Onlineshopping bei TotòDer Mafiapate wird zur Kaffeemarke

Der vor Kurzem verstorbene Salvatore Riina galt als der Boss der Mafia-Bosse. Über hundert Morde hatte er auf dem Gewissen. Und während seine Verehrer um ihn trauern, will die Tochter seinen Namen im Internet vermarkten.
An Kreativität mangelt es den meisten Italienern nicht und einigen auch nicht an einer gewissen Unverfrorenheit. Wie im Fall der Tochter und des Schwiegersohns des Mafiabosses Totò Riina. Dieser ist vor knapp einem Monat, einen Tag nach seinem 87. Geburtstag, im Krankentrakt des Hochsicherheitsgefängnisses von Parma gestorben. Dort saß er seit 1993 seine 13 Mal lebenslängliche Haftstrafe ab.
Man beschuldigte ihn des hundertfachen Mordes. Außerdem soll er der Auftraggeber der im März und Juli 1992 gegen die Mafia-Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino verübten Mordanschläge gewesen sein. Eine blutrünstige Bestie, "Belva", nannten ihn seine Gegner. Der Staat traute ihm bis zu seinem letzten Atemzug nicht. Deswegen wurde auch ein Antrag der Familie abgewiesen, ihn angesichts seiner mittlerweile sehr prekären Gesundheit die letzten Monate nach Hause zu lassen. Man war der Meinung, Riina habe auch vom Gefängnis aus die Fäden der Mafia gezogen.
Der Kaffee "Zù Totò"
Nun ist der "Capo dei capi", der Boss der Bosse, tot, doch wirklich gehen lassen möchte ihn der Clan, "la Famiglia", nicht. Auch wenn die Suche nach einem neuen Boss schon begonnen hat. Die Einnahmen könnten in Zukunft schrumpfen. Außerdem wurden der Familie im Sommer Wertbestände in Höhe von 1,5 Million Euro aus dem sogenannten "Riina-Schatz" konfisziert.
Neue Erwerbsquellen wurden dringend gesucht und eine schien schon gefunden zu sein. Noch bis vor ein paar Tagen konnte man auf der Webseite toto.scontrinoshop.com/about, nach einem freundlichen "Benvenuti su Zù Totò", "Willkommen auf Zù Totò", folgende Botschaft lesen: "Wir sind zu zweit ... Maria Concetta Riina und Antonio Ciavarello, und wollen in Zukunft Produkte mit dem Markennamen 'Zù Totò' vertreiben. Da man uns grundlos alles beschlagnahmt hat, starten wir mit den Kaffeepads den Vorverkauf, um so das nötige Startkapital zusammenzubekommen." Am Ende bedankten sich Maria Concetta und Antonio noch für das Vertrauen und versicherten "die Aufträge, sobald die Firma durchstarten kann, zu erledigen".
Der Traum könnte schon wieder ausgeträumt sein, denn die italienische Justiz ist den Riinas erneut in die Quere gekommen und hat die Webseite gesperrt - zumindest vorläufig. Maria Concettas Ehemann Antonio wurde nämlich am 30. November wegen Betrugs zu Hausarrest verurteilt und darf deshalb an dem Unternehmen gar nicht teilhaben. Darüber hinaus vermuten die Ermittler, dass es sich bei dieser Crowdfunding-Aktion auch um Geldwäsche handeln könnte. Und mittellos seien die Riinas trotz der Beschlagnahmung im Sommer nicht, sind sich verschiedene Zeitungen sicher. Riina selber soll im Gefängnis einem Abhörprotokoll zufolge einmal gesagt haben: "Und wenn ich auch nur ein Drittel von dem rette, was ich habe, wäre ich noch immer reich."
Ein Gentleman-Gangster
Im Regen wird zudem auch Falle des Scheiterns dieser Geschäftsidee niemand stehen, denn die "Famiglia" hält wie Pech und Schwefel zusammen und kann weiter auf eine eine große ergebene Gefolgschaft zählen. Man brauchte nur die Kondolenzschriften zu Riinas Tod in den sozialen Medien lesen. Mit Riina sei ein "großer Mann dahingeschieden". Das klingt nicht nach der Bestie, die den Ehrenkodex der Mafia vom Tisch gefegt und den Befehl erteilt hatte, auch Kinder und Frauen der "Pentiti", der Kronzeugen, zu töten.
Für seine Verehrer ist mit ihm eine Epoche zu Ende gegangen: "Als es ihn noch gab, ging's mit Italien bergauf, an Geld war kein Mangel" schreibt einer und ein anderer fügt tief betroffen hinzu: "Heute ist der Vater, der sich um uns alle und um alles gekümmert hat, gestorben. Mögest du in Frieden ruhen. Einen wie dich wird es kein zweites Mal geben."
Der Großteil der Kondolenzschreiben kam aus Sizilien, aber nicht nur. Auch Postings aus dem Ausland waren dabei. Sogar eines aus dem fernen Rio de Janeiro, das der Familie Riina "unser tiefstes Beileid" aussprach. Bei einem anderen wiederum hat man das Gefühl, der Padrino verwandele sich langsam zu einer Romanfigur: Man trauert um den "Gentleman-Gangster", der "nun nicht mehr ist, aber niemals vergessen sein wird".