Panorama

Kein Winter mehr Einer der frühesten Frühlinge aller Zeiten

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Schnee, Minustemperaturen, Eis - das alles gibt es in diesem Winter bisher so gut wie gar nicht. Meteorologen blicken nun auf die Forsythien. Ist es dauerhaft so warm, dass sich an ihnen die gelben Blüten zeigen, ist der Frühling da. In manchen Teilen des Landes ist es schon so weit.

ntv.de: In den vergangenen Tagen war es zwar gefühlt mal kälter. Doch mit Winter hatte das auch nicht wirklich was zu tun. War das die letzten Bemühungen der kalten Jahreszeit oder kommt da noch was?

Björn Alexander: Eine dauerhaft winterliche Lage haben die Wettercomputer vorerst einmal nicht auf dem Schirm. Zwar kann es auch in der nächsten Woche mal wieder für kältere Temperaturen mit Schnee in den Mittelgebirgen reichen. Viel mehr aber auch nicht. Stattdessen erlebt die Natur derzeit einen der frühesten Frühlinge überhaupt.

Beginnt der Frühling nicht erst im März?

Die Blüte der Forsythie zeigt, dass der phänologische Frühling da ist.

Die Blüte der Forsythie zeigt, dass der phänologische Frühling da ist.

(Foto: dpa)

Ja. Aber nur für die Klimastatistik und laut Sonnenstand. Die Natur hingegen richtet sich natürlich nach dem Wetter und der Witterung im Winter. Der sogenannte phänologische Frühling, der nach seiner Ausprägung und dem Stand der Vegetation definiert wird, ist in der Regel schon vorher dran. Das können gerne mal zwei bis drei Wochen früher als der kalendarische Frühlingsbeginn sein.

Wann ist der kalendarische Frühlingsbeginn?

In diesem Jahr am 20. März. Der meteorologische Frühlingsbeginn ist hingegen ein fixer Termin. Nämlich immer am 1. März.

Wie findet man heraus, ob die Natur schon im Frühling ist?

Der Startschuss lässt sich über die sogenannte Grünland-Temperatursumme ermitteln. Das ist die Summe der positiven Tagesmittel-Temperaturen seit dem 1. Januar. Diese werden unterschiedlich gewichtet: im Januar mit dem Faktor 0,5, im Februar mit 0,75 und im März mit Faktor 1.

Und dann?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

Erreicht diese Summe den Wert 200, so ist das für die Natur der nachhaltige Vegetationsbeginn. Denn zu diesem Zeitpunkt hat die Natur genügend Energie fürs Wachstum erhalten: Ab dann kann es grün oder gelb werden.

Wieso gelb?

Weil die Forsythie gelb blüht und diese ein optischer Zeiger für den Frühlingsbeginn ist. So ist der sogenannte Erstfrühling im Gange, wenn beispielsweise die Forsythien blühen oder die heimischen Laubbäume mit der Blattentfaltung beginnen. Der Vollfrühling hat begonnen, wenn die Apfelblüte oder generell die Obstblüte losgeht.

Wo geht es denn zuerst mit dem Frühlingserwachen los?

Vorneweg marschiert der Niederrhein, wo es gerade in den Bereich der magischen 200 geht. Zum Teil ist der Schwellwert hier sogar schon übertroffen. Das ist definitiv rekordverdächtig früh.

Und das nach einem ebenfalls rekordwarmen Winter?

Auf jeden Fall. Dieser Nicht-Winter ist nämlich dabei, ganz vorne in den Statistiken zu landen. So konkurriert er mit 2006/2007 um den wärmsten Winter aller Zeiten. Und dementsprechend war es eben auch extrem schneearm. Beispielsweise erlebte Berlin keinen einzigen Tag mit Schneedecke. Das gab es zumindest in den vergangenen 40 Jahren noch nie. Zudem erlebten Großstädte wie Hamburg, Berlin, München und Köln in diesem Winter bislang noch keinen einzigen Eistag. In der Umgebung von München waren es im Januar immerhin ein bis drei Tage.

Was ist ein Eistag?

Ein Tag, an dem die Temperatur dauerhaft unter 0 Grad geblieben ist. Normalerweise kommt Köln im Winter auf 10, München auf 25 bis 30, Hamburg auf 15 bis 20 und Berlin auf 20 bis 25 Eistage. Dementsprechend könnte auch der Februar 2020 in die meteorologischen Geschichtsbücher als wärmster Februar aller Zeiten eingehen. Momentan steht auf dem ersten Platz der Februar 1990. Jedoch sind wir derzeit mit einer positiven Abweichung von rund 5 Grad gegenüber dem langjährigen Durchschnitt in Schlagdistanz.

Zurück zum aktuellen Wetter: Was erwartet uns am Wochenende?

Der Samstag verläuft im Süden schön bei bis zu 15 Grad. Ansonsten ist es wolkiger oder wechselhaft und besonders Richtung Norden auch stürmisch und nass mit Sturmböen an der See sowie im Bergland.

Und am Sonntag?

Bleibt der äußerste Süden im Wettervorteil bei bis zu 17 Grad. Im großen Rest geht es hingegen durchwachsen bis regnerisch und sehr windig weiter. Sturmböen drohen hierbei nach wie vor an den Küsten und auf den Bergen, vorübergehend aber auch im Süden. Mild ist es aber überall. Denn auch ohne große Sonnenanteile geht es rauf auf 8 bis 13 Grad.

Welche Aussichten bringt uns die neue Woche? Sturm und Regen auch am Rosenmontag?

Nach jetzigem Stand wird es allgemein ruhiger und vor allem der Süden und der Osten können sich über freundliche Aussichten freuen. Im Westen und Norden ist das Regenrisiko leicht erhöht. Mit Glück könnte es aber auf den Rosenmontagsumzügen mehrheitlich trocken bleiben.

Wie sieht es bei den Temperaturen aus?

Die steigen zunächst sogar noch etwas an und bringen es auf 8 bis 18 Grad. Der Dienstag verläuft ebenfalls sehr mild, bevor sich zur Wochenmitte mal wieder kühlere Luft anmelden dürfte. Ein stabiles Hoch ist dabei allerdings nicht in Sicht.

Quelle: ntv.de

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