Panorama

Erste Hinweise im Fall "Maddie"Bringt die TV-Suche die Lösung?

16.10.2013, 22:34 Uhr
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(Foto: dpa)

Mit einem Fernsehmarathon durch europäische Fahndungsshows versucht das Ehepaar McCann, neue Spuren zu ihrer vor sechseinhalb Jahren entführten Tochter zu bekommen. Ihr Auftritt im deutschen Fernsehen wird wohl wieder eine Flut von Hinweisen zur Folge haben.

Auch im deutschen Fernsehen ist mit einer großen Zahl an Hinweisen im Fall "Maddie" zu rechnen. Bereits während der Ausstrahlung der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY" meldeten sich die ersten Anrufer, die meinten, Hinweise geben zu können. Für eine Bewertung sei es aber noch zu früh, hieß es vonseiten der TV-Ermittler. Das kleine Mädchen wird seit mehr als sechs Jahren gesucht, nachdem es im Portugal-Urlaub der Familie McCann aus Großbritannien verschwand.

Die damals fast vierjährige Madeleine McCann verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Clubanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Südküste. Gesucht wir jetzt unter anderem nach zwei Männern, die sich auf Deutsch oder Niederländisch unterhielten. Von ihnen gibt es neue Phantombilder.

Nach Auftritten im britischen und niederländischen Fernsehen waren die Eltern von "Maddie" nun auch in Deutschland zu Gast. Kate und Gerry McCann wurden von Detective Chief Inspector Andy Redwood von der Metropolitan Police London begleitet.

Die Ausstrahlungen im Heimatland der McCanns und im holländischen Fernsehen nähren die Hoffnung auf eine neue Spur. Hunderte neue Hinweise gingen nach den Sendungen bei den jeweiligen Polizeibehörden ein. Die niederländische erhielt mehr als 300 Tipps, in Großbritannien zählte die Polizei an die 1000 Anrufe und E-Mails.

Kritik an Beharrlichkeit der McCanns

"Sechs Jahre lang haben wir nicht aufgegeben, weltweit nach unserer Tochter zu suchen", sagten die McCanns. Die neue Medienkampagne der Eltern wird aber auch kritisiert - vor allem im krisengeschüttelten Portugal, wo viele dem Fall eher gleichgültig gegenüberstehen. Der frühere Chef-Ermittler Gonçalo Amaral sagte beispielsweise dem TV-Sender des Massenblatts "Correio da Manhã": "Das ist meiner Meinung nach nur eine neue Publicity-Kampagne mit dem Zweck der Fehlinformation und der Vergiftung, nichts weiter."

Der Mann, der das umstrittene Buch "Maddie: Die Wahrheit über die Lüge" schrieb, ist davon überzeugt, Madeleine sei tot und die Eltern hätten etwas damit zu tun. Seiner Ansicht nach wollen die McCanns die Behörden täuschen und beeinflussen. Solange der Prozess in Portugal nicht wiedereröffnet werde, bleibe unklar, was wirklich geschehen sei, meinte Amaral.

"Kriminalistischer Unsinn"

Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, Christian Pfeiffer, kritisierte die Veröffentlichung neuer Phantombilder im Fall Maddie scharf. "Es ist kriminalistisch Unsinn zu hoffen, dass sechs Jahre nach der Tat auf der Basis von damaligen Zeugenaussagen heute Phantombilder erstellt werden können, und dass diese zweifelhaften Bilder auch noch brauchbare Hinweise bringen könnten", sagte er den "Stuttgarter Nachrichten". Dazu sei das menschliche Gedächtnis einfach zu schlecht.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

Christian PfeifferZDFFall Madeleine McCann