Panorama

Das Wetter zum WochenendeDer dicke Regen ist bald durch

09.03.2017, 13:03 Uhr
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Auch Kleingärtner können sich langsam aber sicher auf Frühling einstellen. (Foto: dpa)

Regen, Schnee, Lawinengefahr: So richtig kommt der Frühling nicht auf Touren. Doch n-tv-Meteorologe Björn Alexander gibt Grund zur Hoffnung. Mit dem Dauerregen ist es in absehbarer Zeit vorbei und langsam klettern die Temperaturen Richtung T-Shirt-Wetter.

Regen, Schnee, Lawinengefahr: So richtig kommt der Frühling nicht auf Touren. Doch n-tv-Meteorologe Björn Alexander gibt Grund zur Hoffnung. Der dicke Regen ist in absehbarer Zeit vorbei und langsam klettern die Temperaturen Richtung T-Shirt-Wetter.

n-tv.de: Es ist grau, es ist nass. Irgendwie deprimierend. Wann wird es endlich besser?

Björn Alexander: Ein erster Lichtblick ist auf jeden Fall mal in Sicht. Durch Hoch "Johanna" werden die kommenden Tage trockener und freundlicher. Richtiges Strahlewetter ist es zwar noch nicht, das wir bekommen werden. Aber der dicke Regen ist bald durch. Und auch die Temperaturen sind relativ mild.

Klingt schon mal toll. Wo hat es denn bisher am meisten geregnet?

Zuletzt waren besonders der Alpenraum und die Regionen rund um den Schwarzwald betroffen. Insgesamt sind da gerne mal Regenmengen von rund 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen, stellenweise auch mehr.

Wie viel ist das in Relation?

Nimmt man beispielsweise den Feldberg im Schwarzwald, dann bekommt dieser normalerweise im ganzen März durchschnittlich etwa 150 Liter ab. Zusammen mit dem Tauwetter bis in die Höhenlagen ist die Hochwassersituation an kleineren Flüssen und Bächen dementsprechend angespannt bzw. akut. Angespannt ist übrigens auch die Lawinensituation in einigen Bereichen der Alpen. Besonders in den nordwestlichen Staulagen, also im Bereich der Zentral- und Ostschweiz (Graubünden) sowie in weiten Teilen Tirols und Vorarlbergs.

Warum?

Weil es in den Hochlagen oberhalb von circa 1200 bis 1500 Meter mitunter heftig geschneit hat - und auch noch weiter schneien wird. Bis zum Freitag fallen in den Nord- und Zentralalpen noch einmal 50 bis 100 Zentimeter Neuschnee. Das gemeinsam mit einem teils stürmischen Wind und den milderen Temperaturen hat die Lawinengefahr zum Teil drastisch ansteigen lassen. Kritisch ist es in den höheren Lagen (ab eben etwa 1500 Meter) mit Stufe 4 von 5, also eine große Lawinengefahr. Darunter ist sie teilweise erheblich mit Stufe 3 von 5.

Da sich jetzt die Sonne besser durchsetzen wird und die Schneefälle abklingen, ist es also eine gefährliche Gemengelage. Denn gerade diese Wetterbesserung in Kombination mit dem Wochenende verleitet schon mal gerne dazu, die gesicherten und freigegebenen Pisten zu verlassen, um im Tiefschnee Schwünge zu machen. Das kann - ohne entsprechende Kenntnisse der Gegebenheiten - ein lebensgefährliches Risiko sein. Ebenso gilt das natürlich für das Skitourengehen.

Für alle Nicht-Wintersportler: Was bedeutet denn Stufe 4 bei den Lawinen?

Dass eine Lawinenauslösung in den gekennzeichneten Bereichen (vor allem im steileren Gelände) bereits bei geringer Zusatzbelastung wahrscheinlich ist. Dabei sind auch mittlere bis große Lawinen möglich. Man gefährdet also nicht nur sich selber, sondern gegebenenfalls auch andere.

Dann kommen wir nun doch zum erfreulicheren Part am heutigen Tag: Es wird schöner.

So wird es sein. Denn Hoch "Johanna" naht und bringt uns den sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont beziehungsweise am Himmel. Somit startet auch das Wochenende - nach einem meist freundlichen und vielerorts auch trockenen Freitag - ganz brauchbar. Es lenzt sogar ein wenig. Denn die Temperaturen erreichen mit ein paar Stunden Sonne zwischen 8 und 16 Grad. Erst später sind im Nordseeumfeld dichtere Wolken unterwegs, die auch ein paar Tropfen Regen bringen können.

Wie geht es am Sonntag weiter?

Insgesamt werden zwar ein paar mehr Wolken unterwegs sein, die bringen aber höchstens ganz gelegentlich etwas Regen mit. Kurzum: Meistens bleibt es trocken und weiterhin mild mit einer ähnlichen Temperaturspanne zwischen 8 und 16 Grad.

Großartig. Und nächste Woche?

Montag und Dienstag wahrscheinlich mehrheitlich trocken und freundlich bei 7 bis 15 Grad. Es sieht also gar nicht schlecht aus. Zumal es auch am Mittwoch schön und mild werden könnte.

Ein gutes Omen für das danach folgende Wochenende?

Das lässt sich momentan leider nicht sagen. Allerdings deuten die Wettermodelle derzeit eine wechselhaftere Phase nach der Wochenmitte an.

Bleibt es denn wenigstens mild?

Nach jetzigem Stand ja. Jedoch ist auch die Winterluft noch nicht ganz vom Tisch. Zumindest gibt es bei den verschiedenen Wettercomputern immer mal wieder Berechnungen, die auch eine kältere bis kalte Phase bringen könnten. Unabhängig davon hat übrigens in den westlichen Landesteilen der Frühling nachhaltig (und unaufhaltsam) begonnen.

Woher weiß man das?

Anhand der gemessenen Temperaturen. Daraus wird die sogenannte Grünlandtemperatursumme berechnet. Und wenn diese Aufsummierung einen Wert von von über 200 Grad Kelvin erreicht und überschritten hat, dann ist das sozusagen der Startschuss für die Vegetation, dass es mit dem Frühling richtig losgehen kann. Sowohl für die Landwirtschaft als auch für viele Kleingärtner eine wichtige Kenngröße, denn sie gibt an, ab wann die Bearbeitung der Böden und Äcker beginnen kann.

Warum Kelvin?

1 Grad Kelvin entspricht einem Grad Celsius. Allerdings ist die Skala anders aufgebaut. Celsius ist eine relative Temperatur, denn die Skala ist bezogen auf die Eigenschaften von Wasser. Die Temperatur, bei der Wasser gefriert, ist definiert als 0 Grad. Also der sogenannte Gefrierpunkt. Der Siedepunkt von Wasser entspricht 100 Grad Celsius. Um diese zwei Fixpunkte baut sich die Skala auf. Das hat aber einen entscheidenden Nachteil: Temperaturen in Celsius können nicht einfach so addiert werden. Deswegen werden solche aufaddierten Größen immer in Grad Kelvin angegeben.

Woran orientiert man sich denn bei den Angaben in Kelvin? Und warum gibt man bei der Wettervorhersage nicht einfach immer Kelvin an?

Weil diese (absolute) Einheit ansonsten eher unpraktisch ist. Denn diese ist ausgelegt am absoluten Nullpunkt. Also der tiefsten uns bekannten Temperatur. Diese liegt etwa bei minus 273,15 Grad Celsius. Und das entspricht dann eben 0 Grad Kelvin. Auf unser Wochenende bezogen würde das im Wetterbericht heißen: Die Temperaturen steigen auf fast schon frühlingshafte 281 bis 289 Grad Kelvin. Celsius ist da doch irgendwie griffiger. Auch wenn das natürlich viel mit Gewohnheit zu tun hat.

WetterBjörn Alexander