Fünf Jahre nach der Operation Frau stößt transplantiertes Gesicht ab
04.05.2016, 22:12 Uhr
Charla Nash bekam 2011 ein neues Gesicht. Die Transplantation war erst die dritte dieser Art in den USA.
(Foto: AP)
Das Gesicht einer Toten schenkte der US-Amerikanerin Charla Nash ein neues Leben: Nachdem sie von einem Schimpansen angegriffen und furchtbar entstellt worden war, gelang den Ärzten die Transplantation. Nun stößt ihr Körper das fremde Gewebe ab.
Ihr Fall hatte weltweit für Furore gesorgt: Die Bostonerin Charla Nash wird 2009 von einem Schimpansen angegriffen, der ihr Augenlider, Nase, Lippen und beide Hände abreißt. Zwei Jahre später transplantieren ihr Bostoner Ärzte in einer 20-stündigen Operation ein neues Gesicht. Es war erst die dritte komplette Gesichtstransplantation in den USA und das erste Mal, dass zugleich auch Hände verpflanzt wurden. Nun, fünf Jahre nach der Operation, stößt der Körper der mittlerweile 62-Jährigen das transplantierte Gesicht offenbar ab.
Die US-Amerikanerin werde in einer Bostoner Klinik behandelt, berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press. Nash sagte, sie habe zunächst ungewöhnliche Flecken in ihrem Gesicht bemerkt. Eine Biopsie habe den schlimmen Verdacht dann bestätigt. Nach Auffassung der Ärzte hängt die Abstoßungsreaktion womöglich mit der veränderten Behandlung zusammen. Seit März 2015 hatten sie die Medikation bei Nash eingestellt, um zu testen, ob sie überhaupt notwendig ist, damit der Körper das transplantierte Gewebe nicht abstößt.
Das Experiment sei vom US-Militär gefördert worden, um im Erfolgsfall auch Kriegsversehrten besser helfen zu können. Patienten, die eine Transplantation erhalten haben, müssen in der Regel ihr Leben lang Medikamente einnehmen, um unerwünschten Reaktionen des Immunsystems vorzubeugen. Weil die medikamentöse Behandlung aber das Risiko etwa von Krebs- und Viruserkrankungen sowie Nierenschäden nach sich ziehen kann, suchen Ärzte nach weniger riskanten Alternativen.
Nash bereut das Experiment nicht
Trotz der Abstoßungsreaktion sagte Nash, sie bereue das Experiment nicht. "Ich würde es jederzeit wieder tun, wenn ich könnte. Die Männer und Frauen, die unserem Land dienen, sind die wahren Helden. Ich bin glücklich, wenn ich ihnen helfen kann." Mittlerweile haben die Ärzte die medikamentöse Behandlung wieder aufgenommen - in der Hoffnung, dass sich die beginnende Abstoßungsreaktion noch stoppen lässt.
Nash waren in einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess vor vier Jahren 3,1 Millionen Euro Schadenersatz zugesprochen worden. Die Mutter einer erwachsenen Tochter hatte gegen die Familie der Affen-Besitzerin geklagt, die bereits 2010 gestorben war. Ihr transplantiertes Gesicht hat die 62-Jährige übrigens nie selbst gesehen. Seit dem Angriff ist sie blind.
Quelle: ntv.de, jug