Panorama

Für einen guten ZweckHamelner Opfer will Täter-Auto verkaufen

30.01.2018, 10:29 Uhr
285d99671708cc3e356cbeca983306c3
Der Erlös soll Waisenkindern zugute kommen. (Foto: dpa)

Es ist ein VW Passat, 2011 gebaut und etwa 80.000 Kilometer gefahren. Doch es ist auch das Auto, mit dem Kader K. durch Hameln geschleift wurde. Nun verkauft die 29-Jährige den Wagen.

Die Tat im November 2016 erschüttert viele Menschen in Deutschland. Eine junge Frau wird von ihrem Ex-Mann angegriffen und mit einem Seil um den Hals hinter einem Auto hergeschleift. Der zweijährige gemeinsame Sohn muss alles von der Rückbank des Autos aus ansehen.

Nun will Kader K. das Tatfahrzeug für einen guten Zweck verkaufen. Mit der Aktion solle möglichst viel Geld für den Bau eines Waisenhauses im nordsyrischen Kobane gesammelt werden, sagte die 29-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Am frühen Dienstagmorgen lag das Höchstgebot für den schwarzen VW Passat, Baujahr 2011, mit 83.000 Kilometern und "nobler Innenausstattung" laut ihrer Facebook-Seite bei 8000 Euro.

Kader K.s Ex-Mann, der den Wagen steuerte, war im Mai 2017 wegen versuchten Mordes zu einer 14-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Zudem legte das Landgericht Hannover fest, dass er seiner Ex-Frau ein Schmerzensgeld zahlen und sein Auto überlassen muss. "Das Tatfahrzeug sehe ich nicht als Killer", sagte die 29-Jährige, die immer noch stark psychisch und physisch unter den Folgen des Verbrechens leidet. "Ich möchte das Auto nicht zerstören, ich möchte damit etwas Gutes tun."

Die "Deister- und Weserzeitung" hatte zuvor über den ungewöhnlichen Schritt der jungen Frau berichtet. Kader K.s Rechtsanwalt Roman von Alvensleben sagte: "Ich finde es toll, dass sie ein Zeichen setzen möchte."

Gewalt in der Beziehung

K. hatte die Attacke nur durch eine Not-OP überlebt, sie musste zweimal wiederbelebt werden. Sie hatte ihren Ex-Mann kurz vor der Tat verlassen, nachdem er immer häufiger gewalttätig geworden war. Bei "Stern TV" berichtete sich kürzlich zudem, ihr Ex-Mann habe versucht, ihre gesamten Sozialkontakte zu unterbinden. Nach der Trennung habe er ihr Unterhalt zahlen müssen, dafür sei sein Gehalt gepfändet worden.

"Er sagte zu mir: 'Du wirst schon sehen!' Am nächsten Tag hat er mir dann das alles angetan", so Kader K. An die Tat selbst könne sie sich nicht mehr erinnern, sie träume aber regelmäßig, dass ihr früherer Partner sie angreift und töten will. Sie leide auch noch immer unter den körperlichen Folgen der Attacke, habe starke Schmerzen und könne auch nicht lange stehen. Ob sie je wieder arbeiten kann, wisse sie nicht.

Quelle: sba/dpa

Kriminalität