.com)
In der Corona-Krise macht sich die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr öffentlich für Impfungen stark. Dafür wird sie massiv angefeindet. Sie schließt ihre Praxis - und nimmt sich das Leben. Dafür soll nun ein 61-Jähriger aus Deutschland vor Gericht.
Vor zwei Jahren nimmt sich nach massiven Drohungen die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr das Leben. Die 36-Jährige war von Impfgegnern angefeindet worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Wels Anklage gegen einen 61-jährigen Deutschen erhoben, wie der österreichische "Standard" berichtet. Demnach würden der Abschiedsbrief sowie Gutachten nahelegen, dass die Nachrichten, die der Angeklagte der Ärztin geschickt haben soll, ein Grund für den Suizid gewesen seien. Konkret geht es nach Angaben der Anklagebehörde um vier Mails und drei Twitter-Nachrichten. Die Anklage lautet demnach auf gefährliche Drohung. Dem Mann droht im Fall seiner Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.
Wie es weiter hieß, hat der Mann versucht, sie "in Furcht und Unruhe zu versetzen". So habe er angekündigt, sie vor ein noch einzurichtendes 'Volkstribunal' zu stellen und sie 'auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis' zu bringen. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilt, hat der Angeklagte laut dem Sachverständigen damit rechnen müssen, dass seine Drohungen zu "psychischen Instabilitäten, Verängstigung und als Folge zum Suizid führen können".
Kellermayr hatte sich in der Nacht auf den 29. Juli 2022 in ihrer Praxis in Seewalchen am Attersee das Leben genommen. Diese hatte sie aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos bereits im Juni zuvor schließen müssen. So teilte sie mit, bereits 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben zu haben und etwa einen Security-Mitarbeiter zu beschäftigen, um sich und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. In ihrem Abschiedsbrief hatte sie den Behörden Berichten zufolge vorgeworfen, bei ihrem Schutz versagt zu haben.
Der Behörde zufolge bestreitet der in Deutschland einschlägig vorgemerkte Angeklagte nicht, die Nachrichten verfasst und versendet zu haben. Seiner Meinung nach habe es sich aber lediglich "um ein wechselseitiges verbales Streitgespräch gehandelt", hießt es weiter.
- Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33
- Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
- Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Quelle: ntv.de, jwu