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Mit Zuversicht durch die Krisen Forscherin: "Glück ist zurzeit weniger ein Thema"

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Viele Krisen stellen die Menschen seit Jahren vor Herausforderungen.

Viele Krisen stellen die Menschen seit Jahren vor Herausforderungen.

(Foto: picture alliance / Wolfgang Maria Weber)

Die Spirale aus Krisen, in der sich die Welt seit Jahren befindet, scheint nicht enden zu wollen. Einer Neurowissenschaftlerin zufolge geht es vielen Menschen deswegen auch nicht darum, Glück zu finden, sondern irgendwie alles durchzustehen. Und sie weiß einen Rat, wie das besser gelingen kann.

Krisen, Kriege, Konflikte: In dieser Zeit spielt die Frage nach Glück laut Beobachtung der Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry kaum eine Rolle. "Glück ist zurzeit weniger ein Thema. Es geht eher darum: Wie kommen wir durch diese belastende Zeit?", sagte sie in Trier. Viele Menschen seien angesichts der Vielzahl von Krisen verunsichert. "Und Unsicherheit führt zu großen Ängsten, die letztlich krank machen können", so die Neurowissenschaftlerin.

"Was wir ganz deutlich haben, ist eine multiple Krise", die sich auf vielen verschiedenen Ebenen bewege. Da sei einmal das Individuelle, dass sich Menschen beispielsweise wegen gestiegener Preise und Kosten um ihre Zukunft sorgen. Hinzu komme international eine gefühlte Bedrohung wegen der Kriege in der Ukraine und in Gaza. Zudem gebe es die globale Klimakrise. "Das ist schon eine außergewöhnlich belastende Zeit", sagte Brohm-Badry.

Wichtig sei, den Krisen nicht zu großem Raum zu lassen. "Was im Moment total wichtig ist, ist Zuversicht. Zuversichtlich zu bleiben angesichts dessen", sagte die Wissenschaftlerin, die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung ist. Das gehe aber nur mit einem Perspektivwechsel: "Man sollte schauen, was gibt mir Sicherheit, Ruhe. Was sind positive Wege, aus dem Stress herauszukommen?" Wenn man sich nur auf die Krisen fixiere, verstärke man mental "den negativen Drive".

Was helfen kann: Anderen etwas Gutes tun

Forschungsergebnisse zeigten, dass Menschen, die sich schon im Kleinen für andere engagierten, besser durch Krisen kommen. Etwa mit einem Ehrenamt oder mit Hilfen in der Nachbarschaft. "Wenn wir merken, wir können etwas beitragen, hilft das", sagte sie. Denn jede Verbindung und Vernetzung mit anderen Menschen mache stärker.

"Der Fokus hat sich also verlagert vom individuellen Glück auf Widerstandsfähigkeit und den Beitrag im Großen und Ganzen. Das Wort Zuversicht ist heute angemessener als das Wort Glück", sagte Brohm-Badry. "Zuversicht und die psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken sind die wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Krisen-Zeit einigermaßen zu überstehen."

Daneben führe "das zunehmende Verwischen von Grenzen" im Alltag der Menschen zu mehr Unsicherheit und Stress: Zwischen analog und digital, zwischen Arbeit und privat. "Wir sind ständig erreichbar für Arbeitgeber, aber auch für Freunde. Die Rückzugsmöglichkeiten haben sich reduziert", sagte die Professorin für Lehr-Lern-Forschung an der Universität Trier. Diese Entwicklung habe sich durch die Corona-Pandemie beschleunigt.

Viele Studien sagten, "die ganz klare Trennung im heimatlichen Bereich von Arbeit und Leben" sei "eine der heilsamsten Dinge". Brohm-Badry: "Wir müssen für uns diese privaten Rückzugsräume wieder finden, um ein Sicherheitsgefühl zu haben."

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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