Panorama

Zugunglück bei New York Ermittler prüfen menschliches Versagen

Teile des Bahnhofs stürzten nach dem Zugunglück ein.

Teile des Bahnhofs stürzten nach dem Zugunglück ein.

(Foto: AP)

Mit hoher Geschwindigkeit rast ein Zug in den Kopfbahnhof von Hoboken. Während die Ermittler nach der Ursache für das Unglück mit einer Toten suchen, muss sich die Politik fragen lassen, ob der Unfall mit neuerer Technik hätte verhindert werden können.

Nach dem schweren Unglück eines Pendlerzugs nahe New York mit einer Toten und 108 Verletzten ermitteln die Behörden wegen eines möglichen Versagens des Zugführers. Auch ein technischer Defekt komme in Betracht, sagte New Jerseys Gouverneur Chris Christie nach dem Unfall in Hoboken am Donnerstag. Der Zugführer sei verletzt worden, arbeite aber inzwischen mit den Ermittlern zusammen. Man wolle keine voreiligen Schlüsse ziehen. Hoboken liegt am Hudson River direkt gegenüber der Südspitze von Manhattan.

Die Südspitze Manhattans liegt in Sichtweite des Bahnhofs von Hoboken.

Die Südspitze Manhattans liegt in Sichtweite des Bahnhofs von Hoboken.

(Foto: AP)

Der Zug verfügte nicht über ein automatisches Bremssystem. Es werde "absolut" untersucht, ob dies für das Unglück mitverantwortlich gewesen sei, sagte Bella Dinh-Zarr von der Transportsicherheitsbehörde NTSB. Die Geschwindigkeitsbegrenzung im Gleisgelände des Bahnhofs liegt bei umgerechnet etwa 16 Kilometer pro Stunde, im Bereich der Bahnsteige etwa bei der Hälfte. Wie schnell der Zug zum Zeitpunkt des Aufpralls fuhr, blieb zunächst unklar. Teile des Bahnhofs stürzten ein, das Gebäude an sich sei aber sicher.

"Es ist nur klar, dass der Zug mit hoher Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren ist", sagte Christie. Auch Augenzeugen berichteten, wie der Zug ungebremst in den historischen Bahnhof der 50.000-Einwohner-Stadt fuhr. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass es sich um "irgendetwas anderes als ein tragisches Unglück" gehandelt haben könne, also etwa ein Verbrechen oder einen bewusst herbeigeführten Unfall.

Tödliche Trümmerteile

Nach Zugunfällen mit vier Toten 2013 in New York und acht Toten 2015 in Philadelphia waren die Rufe nach der raschen Einführung des automatischen Bremssystems erneut lauter geworden. Der US-Kongress hatte als Frist zur Einführung das Jahr 2015 vorgegeben, diese dann aber bis 2018 verlängert und auch eine Verlängerung bis 2020 in Aussicht gestellt. "Je länger wir es versäumen, Investitionen in Technologie für Gleis-Sicherheit an erste Stelle zu setzen, desto mehr unschuldige Menschenleben riskieren wir", sagte der Abgeordnete Sean Patrick, Mitglied im Ausschuss für Transport und Infrastruktur.

Der Zug mit der Nummer 1614 war etwa eine Stunde vor dem Unglück in Spring Valley im Bundesstaat New York nördlich von Hoboken gestartet und gegen 8.45 Uhr (Ortszeit) ungebremst auf Gleis 5 in den Bahnhof eingefahren. Er sprang vom Prellbock auf den Bahnsteig und kam erst an einer gegenüberliegenden Wand zum Stehen, woraufhin auch Teile der Dachhalterung einstürzten.

Die tödlich verunglückte Frau befand sich offenbar im Bahnhof und wurde von fallenden Trümmern getroffen. Der Zugverkehr wurde nach dem Unfall komplett eingestellt und die Gegend weiträumig abgesperrt.

Die Station ist einer der meistbenutzten Pendlerbahnhöfe im Umkreis von New York. Rund 50.000 Menschen passieren das Gebäude jeden Tag, die meisten auf dem Weg von und zur Arbeit in Manhattan auf der anderen Seite des Hudson River.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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