Reisen nach L.A., London, Tokio Schlesinger soll Urlaube beim RBB abgerechnet haben
11.04.2023, 11:20 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Patricia Schlesinger war von 2016 bis 2022 RBB-Intendantin.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
In ihrer Zeit an der RBB-Spitze kommt Patricia Schlesinger auf der ganzen Welt herum. Dienstlich, behauptet die frühere Intendantin, und lässt sich die Reisekosten vielfach von der Buchhaltung erstatten. Interne Prüfer kommen zu einem anderen Ergebnis.
Die Vorwürfe gegen die frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger weiten sich aus. Wie der "Business Insider" berichtet, soll die 61-Jährige mehrere private Auslandsreisen in der Buchhaltung der Landesrundfunkanstalt abgerechnet haben. Demnach habe Schlesinger auf Kosten des RBB mehr als ein halbes Dutzend Ausflüge unter anderem in die USA, nach Israel, Großbritannien oder auch Japan unternommen - teilweise mit ihrer Familie im Schlepptau.
Der "Business Insider" beruft sich bei seinen Erkenntnissen auf die internen Ermittlungen des RBB. Nach monatelanger Auswertung soll für die Prüfer feststehen, dass es für Reisen nach San Francisco, Los Angeles, Tel Aviv, London, Oslo, Tokio und Zürich keine "dienstliche Veranlassung" gab. Vielmehr habe es sich um private Urlaubsreisen gehandelt, die die frühere Intendantin mit Beitragsgeldern finanziert habe. Das sei ein "Verstoß gegen die Reisekostenordnung", heißt es. Bei weiteren Destinationen sei der Hintergrund zumindest fragwürdig.
Teilweise soll Schlesinger in den Belegen für die Buchhaltung des RBB für die Reisen keinerlei Grund angegeben haben. Laut Bericht existieren zu den betroffenen Reisen auch keine Unterlagen für die Vor- oder Nachbereitung.
Schlesingers Anwalt wies die Vorwürfe unterdessen als "ausnahmslos falsch und zum Teil in geradezu bizarrer und peinlicher Weise konstruiert" zurück. Es gehe darum, "die unberechtigte Entlassung im Nachhinein irgendwie zu rechtfertigen". Fast alle ursprünglichen Vorwürfe des rbb seien in sich zusammengefallen. Vor Gericht werde auch davon nichts Bestand haben.
RBB verlangt sechsstellige Summe zurück
Bereits im vergangenen August war bekannt geworden, dass Schlesinger auf Kosten des RBB mit ihrem Ehemann und Freunden einen Wochenend-Trip nach London unternommen hatte. Die Rundfunkanstalt überwies rund 1600 Euro für das Party-Event. Laut eines fast 200-seitigen Untersuchungsberichts "sprechen die überwiegenden Gründe dafür, dass die Reise keinen dienstlichen Anlass hatte". Der Vorgang führte im August zur fristlosen Kündigung von Schlesinger.
In Einzelfällen konnten die Prüfer weiterhin nachweisen, dass Schlesinger die Reisekosten für Familienangehörige ebenfalls beim RBB abrechnete. So soll die frühere Intendantin unter anderem von ihrer volljährigen Tochter auf angeblichen Dienstreisen begleitet worden sein. Die Hotelkosten - zum Beispiel durch die Belegung eines Doppelzimmers - ließ sich Schlesinger von der Rundfunkanstalt erstatten.
Insgesamt soll der RBB inzwischen eine sechsstellige Summe für falsche Spesenabrechnungen und widerrechtlich gezahlte Boni von Schlesinger zurückverlangen. Die frühere Intendantin wiederum klagt vor dem Landgericht Berlin auf die sofortige Auszahlung ihres Ruhegeldes in Höhe von 18.400 Euro pro Monat. Laut Dienstvertrag steht Schlesinger die Leistung lebenslang und unmittelbar nach ihrem Ausscheiden beim RBB zu. Der Sender beruft sich allerdings auf die außerordentliche Kündigung und die vielen mutmaßlichen Verfehlungen der ehemaligen Senderchefin.
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 07. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, chr