BKA erfasst Zehntausende Fälle Darstellungen von Kindesmissbrauch nehmen zu
23.05.2023, 12:40 Uhr Artikel anhören
Kinder müssten lernen, entsprechendes Material als sexuelle Gewaltdarstellungen zu identifizieren, sagt die Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus.
(Foto: picture alliance / dpa Themendienst)
Zehntausende Videos oder Fotos, auf denen Kinder sexuell missbraucht werden, verzeichnet das BKA im Jahr 2022. Tatort ist insbesondere das Internet. Die Missbrauchsbeauftragte des Bundes fordert mehr Anstrengungen gegen digitale Gewalt.
Von der Polizei erfasste Darstellungen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor allem im Internet nehmen weiter zu. Im vergangenen Jahr wurden 42.075 Fälle in Deutschland bekannt und damit 7,4 Prozent mehr als 2021, wie das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilte. Auch für dieses Jahr sei ein weiterer Anstieg zu erwarten, erläuterte Präsident Holger Münch in Berlin.
Hintergrund seien zusehends mehr Hinweise auf Missbrauchsdarstellungen im Internet aus den USA, die vom BKA geprüft und den Ländern für Ermittlungen zugeleitet werden. Münch mahnte bessere Rahmenbedingungen dafür an, etwa mit Blick auf eine Speicherung von IP-Adressen, mit denen Computer identifizierbar sind.
Die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, forderte, den Fokus noch mehr auf die Frage der "digitalen Gewalt im Netz" zu legen. Zugleich sei bekannt, dass häufig Minderjährige nicht zielgerichtet handelten, wenn sie Bilder in Klassenchats teilten. Kinder müssten lernen, solches Material als sexuelle Gewaltdarstellungen zu identifizieren.
Generell wird von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen. Opfer sexueller Gewalt wurden laut BKA im vergangenen Jahr 17.437 Kinder, was ein gleichbleibend hohes Niveau der erfassten Fälle sei. "In Deutschland werden also pro Tag 48 Kinder Opfer sexueller Gewalt", sagte Münch. Die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte mit Kindern als Opfer nahm der Kriminalstatistik 2022 zufolge auf 101 ab.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa