Panorama

Um eigene Häuser zu schützen Feuerwehr: Anwohner stehlen Sandsäcke von Deichen

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Zahlreiche Sandsäcke liegen vor einer gesperrten Deichschart.

Zahlreiche Sandsäcke liegen vor einer gesperrten Deichschart.

(Foto: picture alliance/dpa)

Einsatzkräfte berichten von Diskussionen und Diebstählen durch Anwohner in Hochwassergebieten. Auch Beleidigungen und Neid soll es geben. Insgesamt sind Tausende Feuerwehrleute im ganzen Land im Einsatz, um gegen die steigenden Pegel anzukämpfen.

Bei den laufenden Hochwasser-Einsätzen beklagen Feuerwehren den Diebstahl von Sandsäcken. "Sandsäcke, die an Deichen verbaut sind, werden von Anwohnern weggeholt, weil sie selber keine Sandsäcke haben, um ihre Häuser zu schützen", sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse, in Berlin.

Er sprach von vielen Problemen bei den Einsätzen. "Es gibt Beleidigungen, es gibt Diskussionen mit Betroffenen, warum wird erst in der Straße A begonnen und nicht in der Straße B, das Wasser abzupumpen. Warum hat mein Nachbar vorher die Feuerwehr im Keller als ich", sagte Banse. "Da gibt es viel, viel Streitereien."

Zudem habe die Feuerwehr mit sehr vielen Schaulustigen zu kämpfen. Nach Banses Angaben sind seit Heiligabend Tausende Feuerwehrleute in verschiedenen Teilen Deutschlands im Einsatz. "Wir haben eine Hochwasserlage, wie wir sie seit vielen Jahren nicht erlebt haben."

Weiterer Regen erwartet

Die Hochwasserlage in Deutschland ist mittlerweile vielerorts kontrollierbar, für Entwarnungen ist es jedoch noch zu früh. Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigt, dass die Niederschläge nur eine kurze Pause einlegen. Zum Wochenende wird in Deutschland wieder viel Regen erwartet.

In Braunschweig soll ein Mobildeich vor einer nahenden Flut schützen, wie ntv-Reporterin Sarina Sprengelmeyer berichtet. Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen der Elbe zu schützen, wurde das Pretziener Wehr gezogen. Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren wieder zum Einsatz.

Das Pretziener Wehr wurde 1875 erbaut. Es besteht aus 324 sogenannten Schützentafeln von jeweils 100 Kilogramm Gewicht, die bei Bedarf geöffnet werden können: Dies sorgt dafür, dass etwa ein Drittel des Elbwassers in einen 21 Kilometer langen Kanal um Magdeburg und Schönebeck herumgeleitet wird, ehe es wieder in den Fluss fließt. Seit Inbetriebnahme wurde das Wehr insgesamt 64 Mal geöffnet.

Bewohner dürfen nach Windehausen zurück

Die Bewohner des wegen Hochwassers evakuierten Ortes Windehausen in Thüringen können derweil in ihre Häuser zurückkehren. Er habe die Anordnung zur Evakuierung am Vormittag aufgehoben, sagte der Bürgermeister Heringens, Matthias Marquardt. Nachdem Stromversorgung und Abwasserentsorgung wieder funktionierten, seien die Gründe für die Evakuierung weggefallen. Die Einwohner des Heringer Ortsteils könnten zurückkehren - zunächst aber weiterhin nur mit Pendelbussen, nicht mit eigenen Fahrzeugen.

Windehausen war Weihnachten von Schmelzwasser aus dem Fluss Zorge und nach oben gedrücktem Grundwasser überflutet worden. Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte das Wasser dem Bürgermeister zufolge um die 70 Zentimeter hoch auf den Straßen gestanden. Inzwischen sei es wieder abgeflossen. Der Ort war geräumt worden, 400 der 500 Einwohner folgten der Aufforderung zur freiwilligen Evakuierung.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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