Panorama

Zwei Tote bei Unfall am Gardasee Gesuchter Bootsführer sitzt in U-Haft

Die Schäden am Boot der beiden Italiener sind klar zu erkennen.

Die Schäden am Boot der beiden Italiener sind klar zu erkennen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Nach dem tödlichen Unfall im Gardasee suchen italienische Behörden den tatverdächtigen Deutschen mit Haftbefehl. Er soll sich nun freiwillig gestellt haben und in Untersuchungshaft sitzen. Ihm wird vorgeworfen mit einem Motorboot das Holzboot zweier Italiener gerammt und ihnen nicht geholfen zu haben.

Der nach einem tödlichen Bootsunfall auf dem Gardasee Gesuchte ist am Brennerpass auf dem Weg nach Italien festgenommen worden. Er soll sich freiwillig gestellt haben und nun in Brescia in Untersuchungshaft sitzen. Die Behörden hatten ihn mit europäischem Haftbefehl gesucht. Der 52-Jährige soll am 19. Juni zusammen mit einem weiteren Mann am Gardasee zwei Italiener mit einem Motorboot überfahren haben. Die italienischen Opfer, ein 37-Jähriger und eine 25-Jährige, saßen in einem Holzboot, als die Deutschen sie mit ihrem Motorboot rammten. Beide überlebten den Unfall nicht.

Zum Zusammenstoß kam es nach Rekonstruktion der Polizei um 23.30 Uhr, etwa 100 Meter vor dem Hafen von Portese. Das leistungsstarke Motorboot erfasste das kleine Holzboot der Italiener mit hoher Geschwindigkeit. Laut Obduktionsergebnis starb der 37-Jährige sofort an seinen schweren Verletzungen. Seine Begleiterin hätte vielleicht gerettet werden können. Wie das "Giornale di Brescia" berichtet, könnte sie laut ersten Erkenntnissen aus dem Obduktionsbericht nach dem Aufprall noch einige Minuten am Leben gewesen sein, bis sie schließlich 100 Meter tief im Gardasee versank.

Die beiden deutschen Touristen gaben laut "Bild"-Zeitung an, sie hätten gedacht, nur über ein Stück Treibholz gefahren zu sein, kurz ihr Tempo verlangsamt und nach hinten geschaut, aber nichts gesehen zu haben. Laut Medienberichten zeigen neueste Untersuchungen jedoch, dass das Holzboot beleuchtet war. Für die Unfalluntersuchung werden die Position der Schiffe, ihre Geschwindigkeit und die Verwendung von Navigationslichtern berücksichtigt. Dazu stehen den Ermittlern neben dem entkernten Boot Zeugenaussagen, Instrumente an Bord des beschlagnahmten Motorboots und Holz-Fragmente des gerammten Bootes zur Verfügung. Außerdem wurden die Smartphones der beiden Deutschen beschlagnahmt. Augenzeugen berichten, beide seien betrunken gewesen. Bereits am Nachmittag hätten sie bei der Übertragung des EM-Spiels Deutschland gegen Portugal im Ort Saló Bier getrunken. Videos zeigen, wie einer der Männer nach der Fahrt in den Gardasee fiel, als ihr Boot wieder im Hafen anlegte.

Tatverdächtige schreiben Brief an Hinterbliebene

Laut "Bild"-Zeitung schickten beide den Hinterbliebenen einen Brief. Sie nennen darin nicht die Namen der Opfer, schreiben stattdessen von ihrem Leid: "Wir können nur noch schlafen und uns morgens im Spiegel ansehen, weil wir den Unfall als solchen nicht wahrgenommen haben. Ein solches Ereignis bringt über alle Beteiligten unsägliches Leid, uns und unsere Familien eingeschlossen." Die Anwältin der Familie der 25-jährigen Italienerin sagt dazu: "Dieser Brief hat die Familien wütend gemacht." Unterzeichnet sein soll er nur mit den Initialen der beiden Deutschen.

Am Gardasee gibt es wütende Reaktionen auf rücksichtslose Touristen, die übers Wasser rasen. "Das hat aber nichts mit der Nationalität der beiden Touristen zu tun. Aber was sie taten, ist einfach unakzeptabel", sagt Rossana Seccabiani, die eine Petition zur Bestrafung der Täter an den italienischen Staatspräsidenten startete.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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