Prozess um Gardasee-UnfallDeutscher entschuldigt sich bei Angehörigen

Knapp fünf Monate nach dem tödlichen Bootsunfall auf dem Gardasee beginnt nun der Prozess gegen die beiden beschuldigten Deutschen. Vor Gericht kommt es zu emotionalen Szenen. Die Angehörigen des verstorbenen Pärchens machen ihrer Empörung Luft.
Zum Prozessauftakt um den tödlichen Motorboot-Unfall vom Gardasee ist es zur emotionalen Begegnung eines der angeklagten Deutschen mit den Hinterbliebenen gekommen. Der Münchner ging nach einer kurzen Eröffnungssitzung im Gerichtssaal von Brescia zu den Eltern von Greta Nedrotti und bat um Entschuldigung. "Es tut mir von Herzen leid", sagte er leise auf Italienisch.
Bei den vielen Angehörigen und Freunden der zwei getöteten Italiener überwog im Gerichtssaal die Empörung darüber, dass es fast fünf Monate dauerte, bis sich der Deutsche persönlich bei ihnen meldete. Sein ebenfalls angeklagter Freund erschien nicht zum Prozess.
Dem Unternehmer wird vorgeworfen, in der Nacht des 19. Juni zusammen mit dem Freund in einem Luxus-Motorboot über den Gardasee gerast zu sein und ein kleines Holzboot überfahren zu haben. Darin saßen Nedrotti und ihr Freund Umberto Garzarella - sie wurden getötet. Die Deutschen fuhren demnach weiter und gaben später an, den Unfall nicht bemerkt zu haben.
"Wir haben nichts mehr", sagte die Mutter von Greta zum mutmaßlichen Lenker des Motorbootes. Greta war ihre einzige Tochter. Der Vater von Umberto warf dem Touristen, der in Italien in Hausarrest sitzt, in seiner Antwort vor allem Gleichgültigkeit vor, weil er mit seinem Kumpel kurz nach dem Unfall und ersten Polizeibefragungen zurück nach Deutschland gefahren war. "Man kann Fehler machen. Aber dann einfach abzuhauen...", schimpfte Enzo Garzarella. "Hier geht es um Demut."
"Wir wollten am ersten Tag kommen"
Die Frau des Münchners, der in dem Moment daneben die Tränen kamen, sagte leise, dass die Anwälte ihnen abgeraten hätten, Kontakt zu den Familien der Opfer aufzunehmen. "Wir wollten am ersten Tag kommen, aber wir durften es nicht", sagte der Angeklagte. Ihm droht eine Haftstrafe von fünf Jahren wegen fahrlässiger Tötung.
In der ersten Sitzung wurden vor allem technische Details wie die Terminierung der Verhandlungstage geklärt. Außerdem zogen sich die Familien der Hinterbliebenen als Nebenkläger zurück. Sie hatten sich zuletzt mit einer Versicherung der Deutschen auf die Zahlung einer Entschädigungssumme geeinigt. Dagegen wollen der Ort Salò am Gardasee, wo sich der tödliche Unfall ereignet hatte, und der Gemeindeverband Garda als Nebenkläger in den Prozess einsteigen. Die Details dazu sollen bei der nächsten Verhandlung geklärt werden.
Im Prozess sind vorerst neun Verhandlungstage bis März anberaumt, verkündete der Richter. Er deutete aber zugleich an, dass möglicherweise nicht alle Termine nötig sein werden. Er vertagte die Sitzung auf den 16. Dezember. Dann sollen Zeugen gehört werden.