Feuchtkalte Tage, aber dann ...Frühling breitet sich langsam aus - 20-Grad-Marke fällt

Mancherorts war der Frühling an Ostern schon zu spüren, am Wochenende wird es aber noch mal ungemütlich. Schauer und Gewitter ziehen übers Land. Dann wird es beinahe täglich freundlicher und zum Ende der Woche zeichnet sich wo viel Frühling ab wie noch nie in diesem Jahr. ntv-Wetterexperte Björn Alexander verrät, wie es wird.
Mancherorts war der Frühling an Ostern schon zu spüren, am Wochenende wird es aber noch mal ungemütlich. Schauer und Gewitter ziehen übers Land. Dann wird es beinahe täglich freundlicher und zum Ende der Woche zeichnet sich wo viel Frühling ab wie noch nie in diesem Jahr. ntv-Wetterexperte Björn Alexander verrät, wie es wird.
ntv: Mit der ersten Aprilhälfte ist auch der Frühling 2023 zur Hälfte vorbei. Wie sieht die Zwischenbilanz aus?
Björn Alexander: In den meisten Regionen Deutschlands, insbesondere in Sachen Regen, ziemlich gut. Denn nachdem wir in den letzten Jahren im Frühling ja gehäuft Probleme mit der Trockenheit hatten, sind die Wasserspeicher inzwischen meistens reichlich gefüllt. Einzig im Nordosten sowie in Teilen Süddeutschlands ist die Regenausbeute noch recht übersichtlich.
Welches sind die nassesten Orte?
Im deutschlandweiten Mittel sind seit Anfang März, dem meteorologischen Frühlingsbeginn, bisher mehr als 110 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Am nassesten war es hierbei vor allem im Westen und Südwesten, wo in Spitzen schon locker über 300 Liter je Quadratmeter zusammen gekommen sind. Beispielsweise in Sankt Blasien-Menzenschwand, in Baiersbronn-Ruhestein, in Dachsberg-Wolpadingen (alles in Baden-Württemberg) oder in Grebenhain (Hessen).
Und wo verlief der Frühling bisher am trockensten?
In München, in Taufkirchen, in Heldenstein-Weidenbach (alles in Bayern) oder auf Fehmarn sind bisher noch keine 50 Liter vom Himmel gekommen. Dementsprechend sind hier die Böden zum Teil nicht so gut durchfeuchtet wie im übrigen Land. Dennoch ist die Lage auf jeden Fall wesentlich entspannter als in den vergangenen Jahren.
Dafür liegen wir bei den Temperaturen und beim Sonnenschein deutlich zurück, oder?
Auf jeden Fall haben wir wesentlich sonnigere Frühjahre erlebt. Beispielsweise hat der März 2022 alleine fast 240 Sonnenstunden gebracht, der April 2020 hatte sogar fast 300 sonnige Betriebsstunden auf der Uhr. Zum Vergleich: Der März 2023 hatte nur um die 100 Sonnenstunden im Gepäck. Im April sind es bisher rund 70 Stunden. Außerdem war das erste Aprildrittel - neben dem ersten Drittel im April 2021 - das kälteste seit 1980. Der März 2023 verlief dagegen gut ein Grad zu warm (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020).
Kommen Sonnenanbeter denn bald auch mal auf ihre Kosten?
Bis einschließlich Sonntag dominiert meist feuchtkühles, in den Alpen spätwinterliches Wetter. Danach steigen die Chancen auf mehr Sonne und Beständigkeit deutlich an. Zu Beginn der nächsten Woche dehnt sich nämlich ein Hoch über Skandinavien bis nach Mitteleuropa aus. Gleichzeitig erwärmt sich die Luft auf Frühlingsniveau. Das geht mit der Ausdehnung des Hochs von Norden her im Nordwesten natürlich wesentlich schneller als im Südosten.
Könnte es eine längere Einkehr des Frühlingsfeelings werden?
Bis über die Mitte der kommenden Woche dürfen wir sehr optimistisch sein. Zum Ende der nächsten Woche lassen die Wettercomputer allerdings die Schauer- und Gewitterneigung ansteigen. Aber auch dabei sollte es recht warm bleiben.
Was sagen die Berechnungen für den Wettertrend in den Wonnemonat Mai?
Die experimentelle Langfrist bewertet den Mai derzeit zu warm und meist durchschnittlich nass. Das entspricht rund 70 Litern pro Quadratmeter im bundesweiten Durchschnitt. Sollte es tatsächlich so kommen, dann würden wir am Ende ein zu nasses Frühjahr erleben. Das gab es in den letzten 20 Jahren übrigens nur zweimal - in den Jahren 2006 und 2013. Derweil erlebten wir fünf deutlich zu trockene Frühjahre. Nämlich 2003, 2011, 2012, 2020 und 2022.
Vom weiten Ausblick zurück zu den kommenden Tagen: Wie sind die Trends in Detail?
Der Freitag verläuft im Westen erst sonnig, bevor sich nachmittags über dem Bergland einzelne Schauer und Gewitter bilden. Unterdessen gibt es im Süden und Osten eine Aufbesserung der Regenbilanz. Von Vorpommern bis zu den Alpen nämlich mit teilweise ergiebigem Dauerregen, der in den Alpen vor allem vormittags in Schnee bis in die Tallagen übergeht.
Bezogen auf die bisher eher trockenen Bereiche: Wie viel Regen ist zu erwarten?
Bis Samstagabend, also bis zur Monatsmitte, werden es gerne mal 10 bis 30, in Südbayern auch 40 und in den Alpen stellenweise bis um die 100 Liter pro Quadratmeter - in den höheren Lagen entsprechend als Schnee.
Mit winterlichen Straßenverhältnissen?
Auf den Alpenpässen ist sicherlich wieder Winterausrüstung gefragt. Sprich Winterreifen und gegebenenfalls sogar Schneeketten. Nachmittags dürfte sich die Lage entspannen, da der Schneefall abklingt.
Bei welchen Temperaturen?
Oberhalb von rund 800 Metern herrscht Freitag Richtung Alpen Dauerfrost. Sonst erwarten uns meistens 4 bis 16 Grad. Im Osten ist es am kühlsten und im Westen am mildesten.
Wie geht es am Samstag weiter?
Im Südosten ist es anfangs nasskalt mit Schnee oberhalb von etwa 700 bis 900 Metern. Der Westen zeigt sich etwas freundlicher, Schauer sind aber auch hier möglich. Das Ganze bei 5 Grad im Erzgebirge und 15 Grad am Rhein.
Und am Sonntag?
Ist es vom Emsland bis zu den Alpen überwiegend trüb und mitunter sehr nass. Sonst geht es wechselhaft, mit mehr Chancen auf zeitweiligen Sonnenstunden durch den Tag. Die Schneefallgrenze steigt bei Höchstwerten zwischen 8 und 14 Grad auf über 1000 Meter.
Mit welchem Wetter geht es in die nächste Woche?
Im Norden und Westen ist es zunehmend freundlich bis sonnig, während es im übrigen Land zunächst noch unbeständiger bleibt. Dabei ist es mit bis zu 17 Grad im Nordwesten am Montag am wärmsten. Spürbar unterkühlter zeigt sich der Süden Bayerns bei 9 Grad. Eine ähnliche Aufteilung zeigt sich dann ebenfalls am Dienstag; wobei es mit 10 bis 18 Grad in Summe rund ein Grad wärmer wird.
Bleibt die Aufwärtstendenz erhalten?
So sieht es aus. Am Mittwoch geht es in der Südosthälfte ebenfalls immer öfter herauf auf über 15 Grad. Richtung Westen wackelt unterdessen sogar die 20 Grad-Marke. Geknackt wird sie spätestens am Donnerstag. Der Freitag und der Samstag haben dann sogar verbreitet die 20 Grad im Visier. Viel mehr Frühlingsfeeling haben wir in diesem Jahr bislang noch nicht erlebt.
Was ist die höchste Temperatur des Jahres bisher?
Im April wären 20,7 Grad zu schlagen - das dürfte sich wohl locker ausgehen. Am wärmsten war es hingegen Mitte März mit knapp 24 Grad in Rheinfelden in Baden-Württemberg. Wir dürfen gespannt sein, ob es auch dafür reicht und ob dann auch der erste Sommertag des Jahres mit 25 Grad oder mehr lockt.