"Den ganzen Tag zu Hause" Fitnessstudio und Hamam für Frauen in Afghanistan tabu
13.11.2022, 17:50 Uhr
Frauen verschwinden immer mehr aus dem öffentlichen Leben.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Sie haben kein Recht auf Bildung, dürfen öffentliche Parks nicht betreten und sind dazu gezwungen, Burka zu tragen. Nun schränken die Taliban die Rechte von Frauen in Afghanistan noch weiter ein: Selbst nach Geschlecht getrennte Bäder und Sporteinrichtungen sind ab sofort verboten.
Nach einem kürzlich erlassenen Zugangsverbot zu öffentlichen Parks und Vergnügungsparks haben die Taliban Frauen nun auch den Besuch von Fitnessstudios, Sporthallen sowie den traditionellen Dampfbädern untersagt. Die Sporteinrichtungen seien ab sofort für Frauen verboten, "weil viele männliche Trainer hatten und in einigen Studios Frauen und Männer gleichzeitig zugelassen waren", sagte der Sprecher des Ministeriums für den Schutz vor Laster und die Förderung der Tugend, Mohammed Akif Sadek Mohadschir.
Ihm zufolge sind Hamams - die traditionellen öffentlichen Badehäuser, die seit jeher nach Geschlechtern getrennt sind - nun ebenfalls für Frauen tabu. Frauen bräuchten sie nicht, da jede Wohnung inzwischen über Badezimmer verfüge.
Öffentliche Parks und Vergnügungsparks in der Hauptstadt Kabul sind verboten, weil die bestehenden Regeln des nach Geschlecht getrennten Zugangs "an vielen Orten" gebrochen worden seien, sagte Mohammed Akif Sadek Mohadschir. "Es gab Vermengung, Schleier wurden nicht beachtet, deswegen wurde diese Entscheidung fürs Erste getroffen", erläuterte er.
Frust und Langeweile
Das erlassene Verbot wurde sowohl von den Frauen als auch von Parkbetreibern mit Bestürzung entgegengenommen. "Es gibt keine Schulen, keine Arbeit", sagte eine Mutter in einem Park, "wir sollten zumindest einen Ort haben, um Spaß zu haben". Sie seien "gelangweilt" und hätten genug davon, "den ganzen Tag zu Hause zu sein".
Seit ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021 hatten die radikalislamischen Taliban bereits begonnen, die Rechte von Frauen massiv zu beschneiden. So ist Mädchen fast im ganzen Land der Besuch weiterführender Schulen untersagt. Das Reisen ohne männliche Begleitung ist Frauen und Mädchen verboten. Außerhalb der eigenen Wohnung müssen sie Hidschabs, die traditionellen Kopftücher, oder gar Burkas tragen.
Quelle: ntv.de, can/AFP