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Rache für Razzia? Häftlinge in Ecuador lassen mehr als 50 Geiseln frei

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Gefangene auf dem Dach des Turi-Gefängnisses, wo Dutzende von Gefängniswärtern und Polizisten von den Insassen entführt wurden.

Gefangene auf dem Dach des Turi-Gefängnisses, wo Dutzende von Gefängniswärtern und Polizisten von den Insassen entführt wurden.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Dutzende Polizisten starten eine großangelegte Razzia in den größten ecuadorianischen Gefängnissen. Einen Tag später melden die Häftlinge eine Geiselnahme. 57 Menschen nehmen sie in Gewahrsam. Das ist nun vorbei. Zu den Hintergründen der Aktion haben Beamte verschiedene Theorien.

Häftlinge in Ecuador haben dutzende zuvor als Geiseln genommene Sicherheitskräfte wieder freigelassen. Die 50 Wärter und sieben Polizisten in sechs Gefängnissen des Landes "wurden freigelassen und werden derzeit medizinisch untersucht", erklärte die Strafvollzugsbehörde und ergänzte, dass alle in guter gesundheitlicher Verfassung zu sein schienen. Details zu der Freilassung wurden nicht bekannt, es hieß lediglich, die "Aktivitäten" in den Gefängnissen verliefen derzeit normal.

Die Geiselnahmen waren am Donnerstag (Ortszeit) bekannt gegeben worden - einen Tag nach einer großangelegten Razzia, bei der hunderte Soldaten und Polizisten eines der größten Gefängnisse des Landes im Norden Ecuadors nach Waffen, Munition und Sprengstoff durchsucht hatten.

Die größte Geiselnahme ereignete sich offenbar im Gefängnis von Cuenca im Südwesten. Ein im Internet und in örtlichen Medien verbreitetes Video zeigt eine Gruppe uniformierter Männer, die mutmaßlich in einer Zelle festgehalten werden und die Regierung zu Verhandlungen auffordern. Die Echtheit des Videos konnte zunächst nicht überprüft werden.

Protestaktion oder Rache?

Wie ein AFP-Journalist beobachtete, waren drei Insassen - einer davon in einem bunt gemusterten Pyjama und mit einem Funksprechgerät in der Hand - auf dem Dach des weitläufig abgeriegelten Gefängnisgebäudes zu sehen.

Die Strafvollzugsbehörde SNAI stufte die Geiselnahmen als Rache für die Razzia ein, andere Beamte sprachen auch von Protestaktionen gegen die Verlegung von Häftlingen in andere Gefängnisse. So hatte die SNAI am Mittwoch sechs Gefangene verlegt, die mit der Ermordung des aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Zusammenhang stehen, der auch als Journalist gegen Korruption und das organisierte Verbrechen gekämpft hatte.

Quelle: ntv.de, tkr/AFP

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