Frankfurt atmet auf Fliegerbombe erfolgreich entschärft
03.09.2017, 18:36 UhrErst machten renitente Anwohner Probleme, dann die Entschärfung der Bombe. Nun aber verkündet die Frankfurter Polizei, dass eine Weltkriegsbombe unschädlich gemacht werden konnte. 65.000 Menschen können nun nach Hause.
In Frankfurt am Main ist eine Weltkriegsbombe erfolgreich entschärft worden. "Es ist geschafft", teilte die Polizei bei Twitter mit. Zuvor hatten bei der größten Massenevakuierung der Nachkriegszeit 65.000 Menschen eine Sperrzone rund um den Fundort der Bombe verlassen müssen.
Doch bei der Evakuierung kam es zu Verzögerungen, weil sich Menschen länger als erlaubt in dem gesperrten Bereich aufhielten. Zum Teil waren nach Angaben von Polizei und Feuerwehr noch Menschen in ihren Wohnungen. Zudem gab es Anrufe von hilfsbedürftigen Menschen, die sich ebenfalls noch nach 08.00 Uhr im Sperrbezirk befanden.
Laut Polizei wurden 19 Wohnungen geöffnet und fünf Menschen in Gewahrsam genommen. Beamte erteilten demnach 298 Platzverweise. Wegen des "renitenten Verhaltens" einzelner Menschen, die sich zunächst der Evakuierung widersetzt hätten, sei es leider zu Verzögerungen gekommen, erklärte Hessens Innenminister Peter Beuth.
Hunderte Polizisten prüften über mehrere Stunden, ob sich noch jemand in der Evakuierungszone aufhielt. Die Beamten klingelten dafür an allen Wohnungen. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Erst am frühen Sonntagnachmittag meldete die Polizei schließlich die erfolgreiche Evakuierung: "Frankfurt, es geht los. Die Entschärfung der Weltkriegsbombe beginnt jetzt."
Komplikationen bei Entschärfung
Die Spezialisten des Kampfmittelräumdiensts konnten schließlich erst mehr als zwei Stunden später als geplant mit der Entschärfung der Bombe beginnen. Dies war jedoch komplizierter als gedacht. Wie Polizei und Feuerwehr berichteten, wurden zwar alle drei Zünder entfernt. Aber bei zweien habe die Sprengladung beim Ausbau der Zünder nicht mit entfernt werden können. Die Sprengkapseln mussten gesondert ausgebaut werden. Dafür waren Sondergeräte nötig.
"Das ist genauso gefährliche Arbeit wie das Entfernen der Zünder", sagte Polizeipräsident Gerhard Bereswill. Auch nach dem Ausbau der Sprengkapseln war die Arbeit noch nicht beendet, denn die Bombenreste mussten transportsicher gemacht werden.
Die beiden Experten posierten am Ende entspannt neben der entschärften Bombe: Dieter Schwetzler und René Bennert hatten die Weltkriegsbombe unschädlich gemacht. Wie groß ist Ihre Erleichterung?, fragten Journalisten. "Noch größer wie groß", sagte Schwetzler, der Leiter des Kampfmittelräumdienstes beim Regierungspräsidium Darmstadt. "Es passte alles, jeder Handgriff hat gesessen."
Die Bombe wurde nach der Entschärfung an der Fundstelle im Westend auf einen Laster verladen. Sie soll nun nach Niedersachsen gebracht werden. In einem Spezialbetrieb werde sie zerlegt, erklärten die Fachleute. Die Hülle werde zersägt, der Sprengstoff verbrannt. Das Besondere an diesem Einsatz, sagte Schwetzler, seien neben der Größe die drei Zünder der Bombe gewesen. Nach diesen mussten dann auch noch die "Detonatoren" entfernt werden, "und die sind höchst empfindlich".
Nach der erfolgreichen Entschärfung können die betroffenen Bürger im Laufe des Abends in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Sperrung des Gebiets wurde aber nicht sofort aufgehoben. Zunächst sollen alte und kranke Menschen in Kliniken und Altenheime zurückgebracht werden. Diese waren bereits am Samstag komplett geräumt worden.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa