
Hat den Ruf, total natürlich - also authentisch - zu sein: Jennifer Aniston.
(Foto: IMAGO/Landmark Media)
Wie authentisch sind wir? Müssen wir denn, sollten wir authentisch sein? Oder wird das total überbewertet? Die Kolumnistin macht den Echtheitscheck mit Echtheitszertifikat.
Laut "People.com" ist das Adjektiv "authentisch" das Wort des Jahres 2023. Dazu gekürt hat es "America's Most Trusted Dictionary", Merriam Webster. Denn: Das Jahr 2023 steht in dem Ruf, nicht unbedingt sonderlich authentisch gewesen zu sein. Und je weniger Authentizität es gerade gibt, desto mehr würde danach gesucht und sie geschätzt werden, heißt es.
Ich glaube, ich bin recht authentisch. Fast schon zu authentisch guckt mir mein Gesicht jeden Morgen im Spiegel entgegen, ich habe zwischenzeitlich eine Stuckateur-Lehre absolviert, um das Haus zu verlassen, ohne unangenehm aufzufallen. Ist natürlich Blödsinn, aber jetzt ma' echt: Es ist kaum etwas gemacht in diesem Antlitz. Weil es aber nicht nur um das Äußerliche gehen soll, sondern auch das Innere, war ich bereits, rechtzeitig vor dem Jahreswechsel, auf der Suche danach, wie ich 2024 für mich optimieren kann, bevor das neue Jahr überhaupt begonnen hat.
Danke!
Und da muss ich nun ganz ehrlich sein: Heute ist der 16. Dezember, noch acht Tage bis Weihnachten und ich habe weder alle Geschenke noch einen Baum. Auch habe ich die Kugeln nicht nach Farben sortiert, wie ich es eigentlich vorhatte, sie liegen seit fast einem Jahr also unberührt im Keller. Folgende Ratschläge kann ich gleich im WC versenken: "Starte ein Dankbarkeitstagebuch" (brauch' ich nicht, ich habe ja eine Kolumne), "Meditiere regelmäßig für fünf Minuten" (schlafe dann nach zwei Minuten ein), "Ruf eine Person an, die dir wichtig ist, statt ihr eine SMS zu schreiben" (ich bin noch berufstätig), "Widme einen Tag im Monat nur dir selbst" (okay, alle halbe Jahre). Ich könnte ewig so fortfahren.
Was bereits geklappt hat: "Bringe deine Gedanken zu Papier" (naja, siehe oben, habe eine Kolumne), "Konsumiere Filme/ Podcasts/ Bücher, die dich zum Lachen bringen (nichts anderes!), "Benenne deine Gefühle" (ich fühle, dass es mich nervt, dass ich die einzige Person zu Hause bin, die das alleinige Hoheitswissen darüber zu haben scheint, wo die Tupperdosen, das Altglas, der Plastik- und Papiermüll, Staubsaugerbeutel und Ähnliches zu finden oder zu verräumen wären, und das benenne ich dann auch, dieses Gefühl, es ist für den häuslichen Frieden aber nicht immer förderlich, wenn ich mich da gefühlsmäßig von den bad vibes befreie, so viel steht fest). Der Tipp "Mache eine Sache nach der anderen" ist allein schon altersmäßig wie von allein passiert, weil ich entweder diese Multitasking-Nummer satthatte oder es einfach gar nicht mehr konnte. Na gut, zwei, drei Dinge nebenher gehen schon noch.
Spitzenmäßig!
Ich muss einfach mal sagen, ich bin super-authentisch. Man kann mir meine Stimmung an der Nasenspitze ablesen, ich bin eine schlechte Schauspielerin. Sonst aber spitze. Das darf ich behaupten, denn man soll sich selbst öfter loben. Also, gut gemacht, Sabine, du hast dich für andere engagiert, mit Therapeuten gesprochen (also Interviewpartner, zählt das?), öfter mal den Ort gewechselt (okay, sehr oft dieses Jahr, es gab Nachholbedarf, wahrscheinlich klebt die letzte Generation bald direkt bei mir im Vorgarten), ich habe den Handywecker gegen einen analogen getauscht, check, und lerne gerade, wie man Aufgaben abgibt. Und Nein sagt. Und auf Wiedersehen. An dieser Stelle daher von mir bereits jetzt ein wunderbares Weihnachtsfest, und bleiben Sie authentisch. Oder werden Sie es.
Quelle: ntv.de