Panorama

Neue Rekorde für April und Mai Das Jahr ohne Frühling

April? Zu warm. Mai? Zu warm? Kommende Woche? Warm.

April? Zu warm. Mai? Zu warm? Kommende Woche? Warm.

(Foto: dpa)

Ein Winter mit langem Atem und ein eifriger Früh-Sommer: Auf der Strecke bleibt der Frühling. Bereits im April wird die 30-Grad-Marke geknackt. Und im Mai dann lokal gleich mehrere Tage. Was das für den richtigen Sommer heißt, weiß n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Erst ein Winter mit langem Atem und dann ein eifriger Früh-Sommer: Auf der Strecke blieb dabei in diesem Jahr der Frühling. Bereits im April wird erstmals die 30-Grad-Marke geknackt. Und im Mai dann lokal gleich mehrere Tage am Stück. Was das für den richtigen Sommer heißt, weiß n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Am Freitag beginnt mit dem Juni auch der Sommer - zumindest meteorologisch gesehen. Zeit für den Rückblick auf den Frühling 2018. Wie war er?

Wenn wir es rein wettertechnisch betrachten, dann ist der Frühling 2018 eigentlich ausgefallen. Der März war - als erster Frühlingsmonat - eher spätwinterlich. Und dann folgte der direkte Durchmarsch in den Sommer. Mit dem wärmsten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, gefolgt vom Mai, der am Ende ebenfalls einen neuen Temperaturrekord schreiben dürfte.

Dann schauen wir doch mal auf die einzelnen Monate: welche Besonderheiten brachte uns der März?

Der Winter wollte uns definitiv noch nicht verlassen. Der März war - gemessen am langjährigen Mittel - fast ein Grad zu kalt. Und so begann der März fast überall mit Dauerfrost und eisigen Nächten, die gebietsweise zweistellige Minusgrade im Programm hatten. Zudem lag vielerorts Schnee. Gerade die Menschen in Schleswig-Holstein werden sich an die bis zu 40 Zentimeter ziemlich gut erinnern. Anschließend folgte ein Mini-Hauch vom Frühling, den der kalte Nord- bis Ostwind nach der Monatsmitte rasch wieder verblies. Danach mühten sich die Frühlingsluft redlich gegen die kalte "Schwedenschelle", brachte es aber nur selten mal zum Durchbruch. Am ehesten vielleicht am 30. März als es am Bodensee fast 20 Grad gab.

Und dann kam der April-Sommer.

Noch nicht ganz. Denn zu Beginn gab’s noch einmal einen Winternachschlag. Auch an diesen dürften sich die Menschen im Norden ganz gut erinnern. Kein Aprilscherz waren nämlich die 23 Zentimeter Schnee in Laage in Mecklenburg-Vorpommern am 1. April, dem Ostersonntag. Zeitgleich lagen auf dem Brocken im Harz noch knapp 1,50 Meter Schnee. Gut drei Wochen später war der Oberharz auf circa 1150 Metern Höhe dann auch weitestgehend schneefrei. Zuvor erlebte man im Flachland bereits am ersten April-Wochenende auch das erste Sommerwochenende des Jahres. Am 7. und 8. April nämlich mit Spitzenwerten, die es in der Westhälfte gerne mal auf sonnige 25 bis 27 Grad brachten. Zum Teil wurden auch Temperaturrekorde für das erste Aprildrittel geknackt. Zum Beispiel am Flughafen Köln-Bonn mit 25,7 Grad.

n-tv Meteorologe Björn Alexander sagte: Für den richtigen Sommer heißt das bisherige Wetter gar nichts.

n-tv Meteorologe Björn Alexander sagte: Für den richtigen Sommer heißt das bisherige Wetter gar nichts.

Damit war der April schon auf Rekordkurs?

Auf jeden Fall. Zumal uns dann Schlagworte wie "Saharastaub", "Blutregen" oder "Starkgewitter" sowie "April-Sommer" beschäftigten. Bereits am 19. April wurde dementsprechend erstmalig in diesem Jahr die 30 Grad-Marke geknackt.  

Wo?

Im Bereich Niederrhein, Ruhrgebiet bis herauf ins Ems- und Münsterland. Ganz vorne weg beispielsweise die Wetterstationen in Marl, Duisburg-Hochfeld, Gelsenkirchen, Emsdetten, Bochum, Bocholt und Krefeld mit 30 Grad oder etwas darüber. Damit wurden dann auch etliche Temperaturrekorde im zweiten Aprildrittel geknackt und es kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass der April auf Rekordkurs war. Auch wenn sich zum Monatswechsel ein kleiner Einbruch mit teils heftigen Gewittern anbahnte - ausgerechnet zum Maifeiertag.

Vor der Mai-Rückschau: Wie viel zu warm war denn der April?

Im Endeffekt sind es fast fünf Grad überm langjährigen Durchschnitt geworden. Die mittlere Temperatur lag deutschlandweit bei knapp 12,3 Grad. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung war der April 2018 damit der erste April, der eine Mitteltemperatur von über 12 Grad erreicht hat. Außerdem erlebten wir durchschnittlich um die 220 Sonnenstunden - etwa 1,5 mal soviel wie normal. Gleichzeitig war es recht trocken mit nur rund 40 Litern Regen pro Quadratmeter. Kaum 70 Prozent der ansonsten üblichen Regenmenge.

Und die Trockenheit ging hier im Osten dann auch im Mai weiter, oder?

So viel ist sicher. Die enorme Waldbrandgefahr zuletzt ist ein eindeutiges Zeichen dafür. Aber auch im großen Rest setzte das erste Wochenende im Mai - nach dem gewittrigen Beginn - schon wieder viele sommerliche und teils strahlend schöne Akzente. Ein paar Rückschritte folgten zwar noch - beispielsweise an Christi Himmelfahrt mit teilweise kräftigen Gewittern und einer vorübergehenden Abkühlung. Doch bereits zur Monatsmitte deutete sich an: bis zum Monatsende könnte sich an der meteorologischen Trilogie: zu warm, zu sonnig, zu trocken kaum etwas ändern.

Doch auch Gewitter folgten.

Das stimmt. Die Pfingstferien brachten uns zwar deutlich mehr Sommer als eine beliebige Woche in den Sommerferien. Zeitgleich bahnte sich aber eine brisante Lage an, die in einigen Landesteilen katastrophale Auswirkungen haben sollte. Denn die teilweise fast schon tropisch anmutende und schwüle Luft hat leider auch ein enormes Unwetterpotenzial - mit Regenmengen von bis zu 150 Litern pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit. Das sind direkt mal mehrere Monatsniederschläge innerhalb von Stunden mit Rekordregenmengen. Übrigens sind das Szenarien, die wir auch in den letzten Jahren besonders im Sommer immer mal wieder erlebten. Beispielsweise im Juli 2017, im Juni 2016 oder im Juli 2014. 

Das waren aber alles Sommermonate. Auf den Mai trifft das aber nicht zu.

In diesem Jahr schon. Denn der Mai zieht am Ende mit einem Durchschnitts-Juni gleich. Nach dem April pulverisiert nämlich auch der Mai alle anderen Monatswerte mit einer Mitteltemperatur von knapp 16 Grad. Dass der Frühling damit nicht auch alle seine Vorgänger weit abschlägt, liegt somit einzig und alleine am kalten März. So wird der Frühling 2018 ähnlich wie der Frühling 2007 durchs Ziel gehen. Der war am Ende gut 3 Grad zu warm.

Hat der Sommer jetzt eigentlich schon sein Pulver verschossen?

Nein. Denn an der Wahrscheinlichkeit für sommerliche Wetterlagen im Juli oder August ändert der Sommer im Frühling nichts. Was sich allerdings zum Monatswechsel ändern könnte, das ist die hohe Explosivität der aktuellen Wetterlage. Bis einschließlich Samstag bleibt die Unwettergefahr zwar noch hoch, danach sollte es aber schrittweise ruhiger werden. Dabei bleibt das Temperaturniveau weiterhin sommerlich.

Quelle: ntv.de

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