Ab April droht Jobverlust England beschließt Impfpflicht für Pflegepersonal
09.11.2021, 20:46 Uhr
Angestellte des englischen Gesundheitsdienstes sind bis April zur Impfung verpflichtet.
(Foto: REUTERS)
Während die Impffrist für Altenpfleger in England gerade abläuft, haben Beschäftigte des staatlichen Gesundheitsdienstes noch bis April Zeit. Doch dann drohe der Jobverlust, teilt der britische Gesundheitsminister mit. Er argumentiert mit hohen Ansteckungszahlen durch ungeimpftes Personal.
In England gilt für Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes NHS ab dem 1. April eine Impfpflicht. Wer an vorderster Front des NHS arbeite und bis dahin nicht vollständig geimpft sei, riskiere seinen Arbeitsplatz, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid im britischen Parlament. Für das Personal in Pflegeheimen gilt die Impfpflicht bereits ab dem 11. November. Der Schritt schütze nicht nur Leben, sondern auch den NHS, sagte Javid weiter. Seinen Beschäftigten käme zudem eine besondere Verantwortung zu.
Nach Informationen des "Daily Telegraph" sind 11.688 Menschen an Covid-19 erkrankt und gestorben, nachdem sie wegen anderer Krankheiten in Krankenhäuser des NHS in England eingeliefert worden waren. Die britische Regierung ist nur für die Gesundheitspolitik in England zuständig, in den anderen Landesteilen Schottland, Wales und Nordirland sind die dortigen Regierungen verantwortlich.
Nach Angaben des Gesundheitsministers sind je nach Region rund 80 bis 90 Prozent des NHS-Personals in England vollständig geimpft. Das bedeutet, dass etwa 80.000 bis 100.000 NHS-Mitarbeiter nicht geimpft sind - und viele fragen sich, was mit dem NHS geschieht, wenn diese ihren Arbeitsplatz verlieren. Schon jetzt führen die Krankenhäuser lange Wartelisten, da wegen der Pandemie viele Behandlungen aufgeschoben wurden. "Der NHS steht diesen Winter bereits unter größtem Druck, wir wissen, dass fast sechs Millionen auf Wartelisten stehen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Labour Party, Jonathan Ashworth. Er warnte, dass die Politik der Regierung, "so lobenswert sie im Prinzip auch sein mag", einige der chronischen Probleme der Unterbesetzung weiter verschärfen könnte.
Debatte um Impfpflicht in Deutschland beginnt
Auch in anderen Ländern gilt eine Impfpflicht für Beschäftigte des Gesundheitswesens, etwa in Italien oder Griechenland. In Frankreich müssen seit September alle Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen, Pflegediensten, Rettungsdiensten und der Feuerwehr geimpft sein. Es kam zu Entlassungen von Impfskeptikern.
In Deutschland nimmt die Debatte über eine Impfpflicht für medizinisches Personal nach Ausbrüchen in Seniorenheimen gerade erst Fahrt auf. Vor einer Woche hatte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärzte, Andreas Gassen, das Thema auf die Agenda gesetzt. Er halte eine Impfpflicht für nötig. Das sei aber eine politische Entscheidung, argumentierte er. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig äußert sich im ZDF zurückhaltend zu einer Impfpflicht für Kranken- und Pflegepersonal. Dies müsse sicher diskutiert werden, sagt die SPD-Politikerin. Sie plädiert bislang lediglich für ein verpflichtendes Beratungsangebot.
Quelle: ntv.de, mau/AFP