Flugzeugabsturz in Egelsbach Helfer finden fünftes Opfer
02.03.2012, 17:15 Uhr
Die Polizei geht davon aus, dass nun alle Opfer gefunden wurden.
(Foto: AP)
Die Suche nach Opfern des Flugzeugunglücks in Egelsbach ist offenbar beendet: Helfer finden im Wrack die fünfte Leiche. Die Polizei geht davon aus, dass keine weiteren Passagiere an Bord waren. Der Grund des Absturzes ist allerdings weiter unklar.
Nach dem haben Helfer ein fünftes Todesopfer gefunden. "Damit sind die wesentlichen Maßnahmen am Tatort für uns abgeschlossen", sagte ein Sprecher der Polizei in Offenbach. Zuvor hatten die Helfer bereits die vierte Leiche entdeckt. Der Business-Jet war am Donnerstagabend auf dem Weg von Linz kurz vor der geplanten Landung auf dem Flugplatz Egelsbach aus zunächst ungeklärter Ursache .
Nach Angaben der Polizei wurden auch der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmenrecorder geborgen und zur Auswertung an die Bundesstelle in Braunschweig geschickt. Zur Identität der Opfer könnten erst konkrete Angaben gemacht werden, nachdem rechtsmedizinische Untersuchungen und ein DNA-Abgleich erfolgt seien, hieß es.
Nach letzten Erkenntnissen geht die Polizei davon aus, dass neben dem Kapitän und dem Co-Piloten drei Flugreisende an Bord der Maschine waren. Die Cessna war im österreichischen Linz gestartet. Die Ermittler konnten zunächst nicht rekonstruieren, ob es einen Zwischenstopp gegeben hatte und einer der Reisenden womöglich ausgestiegen war. Den Absturz untersuchen Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU).
Nach Angaben einer Flughafensprecherin hatte der Jet bei seinem Anflug auf Egelsbach bereits Funkkontakt mit dem Tower. "Er hat uns gesehen, wir haben ihn gesehen - es war zunächst alles in Ordnung", sagte sie. "Der Pilot hat uns korrekt angeflogen." Dann aber stürzte die Maschine kurz vor dem Flugplatz in ein Waldstück und ging in Flammen auf.
Anflug auf Sicht
Keine 50 Meter entfernt waren erst im Dezember 2009 drei Geschäftsleute beim Absturz eines zweimotorigen Kleinflugzeugs ums Leben gekommen. Damals wurde ein Pilotenfehler im Nebel als Unglücksursache vermutet. Auch während des Absturzes vom Donnerstag gab es nach Angaben der Polizei starke Nebelbänke.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach betrug die Sichtweite um 18.00 Uhr jedoch rund acht Kilometer. Erst gegen 22.00 Uhr sank sie bei starkem Bodennebel auf 400 Meter. Zu dieser Zeit war das Wrack aber bereits ausgebrannt. Auf der 1400 Meter langen Landebahn des Flugplatzes dürfen Maschinen bis zu einem Gewicht von 20 Tonnen landen und starten. Der Flughafen wird dabei grundsätzlich im Sichtflug angesteuert.
Das Flugzeug des US-amerikanischen Herstellers Cessna vom Typ "Citation X" zählt mit einem Gewicht von 16 Tonnen zu den größten Flugzeugen, die den Regional-Airport anfliegen können. Der Jet ist rund 22 Meter lang, hat eine Spannweite von rund 20 Metern und wurde seit der Inbetriebnahme Ende der 90er Jahre mehrfach technisch verbessert. Der Klassiker "X" ist vom Hersteller für acht Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder ausgelegt, kann aber auch für mehr Passagiersitze genutzt werden.
Keine Passagier-Liste geführt
Die Piloten solcher Geschäftsflugzeuge haben nach Informationen der BFU die gleiche Ausbildung wie ihre Kollegen in den großen Passagier-Maschinen. Vier Maschinen in der Gewichtsklasse ab 5,7 Tonnen haben laut BFU-Statistik im vergangenen Jahr einen Unfall gehabt - ein Absturz war jedoch nicht darunter.
Als regionaler Flugplatz muss Egelsbach nach eigenen Angaben keine Passagier-Listen führen. An dem Flughafen gibt es außerdem keine zeitraubenden Sicherheitskontrollen. Deshalb ist er vor allem für Geschäftsreisende interessant, die dadurch oftmals viel schneller zu ihrem Ziel kommen, als über den benachbarten Frankfurter Flughafen. Pro Jahr landen und starten und 78.000 Maschinen in Egelsbach.
Die Piloten von Geschäftsflügen werden nach Ansicht der Pilotenvereinigung Cockpit dabei oftmals enorm unter Druck gesetzt. "Die Geschäftsleute drängen, Flughäfen anzufliegen, obwohl die Bedingungen wie etwa das Wetter das nicht hergeben", sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg in Frankfurt. "Dann passieren unter Umständen Unfälle."
Quelle: ntv.de, dpa