Panorama

"Behindert", weil ohne Penis? Erste Transgender-Soldatin Südkoreas tot aufgefunden

Byun Hee Soo im Januar 2020: Südkoreas Armee entschied Anfang 2020, sie aus dem Militärdienst zu entlassen.  Dagegen hatte sie geklagt.

Byun Hee Soo im Januar 2020: Südkoreas Armee entschied Anfang 2020, sie aus dem Militärdienst zu entlassen. Dagegen hatte sie geklagt.

(Foto: picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY)

Ihr Fall hatte in Südkorea viel Aufsehen erregt: Byun Hee Soo hatte sich freiwillig zum Militärdienst verpflichtet und sich einer Geschlechts-Umwandlung unterzogen. Die Armee wertete den Verlust ihrer männlichen Genitalien als Behinderung und entließ sie 2020. Nun wird sie tot in ihrer Wohnung gefunden.

Die erste Transgender-Soldatin der südkoreanischen Streitkräfte ist ein Jahr nach der Entlassung aus der Armee wegen ihrer Geschlechtsumwandlung tot aufgefunden worden. Der Leichnam der 23-jährigen Byun Hee Soo sei am Mittwoch in ihrer Wohnung in Cheongju gefunden worden, nachdem eine psychiatrische Klinik die Polizei verständigt hatte, berichteten südkoreanische Zeitungen und Sender. Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Cheongju liegt etwa 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Seoul.

Transgender

Als Transgender bezeichnet man Personen, die die ihnen aufgrund ihres biologischen Geschlechts zugewiesene Geschlechtsrolle nicht akzeptieren. Transgender dient auch als Oberbegriff, der zum Beispiel Menschen einschließt, die sich weder mit dem Geschlecht Mann noch mit dem Geschlecht Frau identifizieren. Das Wort "trans" kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie "hinüber" oder "jenseitig", der Begriff "gender" bezieht sich auf das (soziale) Geschlecht.

Die Klinik, in der Byun in Behandlung gewesen sei, habe seit dem vergangenen Sonntag vergeblich versucht, sie zu erreichen, hieß es. Die Einrichtung war laut dem Sender KBS beunruhigt, dass Byun sich das Leben nehmen könne. Demnach hatte die Transfrau dies schon einmal versucht.

Einstufung als "Person mit Behinderung"

Byun hatte gegen ihre Entlassung aus der Armee geklagt. Im nächsten Monat sollte das Verfahren beginnen. Ihr Ziel sei es gewesen, ihre Einstufung als "Person mit Behinderung" durch ein militärisches Ärzteteam rückgängig zu machen, schrieb die Zeitung "The Korea Herald". Seine Mandantin sei eine "voll leistungsfähige Soldatin" gewesen, wurde Byuns Anwalt zitiert.

Der Fall hatte in Südkorea große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Land verbietet Transgender-Menschen den Militärdienst, es gibt jedoch keine spezifischen Regeln für den Umgang mit Personen, die sich während ihrer Tätigkeit im Militär einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen.

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Die Soldatin hatte sich im November 2019 während eines Urlaubs in Thailand operieren lassen. Sie wollte jedoch bei den Streitkräften bleiben. Im Januar 2020 musste sie gegen ihren Willen den Dienst verlassen. Das Verteidigungsministerium hatte den Verlust ihrer männlichen Genitalien als Behinderung gewertet. Ein Prüfungsausschuss war zu dem Schluss gekommen, dass die Operation ein Grund für die Entlassung sei.

Das Verteidigungsministerium äußerte zum Tod Byuns sein Beileid. Es gebe bisher keine Diskussion in den Streitkräften, die Regelungen für Transgender-Menschen, die dienen wollten, zu ändern, wurde ein Ministeriumssprecher von "The Korea Herald" zitiert.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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