Hapag-Lloyd-Frachter attackiert Deutsches Containerschiff im Roten Meer beschossen
15.12.2023, 10:38 Uhr Artikel anhören
Riesenfrachter auf dem Weg nach Singapur: DIe "Al Jasrah" hier am Kai im Hamburger Hafen (Archivbild).
(Foto: dpa)
Huthi-Rebellen schießen im Roten Meer auf einen Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd. Die "Al Jasrah" sei beschädigt worden, Verletzte habe es nicht gegeben, sagt ein Sprecher der Hamburger Reederei. Von der Bundesregierung und der EU wird ein besserer Schutz gefordert.
Ein Containerschiff der deutschen Reederei Hapag-Lloyd ist im Roten Meer unter Beschuss geraten. "Es hat einen Anschlag auf eines unserer Schiffe gegeben", sagte ein Sprecher der Reederei. Ein Beamter des US-Verteidigungsministeriums sagte, der Frachter sei von einem Geschoss getroffen worden, das aus einer von der Huthi-Miliz kontrollierten Region im Jemen abgefeuert wurde. Die USA kündigten verstärkte Anstrengungen für die maritime Sicherheit in der Region an.
Auch die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) bestätigte einen Angriff. Er ereignete sich - wie mehrere frühere Attacken der Huthi-Rebellen - nahe der Meeresenge Bab al-Mandeb zwischen dem Jemen und dem afrikanischen Dschibuti.
Nach Angaben der maritimen Sicherheitsfirma Ambrey brach nach dem Angriff nördlich der Hafenstadt Motscha ein Brand auf dem Schiff aus. Ein Container sei ins Meer gefallen, die Schäden seien per Funk gemeldet worden, hieß es. Der Hapag-Lloyd-Sprecher bestätigte die Information zu dem Container zunächst nicht, auch zu weiteren Schäden gebe es keine Informationen, vom Schiff selbst gebe es keine entsprechenden Angaben.
Der Sprecher sagte, das Schiff habe sich auf dem Weg vom griechischen Hafen Piräus nach Singapur befunden. "Es gibt Sachschäden an Bord, die Crew ist unversehrt", so der Sprecher. Das Schiff fahre nun weiter in Richtung seines Zielorts. Das Containerschiff habe eine Kapazität von 15.000 sogenannten Twenty-Foot-Equivalent-Units (TEU), eine international standardisierte Messeinheit für Container.
Deutsche Reeder fordern Schutz vor Angriffen
Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters der USA, Jake Sullivan, handelt es sich bei dem unter liberianischer Flagge fahrenden Containerschiff um die 370 Meter lange und 2016 fertiggestellte "Al-Jasrah". Das Schiff wurde in einer koreanischen Werft gebaut und fährt unter liberianischer Flagge. Nach Angaben des Schiffsdatendienstleisters Marinetraffic.com bewegt sich der Frachter am frühen Nachmittag mit einer regulären Reisegeschwindigkeit von 15,7 Knoten (knapp 30 Kilometer in der Stunde) mit Kurs Südosten in Richtung der Meerenge Bab al-Mandab.
Sullivan erklärte, die Angriffe der Huthis bedrohten die für den Transport von Erdöl und Waren zentrale Freiheit der Seefahrt. Er machte den Iran für die Angriffe verantwortlich. "Die Huthis betätigten den Auslöser, die Waffe bekommen sie vom Iran", sagte Sullivan während eines Besuchs in Tel Aviv.
Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas hat die Huthi-Miliz im Jemen schon mehrfach Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert und Schiffe im Roten Meer angegriffen. Erst am Donnerstag hatten die deutschen Reeder deshalb von der Bundesregierung und der EU Schutzmaßnahmen gefordert. Die deutsche Handelsflotte ist mit ihren gut 1800 Schiffen die siebtgrößte unter den großen Handelsflotten der Welt. Hapag-Lloyd hat Büros in den israelischen Häfen Aschdod, Tel Aviv und Haifa.
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbst ernannten "Achse des Widerstands". Sie drohen, künftig Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Alle anderen würden zum "legitimen Zielen unserer Streitkräfte", hieß es von den Rebellen.
Washington will Bedrohung begegnen
US-Sicherheitsberater Sullivan bekräftigte indes den Willen seines Landes, die Sicherheitsmaßnahmen für die Schifffahrt in der Region zu stärken. Washington arbeite "mit der internationalen Gemeinschaft, mit Partnern aus der Region und aus der ganzen Welt zusammen, um dieser Bedrohung zu begegnen", sagte er vor Journalisten. Britische, französische und US-Schiffe patrouillieren derzeit in der Region und haben bereits mehrere Raketen abgefangen.
Die Meerenge Bab al-Mandeb verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden - und somit mit dem Indischen Ozean. Rund 40 Prozent der weltweiten internationalen Warentransporte durchläuft die Region. Berichten zufolge schossen infolge der Angriffe die Versicherungskosten in die Höhe, für Öltanker betrage der Zuschlag teilweise Zehntausende US-Dollar.
Während Kriegsschiffe, die das Rote Meer durchqueren, gut ausgerüstet sind und Angriffe abwehren können, verfügen Handelsschiffe nicht über denselben Schutz. Besatzungen, die unter Beschuss durch schwere Waffen geraten, verlassen in der Regel die Kommandobrücke und steuern ihre Schiffe von einem gepanzerten Schutzraum aus per Fernsteuerung.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP