Panorama

Die Ruhe nach dem Sturm "Friederike" geht - das Hochwasser kommt

In Kleve fuhr "Friederike" heftig in den Baumbestand.

In Kleve fuhr "Friederike" heftig in den Baumbestand.

(Foto: dpa)

Nach dem Durchzug "Friederikes" wird das Wochenende wettertechnisch vergleichsweise langweilig. Schnee in Bayern, Sonne im Norden und dann wieder höhere Temperaturen. Allerdings nimmt dann die Hochwassergefahr wieder zu.

Nach dem Durchzug "Friederikes" wird das Wochenende wettertechnisch vergleichsweise langweilig. Schnee in Bayern, Sonne im Norden und dann wieder höhere Temperaturen. Allerdings nimmt dann die Hochwassergefahr wieder zu.

Aus meteorologischer Sicht: War "Friederike" genauso schlimm wie Orkan "Kyrill" vor elf Jahren?

Bezogen auf ganz Deutschland sicherlich nicht. Denn "Kyrill" zog mit seinem Sturmfeld von West nach Ost über das ganze Land hinweg. "Friederike" war hingegen wesentlich kleinräumiger. Allerdings in dem betroffenen Streifen vom Niederrhein und dem Münsterland entlang der Nordränder der Mittelgebirge bis nach Sachsen und ins südliche Brandenburg waren die Böen definitiv ähnlich; zum Teil waren sie sogar heftiger. Als Anhaltspunkt für die Heftigkeit kann man beispielsweise den Brocken im Oberharz auf über 1100 Meter nehmen. Bei "Kyrill" lag die höchste Windgeschwindigkeit bei 198 Kilometer pro Stunde. "Friederike" hat mit 204 km/h sogar noch etwas mehr gebracht. Insofern ist die Stärke vergleichbar. Die Größe aber nicht.

Wie stark waren denn - abgesehen von den Bergen - die schlimmsten Böen?

Da gab es von West nach Ost eine ganze Reihe von Orten, die volle Orkanstärke abbekommen haben. Zum Beispiel Kabelsketal in Sachsen-Anhalt mit 146 km/h, Beverungen-Drenke (NRW) 144 km/h, Altenburg (Thüringen) oder Torgau (Sachsen) mit je 142 km/h oder Hofgeismar (Hessen) 138 km/h. In Gera (Thüringen) und Dessau (Sachsen-Anhalt) waren es jeweils 137 km/h, Issum (NRW) vermeldete 133 km/h und Borken (NRW) 131 km/h. Weitere Stationen mit Orkanböen liegen beispielsweise in Riesa, Unna, Halle, Erfurt, Leipzig, Ahaus, Büren-Ahden, Münster/Osnabrueck oder in Bückeburg und Dresden. 

Das Wochenende wird ruhiger, oder?

n-tv Meteorologe Björn Alexander prognostiziert steigende Temperaturen.

n-tv Meteorologe Björn Alexander prognostiziert steigende Temperaturen.

Definitiv. Jedoch ist auch unser Wochenendwetter nicht ganz ohne. Und auch in der nächsten Woche dürften uns Themen wie Hochwasser oder heftige Schneefälle in der Schweiz genau zum Weltwirtschaftsforum in Davos beschäftigen.

Dann schauen wir doch mal auf die Details. Wie wird der Samstag?

Nach oft frostiger Nacht, die auch Schnee- oder Schneeregenschauer bis in die tieferen Lagen sowie Glätte bringt, schneit es auch tagsüber in einigen Landesteilen. Das gilt vor allem im Süden und Westen, wobei die Schneefallgrenze aber allmählich auf 500 Meter, im Schwarzwald bis 800 Meter ansteigt. Die kräftigsten Schneeschauer werden aus heutiger Sicht besonders in Bayern durchziehen. Chancen auf mehr freundliche Abschnitte bestehen derweil im Norden und Osten. Aber auch dort sind schon mal Schnee oder Schneeregen möglich. Die Temperaturen: im Bergland leichter Dauerfrost bei minus 2 bis 0 Grad. Sonst werden es 1 bis 4, am Oberrhein bis 6 Grad. 

Klingt ja nicht so idyllisch. Wird der Sonntag schöner?

Insgesamt wird der Sonntag tatsächlich der bessere Tag. Bei der Nordlichtern zeigt sich Sonne auch mal länger. Und auch im großen Rest werden die Schauer seltener und die Sonne kommt ab und an mal durch. Zwar bei weitem nicht strahlend schön. Aber immerhin. Zwei Ausnahmen gibt es: in den östlichen Mittelgebirgen mit vielen Wolken und einzelnen Schneeschauern. Zweitens: vom Saarland über den Südschwarzwald bis zu den Alpen ebenfalls mit Schnee, unterhalb von 500 m Regen oder Schneeregen.

Was machen die Temperaturen?

Verweilen im kühlen Bereich zwischen minus 2 Grad im Erzgebirge, 0 Grad an den Alpen und 5 bis 6 Grad am Rhein. Ansonsten werden es 0 bis 4 Grad. 

Wie sieht es am Montag aus?

Die Unsicherheiten bei den Wettermodellen werden größer. Sehr wahrscheinlich im Osten noch länger trocken, von der Nordsee bis nach Bayern unterdessen erst Schnee, dann Regen mit Glatteisgefahr bei 1 bis 6 Grad. Im Südwesten kommt dagegen teils kräftiger Regen und mit einem auflebenden Südwestwind auf. Und damit steigen die Temperaturen dort auf 7 bis 12 Grad, so dass auch im Bergland Tauwetter einsetzt und damit in Kombination mit dem Regen steigt die Hochwassergefahr. Das gilt am Rhein und seinen Nebenflüssen sowie im Donaueinzugsgebiet.  

Gibt es schon genauere Einschätzungen?

Das ist derzeit schwierig. Denn die Prognosen der Wettercomputer sind noch sehr unterschiedlich. Hier müssen wir also für Details noch etwas abwarten.

Und auch das Wetter zum Weltwirtschaftsforum könnte in diesem Jahr Beachtung finden?

Beim Blick auf die Wetterkarten für die Schweiz kann einem tatsächlich schon mal anders werden. Auch dort sind die Unsicherheiten noch groß. Allerdings droht im Bereich des Alpenhauptkammes oberhalb von etwa 1500 Meter einiges an Neuschnee. Je nach Wettermodell können zum Beispiel im Bereich Davos (liegt auf rund 1500 Metern) zwischen 1 und über 2 Meter Neuschnee dazu kommen. Gleichzeitig kommt zu Beginn der Woche mildere Luft ins Spiel, so dass es bis auf etwa 2000 Meter rauf auch kräftig regnen kann. Eine sehr ungünstige Gemengelage für die Lawinensituation. Denn sollte das tatsächlich so kommen, dann ist von einer großen bis sehr großen Lawinengefahr auszugehen. Also in den Hochlagen verbreitet mit Stufe 4 bis 5 (von 5).

Quelle: ntv.de

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