Sommergefühle zum Wochenende Der Herbst lässt auf sich warten - vorerst
31.08.2023, 17:41 Uhr Artikel anhören
"Insbesondere der Süden kann sich auf viel Spätsommerfeeling einstellen", sagt Björn Alexander.
(Foto: picture alliance/dpa)
Es ist ein Sommer der Gegensätze: Während der Norden in Regengüssen versinkt, ist im Süden von einem Jahrhundertsommer die Rede. Auch die Prognosen für die ersten Herbstwochen gehen weit auseinander. Wo zum Wochenende jedoch erstmal der Sommer zurückkehrt, weiß ntv-Meteorologe Björn Alexander.
ntv: Mit dem Monatswechsel geht es für die Meteorologen schon in den Herbst. Warum dieser Termin?
Björn Alexander: Der meteorologische Wechsel der Jahreszeiten hat einen statistischen Hintergrund. Er soll die Jahreszeiten vergleichbar machen. Deshalb ist er - im Vergleich zum variablen Termin des kalendarischen Wechsels - immer auf den Monatsersten gelegt. Kalendarisch beginnt der Herbst 2023 in diesem Jahr übrigens am 23. September um 8.49 Uhr. Dann nämlich steht die Sonne senkrecht über dem Äquator.
Wie geht der Sommer 2023 in die Wetterstatistiken ein?
Bei den Temperaturen liegt die Abweichung im Vergleich zum Referenz-Zeitraum 1961 bis 1990 bei plus 2,3 Grad. Verglichen mit den letzten 30 Jahren verlief der Sommer rund ein Grad zu warm. Damit belegt er - hinter den vier Jahrhundertsommern 2003, 2018, 2019 und 2022 - den fünften Platz der wärmsten Sommer. Sonne und Regen waren leicht überdurchschnittlich. Wobei die räumliche und zeitliche Verteilung insgesamt enorme Unterschiede aufzeigt.
Was bedeutet das?
Für die Temperaturverteilung beispielsweise, dass der Norden einen teilweise ziemlich dürftigen und phasenweise verregneten Kernsommer erlebte. Ganz im Süden sah es insbesondere im August ganz anders aus. München erlebte zum Beispiel im August 18 Sommer- und 13 Hitzetage. Das qualifiziert schon für den Bereich der Jahrhundertsommer. Auffällig unter anderem ebenfalls: Mit um die 115 Liter Regen je Quadratmeter erlebten wir im deutschlandweiten Mittel den nassesten August seit dem Jahr 2010.
Lässt diese Bilanz Aussagen über den weiteren Wetterverlauf zu?
Im Sinne eines Musters leider nicht. Hier muss für die Prognose somit die experimentelle Langfrist herhalten. Und die sieht den September 2023 regentechnisch im Durchschnitt. Das wären im Deutschlandmittel schlussendlich um die 60 bis 65 Liter je Quadratmeter. Bei den Temperaturen sind die beiden maßgeblichen Klimamodelle derzeit im leicht überdurchschnittlichen bis deutlich zu warmen Bereich unterwegs. Spannend ist hierbei aber auch der Blick auf die Monate Oktober und November.
Warum das?
Beim Oktober gehen die beiden Trends deutlich auseinander. Für den November herrscht derzeit aber Einigkeit über einen durchschnittlichen bis zu kalten Verlauf. Damit wäre ein frühes Lebenszeichen des Winters denkbar. Sehr kontrovers sind indes die Bewertungen für die Niederschläge.
Was sagen die Berechnungen?
Laut der Prognose des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA würden wir im Oktober und November in einen Hochdruck-dominierten Herbst steuern - viel goldener Oktober inklusive. Basierend auf dem Europäischen Wettermodell würde es hingegen deutlich wechselhafter mit wiederholtem Tiefdruckeinfluss weitergehen.
Vom unsicheren Blick in die Ferne zurück zum konkreten Wetter der nächsten Tage: Was erwartet uns?
Derzeit tummeln sich mit "Erwin", "Franz" und "Günter" noch drei Tiefdruckgebiete um uns herum. Sprich: Die Wetterbesserung lässt noch etwas auf sich warten. Aber sie kommt und bringt uns am Wochenende wieder häufiger Sonne und vor allem ansteigende Temperaturen.
Wie warm wird es?
Insbesondere der Süden kann sich auf viel Spätsommergefühl mit Spitzen bis knapp 30 Grad einstellen. Aber auch sonst wird es besser und weniger frisch.
Der Herbst will wohl noch warten - auch in der kommenden Woche?
Da haben die Wettercomputer noch unterschiedliche Ansätze. Allerdings sind mit einem Tief über Südwesteuropa auch sehr warme Lösungen mit im Rennen. Das würde dann nicht nur Deutschland betreffen. So gibt es auch Prognosen, die westlich von uns mit Schwerpunkt Frankreich eine markante Hitzeblase aufsteigen lassen.
Wie heiß würde es dort werden?
Einige Modelle zeigen im Südwesten Frankreichs in Richtung Atlantikküste nochmals Spitzen über 40 Grad. Das wäre dort sicherlich im Rekordbereich.
Mit welchen Hitzespitzen können wir in Deutschland im September überhaupt noch rechnen?
Die Rekordwerte liegen bis ins erste Oktoberdrittel hinein noch bei jenseits der 30 Grad. Am heißesten war es in der Vergangenheit an der Sternwarte in Jena in Thüringen sowie in der Gemeinde Bühlertal in Baden-Württemberg mit 36,5 Grad.
Was bringt das erste September-Wochenende im Detail?
Am Samstag tummeln sich entlang der Landesmitte noch einige Wolken und bringen zeitweise Schauer mit. Weiter nördlich und südlich ist es nach Auflösung von Frühnebel unterdessen sonniger und trocken. Dazu 21 Grad im Nordosten und bis zu 29 Grad im Breisgau.
Und am Sonntag?
Sind im Südosten einzelne Schauer oder Gewitter möglich. Oftmals ist es aber trocken mit längerem Sonnenschein. Das Ganze bei 19 Grad an der Nordsee im Seewind und bis an die 30 Grad am Oberrhein.
Wie geht es anschließend weiter?
Am Montag verfestigt sich das Hochdruckwetter zunächst einmal. Damit wabern erst gebietsweise Dunst oder Nebel, bevor uns verbreitet ein freundlicher und trockener Mix aus Sonne und Wolken erwartet. Die Temperaturen bringen es dabei auf 20 bis 28 Grad, wobei es entlang des Rheins am wärmsten bleibt. Danach zieht sich das Hoch wahrscheinlich in Richtung Skandinavien zurück, sodass die Karten neu gemischt werden. Inwieweit sich die Tiefs mit deutlich wechselhafteren Aussichten ins Spiel bringen, ist aber noch völlig offen.
Quelle: ntv.de