Nach fast 30 Jahren Haft Gladbecker Geiselnehmer Degowski ist frei
16.02.2018, 15:32 Uhr
August 1988: Dieter Degowski bedroht in Köln die Geisel Silke Bischoff. Sie wurde bei der Geiselnahme erschossen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zwei Geiselnehmer halten Deutschland 1988 tagelang in Atem. Drei Menschen kommen im Verlauf der Entführung ums Leben. Die Täter werden zu lebenslanger Haft verurteilt. Einer von ihnen, Dieter Degowski, ist nun wieder auf freiem Fuß.
Der Gladbecker Geiselgangster Dieter Degowski ist nach fast 30 Jahren Haft freigelassen worden. Der 61-Jährige konnte nach Angaben des Landgerichts Arnsberg die Justizvollzugsanstalt im westfälischen Werl bereits am Donnerstag mit neuer Identität verlassen.
Degowski und sein ein Jahr jüngerer Komplize Hans-Jürgen Rösner hatten im August 1988 die Republik in Atem gehalten. Drei Tage lang flüchteten sie nach einem missglückten Bankraub in Gladbeck mit Geiseln quer durch Deutschland. Zwei Menschen wurden erschossen, ein Polizist verunglückte bei der Verfolgung. Degowski und Rösner wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.
Bei Degowski wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Rösner, bei dem zusätzlich Sicherungsverwahrung angeordnet wurde, sitzt weiterhin im Gefängnis. Auch er strebt eine vorzeitige Entlassung an. Voraussetzung ist eine Therapie.
Degowskis lebenslange Freiheitsstrafe hatte die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg am 10. Oktober 2017 unter zahlreichen Weisungen zur Bewährung ausgesetzt. Sie hatte sich nach Angaben des nordrhein-westfälischen Justizministeriums auf die günstige Prognose und das tadellose Verhalten Degowskis im Vollzug gestützt. Eine Entlassung war für die nächsten Monate angekündigt worden.
Gutachten: Degowski ist "psychisch stabil"
Laut Gutachten sei der 61-Jährige "nachgereift, psychisch stabil" und ohne Alkohol- und sonstige Suchtprobleme, hatte Justizminister Peter Biesenbach im November erklärt. Degowski habe alle Lockerungen der Justizvollzugsanstalt Werl beanstandungsfrei absolviert - insgesamt 38 unbegleitete sowie zwölf Langzeitausgänge. Auch die Staatsanwaltschaft hatte keinerlei Einwände erhoben.
Der zweite Täter, Rösner, bemüht sich zunächst um eine Überstellung in den offenen Vollzug. In seinem Fall äußerte sich die Justizvollzugsanstalt Aachen, in der er einsitzt, aber zuletzt zurückhaltend. Es könne Jahre dauern, bis Strafgefangenen, die Jahrzehnte in Haft saßen, entsprechende Lockerungen gewährt würden, hieß es.
Quelle: ntv.de, hul/dpa