"Wie besessen" Giftige Algenblüte macht Seelöwen bösartig und aggressiv
10.04.2025, 17:05 Uhr Artikel anhören
Helfer versuchen, die Tiere einzufangen, damit sie behandelt werden können.
(Foto: The Washington Post via Getty Im)
Normalerweise teilen sich Menschen und Seelöwen in Kalifornien den Strand sehr einträchtig. Doch in letzter Zeit ist das Verhältnis getrübt. Grund ist das Futter der Seelöwen, das sie äußerst garstig macht.
In Kalifornien mehren sich Meldungen über Seelöwen, die Menschen angreifen. Grund ist eine giftige Algenblüte, die bei den Tieren eine Domoinsäure-Vergiftung hervorruft. Für Mensch und Tier kann das gefährlich werden, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.
Das Phänomen tritt bereits seit vier Jahren meist in den Sommermonaten an der kalifornischen Küste auf. Die Kieselalge Pseudo-nitzschia blüht hier zwischen Los Angeles und San Diego, wie die Deutsche Stiftung Meeresschutz berichtet. Die einzelligen Kieselalgen produzieren das Nervengift Domoinsäure, welches sich in kleineren Fischen wie Sardinen und Sardellen ansammelt.
Fressen Seelöwen und Delfine diese Fische, kann das Gift schwere Gedächtnisstörungen, Apathie, Desorientiertheit und irreversible Schädigungen des zentralen Nervensystems auslösen. Laut der Deutschen Stiftung Meeresschutz können erkrankte Tiere nicht mehr schwimmen. Auch ihr Verhalten sei bei einer Erkrankung unberechenbar, sie wackeln mit dem Kopf, ihre Augen treten hervor und sie haben Schaum vor dem Mund.
"Wild, fast dämonisch"
Dies zeigt sich derzeit auch anhand mehrerer Angriffe von Seelöwen auf Menschen, wie die britische BBC berichtet. "Er sah wie besessen aus", schrieb Surfer Rj LaMendola in einem Facebook-Post, nachdem er nördlich von Los Angeles von einem erkrankten Seelöwen gebissen und vom Surfbrett gezerrt wurde. Das Tier sei "wild, fast dämonisch" gewesen.
Auch Phoebe Beltran wurde wiederholt von einem Seelöwen in die Arme gebissen, als sie in Long Beach einen Schwimmtest machte, um Rettungsschwimmerin zu werden. "Ich war so verängstigt, so schockiert", erzählte die 15-Jährige lokalen US-Medien.
Wichtig zu wissen sei, dass die Tiere nicht von Natur aus aggressiv seien oder Menschen angreifen, betont John Warner, Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation "Marine Mammal Care Center" in Los Angeles der BBC. Ihr Verhalten sei durch das Gift beeinflusst. "Sie sind desorientiert und höchstwahrscheinlich haben die meisten von ihnen Krampfanfälle, sodass ihre Sinne nicht voll funktionsfähig sind und sie aus Angst handeln." Dabei werden nicht alle Tiere aggressiv, einige fallen auch in einen lethargischen und komatösen Zustand.
Die Chancen, erkrankten Seelöwen zu helfen, liege laut Warner bei rechtzeitiger Behandlung bei 50 bis 65 Prozent. Betroffene Delfine hingegen könne man meist nicht mehr retten, heißt es bei der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
Beim Menschen kann Domoinsäure die Erkrankung"Amnesic Shellfish Poisoning" (ASP), besser bekannt als "Muschelvergiftung", auslösen. Typische Symptome sind unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Schüttelfrost, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Sprechstörungen. Vor allem bei älteren Menschen kann ASP auch zum Tod führen.
Quelle: ntv.de, akr