Wetter in den Hochwassergebieten "Es besteht noch Unwettergefahr - bevor es deutlich ruhiger wird"
03.06.2024, 15:48 Uhr Artikel anhören
Wo die Wassermassen zurückgehen, treten die Schäden zutage, die das Unwetter hinterlassen hat (Bild: Rudersberg/Baden-Württemberg).
(Foto: dpa)
Noch immer setzt das Tief vom Wochenende den Hochwassergebieten in Süddeutschland zu. Bis Dienstag kann es noch Starkregen geben, danach ist das Gröbste durch, erklärt ntv-Meteorologe Björn Alexander. Doch auch in der zweiten Wochenhälfte kann es Niederschläge geben, die Gefahr ist also nicht gebannt.
ntv.de: Wie entwickelt sich die Regen-Situation in den Unwetter-Gebieten weiter?
Björn Alexander: Die Reste des Regentiefs vom Wochenende liegen aktuell noch im Süden unseres Landes. Damit besteht örtlich nach wie vor Unwettergefahr - insbesondere durch Starkregen mit Blitz und Donner. Dabei wandert der Schwerpunkt der Gewitter tendenziell in Richtung Alpen, bevor es deutlich ruhiger wird.
Was bedeutet das für die Entwicklung des Hochwassers?
Von Dienstag bis Freitag wird es leicht wechselhaft und die Hochwasserlage kann sich dann immer mehr entspannen. Länger problematisch bleibt die Lage allerdings an der unteren Donau, wo die lang gezogene Scheitelwelle noch durchlaufen muss. Zumal ja punktuell noch weitere Regengüsse nachkommen.
Wo?
Südlich der Donau und bis zum Bayerischen Wald drohen erneut zum Teil kräftige Schauer und Gewitter mit Unwettergefahr - vor allem durch Überflutungen und eine weitere Verschärfung der Hochwasserlage. Auch wenn die Entwicklung und die Vorhersage der mehr lokalen Gewitterzellen schwer ist, so haben die Wettercomputer abermals enorme Regenmengen in den Berechnungen.
Welche Mengen sind zu erwarten?
Vereinzelt sind nochmals 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter in den Berechnungen. Selbst größere Regenmengen wären demnach stellenweise möglich. Beispielsweise im Bereich Berchtesgadener Land, wo einzelne Vorhersagen sogar nochmals über 100 Liter berechnen - mit der Gefahr von erneuten Wiederanstiegen der kleineren Flüsse und Bäche. Eine extreme Belastung für die aufgeweichten Deiche, die der Wasserlast so noch länger standhalten müssen. In Summe hat das Unwetterereignis damit am Ende zum Teil bis über 150, mitunter sogar über 200 Liter Regen pro Quadratmeter gebracht.
Wie sieht es denn konkret für die Donau aus?
Insgesamt verlagert sich der Hochwasserschwerpunkt von den Zuflüssen mit den jeweiligen Flutwellen sukzessive auf die Donau. Ab Donauwörth in Richtung Passau ist oft die höchste Meldestufe 4 überschritten und der Scheitel ist noch nicht überall erreicht. Das ist meist heute im Laufe des Tages der Fall - näher in Richtung Passau auch erst ab Dienstag. In Passau selbst liegt der Pegel noch bei Meldestufe 3, heute könnte auch hier Meldestufe 4 erreicht werden.
Was macht das Rhein-Hochwasser?
Am Rhein verlagert sich die Hochwasserwelle in den nächsten Tagen vom Oberrhein weiter stromabwärts. In Worms wird der Scheitel am Dienstag erwartet. Eventuell wird die Meldestufe 3 überschritten, was einem 20-jährlichen Hochwasser entspricht. In Koblenz wird der Höhepunkt am Mittwoch erwartet. In Köln dürfte es am Mittwoch oder Donnerstag so weit sind, bevor der Scheitelpunkt am Donnerstag oder Freitag den unteren Niederrhein in Richtung Duisburg, Wesel und Emmerich passiert. Hier bleibt es aber meistens bei Meldestufe 2.
Der Mai und das Frühjahr zu nass, der Start in den Juni bestückt mit heftigem Dauerregen - ist das auch die Marschrichtung für unseren Sommer?
Da scheiden sich die Geister bei den Wettermodellen. Denn derzeit versuchen sich zwei Wettersysteme an der ersten Weichenstellung des Sommers 2024. Einerseits bringt sich ein Skandinavientief in Stellung. Andererseits versucht ein Hochdruckaufbau von Westen her, ebenfalls Fuß zu fassen, während im Süden am Wochenende erneut schwüle und gewitterträchtige Luft herankommen könnte.
Mit welchen Folgen?
Über der Mitte präsentiert sich die zweite Wochenhälfte wahrscheinlich weitgehend trocken und oft freundlich mit einem frühsommerlichen Akzent. Im Norden und Süden herrscht indes ein größeres Schauer- und Gewitterrisiko. Ab Freitag könnten die Gewitter im Süden eventuell leider auch wieder häufiger und intensiver werden.
Was machen die Temperaturen?
Im Norden bleibt es eher kühl mit teils nicht mehr als 16 Grad. Im Süden ist es hingegen sommerlich warm mit zu bis 26 Grad, bevor die Gewitter am Wochenende erneut für eine Abkühlung sorgen dürften. Dann wäre hier ebenfalls eher bei 20 bis 23 Grad Schluss.
Quelle: ntv.de