Panorama

Berliner "Nacht der Solidarität" Ergebnis der Obdachlosenzählung überrascht

Bei einer Zählaktion in Berlin haben Freiwillige 1976 Obdachlose gezählt.

Bei einer Zählaktion in Berlin haben Freiwillige 1976 Obdachlose gezählt.

(Foto: imago images/Jürgen Ritter)

Um die Zahl der in Berlin lebenden Obdachlosen zu ermitteln, durchkämmen Hunderte freiwillige Teams in einer "Nacht der Solidarität" die Hauptstadt. Nun teilt die Sozialsenatorin das Ergebnis der Zählung mit. Das ist allerdings nur bedingt aufschlussreich.

Bei der bundesweit ersten systematischen Obdachlosenzählung sind in Berlin 1976 Menschen gezählt worden. Das sind deutlich weniger als bisher angenommen. Wie Sozialsenatorin Elke Breitenbach mitteilte, stellten die rund 2700 Helfer in der vergangenen Woche insgesamt 807 Menschen auf den Berliner Straßen fest. Weitere 942 Menschen hielten sich demnach in den Einrichtungen der Kältehilfe auf. Bei der Zählung wurden unter anderem auch die obdachlosen Menschen in S- und U-Bahnen, in Rettungsstellen und in Polizeigewahrsam berücksichtigt.

Verwiesen wurde allerdings darauf, dass bei der Aktion vor gut einer Woche höchstwahrscheinlich nicht alle Menschen erfasst wurden, die auf der Straße leben. Daher seien weitere Zählungen geplant. Bisher existierten lediglich grobe Schätzungen zur Zahl der Obdachlosen in der Hauptstadt. Diese gingen von 4000 bis zu 20.000 Menschen aus.

In 615 Teams waren die freiwilligen Zähler in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar auf festgelegten Routen die Straßen abgelaufen und hatten die Obdachlosen zu ihren Lebensverhältnissen befragt. 288 Menschen auf den Straßen gaben demnach auch Auskunft, wie Senatorin Breitenbach mitteilte.

"Nacht der Solidarität"

Von den Befragten war mehr als die Hälfte zwischen 30 und 49 Jahre alt. Drei waren noch nicht volljährig. Den Ergebnissen zufolge waren 84 Prozent der Wohnungslosen Männer und 14 Prozent Frauen. 113 waren den Angaben zufolge Deutsche, das entspricht 39 Prozent der Befragten. 140 kamen demnach aus anderen EU-Ländern. Aus Drittstaaten kamen demnach 31 Obdachlose. Außerdem gab fast die Hälfte der Befragten an, seit mehr als drei Jahren keine feste Wohnung mehr zu haben. 117 sagten den Freiwilligen, sie lebten allein auf der Straße. Der Rest machte entweder keine Angaben oder gab an, mit mindestens einem weiteren Erwachsenen zusammenzuleben.

Mit der Aktion unter dem Titel "Nacht der Solidarität" kam Berlin langjährigen Forderungen nach. Mithilfe der Ergebnisse will die Senatsverwaltung für Soziales die Angebote für Obdachlose verbessern: Im März und April sind regionale Workshops mit Experten der Wohnungshilfe geplant. Ende April sowie im Herbst sollen außerdem bei Veranstaltungen die Ergebnisse und daraus abzuleitende Maßnahmen besprochen werden. Im Frühjahr beziehungsweise Sommer kommenden Jahres will die Senatsverwaltung die Zählung wiederholen.

Quelle: ntv.de, cri/dpa/AFP

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