San José beklagt acht ToteDas Massaker im Straßenbahn-Depot
Nach einem erneuten Schusswaffenangriff in den USA mit acht Toten steht das laxe Waffenrecht einmal mehr im Fokus der politischen Debatte. US-Präsident Biden spricht von einer Seuche, will schärfere Gesetze. Die Zahl der Schusswaffenopfer allein in diesem Jahr gibt ihm ein gutes Argument.
Neues Schusswaffenmassaker in den USA: In einem Straßenbahn-Depot der kalifornischen Großstadt San José hat ein Mitarbeiter mindestens acht Menschen erschossen. Der Mann eröffnete laut Polizei am frühen Morgen das Feuer auf dem Gelände der Nahverkehrsgesellschaft Valley Transportation Authority (VTA). Mehrere Menschen erlitten schwere Verletzungen. Danach nahm er sich das Leben. "Ich kann bestätigen, dass es im Moment acht Opfer gibt, die für tot erklärt wurden", sagte Polizeisprecher Russell Davis. "Und es gibt einen Verdächtigen, der für tot erklärt wurde."
Die Polizistin Laurie Smith sagte, der Angreifer habe sich das Leben genommen, als die Sicherheitskräfte eingetroffen seien: "Ich bin mir sicher, dass der Verdächtige sich das Leben nahm, als er wusste, dass die Polizei da ist." Davis sagte, es habe keinen Schusswechsel zwischen dem Mann und der Polizei gegeben. Das Motiv des laut Medienberichten 57-jährigen VTA-Mitarbeiters ist bislang unklar. Dazu werde noch ermittelt, sagte Polizeisprecher Davis.
Behördenvertretern zufolge fielen die Schüsse bei einem morgendlichen Gewerkschaftstreffen. Zu dem Zeitpunkt hielten sich rund 80 Mitarbeiter auf dem Gelände im südlich von San Francisco gelegenen San José auf. Polizei und Rettungskräfte rückten mit einem Großaufgebot und Dutzenden Fahrzeugen an. Nach der Attacke durchsuchten Sprengstoff-Experten das Gelände, auf dem Straßenbahnen geparkt und gewartet werden, nach möglichen versteckten Sprengsätzen.
"Wütend über Kollegen gesprochen"
Mehrere US-Medien berichten übereinstimmend, dass es sich bei dem Schützen um Samuel Cassidy handelt. Die Polizei untersuchte zudem einen Wohnungsbrand, der im Haus des Verdächtigen kurz vor der Schießerei ausgebrochen sein soll. Cassidys Ex-Frau sagte der regionalen Zeitungsgruppe Bay Area News Group, dieser habe "häufig wütend über seine Kollegen und Vorgesetzten gesprochen".
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sprach vor Ort von einem "tragischen Moment" für den Bundesstaat. "Was zum Teufel stimmt mit uns nicht und wann werden wir das endlich in den Griff bekommen?", fragte Newsom auf einer Pressekonferenz und lobte das schnelle Eingreifen der Sicherheitskräfte. US-Präsident Joe Biden sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und ordnete an, die Flaggen auf Halbmast zu setzen. "Es gibt jetzt mindestens acht Familien, die nie wieder ganz werden", sagte Biden. Er rief den Kongress erneut dazu auf, Schritte zu einer Eindämmung der "Seuche der Waffengewalt" in den USA zu unternehmen.
17.300 Tote allein 2021 durch Waffen
In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Schusswaffenangriffen. Nach Angaben der spezialisierten Website Gun Violence Archive starben im laufenden Jahr bereits mehr als 17.300 Menschen durch Schussverletzungen, mehr als die Hälfte durch Suizide. Allein im März wurden bei einem Angriff auf mehrere Massagesalons in Atlanta im Bundesstaat Georgia acht Menschen getötet und bei einen Angriff auf einen Supermarkt in Boulder, Colorado, zehn Menschen. Im April erschoss ein Ex-Mitarbeiter in einem Fedex-Verteilzentrum in Indianapolis im Bundesstaat Indiana acht Menschen.
Pistolen und Gewehre sind in den USA weit verbreitet. Versuche einer Verschärfung des sehr lockeren Waffenrechts sind immer wieder gescheitert. Präsident Biden hat kürzlich zwar einige Regelverschärfungen beschlossen; für weitergehende Reformen bräuchte er aber die Zustimmung des Kongresses. Dort scheitern Gesetzesvorstöße für eine stärkere Waffenkontrolle immer wieder am Widerstand der konservativen Republikaner.