Panorama

Britische Regierung entsetztHetzjagd auf Reporter während Corona-Demo

15.06.2021, 21:46 Uhr
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Angriffe auf Medienvertreter waren in Großbritannien bisher sehr selten. (Foto: picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Wire)

Bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen der britischen Regierung kommt es in London zu unschönen Szenen. Demonstranten verfolgen einen BBC-Reporter und beschimpfen ihn lautstark. Premierminister Johnson zeigt sich empört. Auch seine Innenministerin meldet sich zu Wort.

Eine Attacke von Anti-Lockdown-Demonstranten auf einen bekannten Reporter des britischen Fernsehsenders BBC hat in London Empörung ausgelöst. Premierminister Boris Johnson verurteilte die Angriffe auf den Journalisten Nicholas Watt scharf. "Die Hetze gegen Nick Watt, der seinen Job macht, ist eine Schande", twitterte Johnson. "Die Medien müssen in der Lage sein, ohne Angst oder Gefälligkeiten über die Fakten zu berichten - sie sind das Lebenselixier unserer Demokratie." Innenministerin Priti Patel kritisierte das Verhalten der Demonstranten als "erschreckend und besorgniserregend".

In einem Internetvideo ist zu sehen, wie Protestierende den Reporter im Regierungsviertel massiv bedrängen, verfolgen und als "Verräter" beschimpfen. Ein Mann bringt ihn fast zu Fall, andere schreien dem Reporter aus nächster Nähe ins Gesicht. Schließlich flüchtet Watt, der für die BBC-Sendung "Newsnight" arbeitet, hinter eine Polizeikette. Die Demonstranten hatten am Montag gegen die Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis zum 19. Juli protestiert.

Die BBC nannte das Verhalten der Demonstranten "völlig inakzeptabel". Der Sender betonte: "Alle Journalisten müssen in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Einschüchterung oder Behinderungen durchzuführen." BBC-Journalistin Allie Hodgkins-Brown twitterte: "Es ist in Ordnung, nicht mit uns übereinzustimmen. Es ist in Ordnung, uns abzuschalten, aber kein Journalist verdient dies." Die Labour-Politikerin Jo Stevens betonte, es sei schockierend, dass ein BBC-Schlüsselband, das Watt um den Hals trug, jemanden zur Zielscheibe macht. Die Londoner Polizei kündigte eine Untersuchung an.

In Großbritannien gibt es immer wieder Proteste gegen die Corona-Politik, allerdings ist das Ausmaß weit geringer als etwa in Deutschland. Angriffe auf Medienvertreter waren bisher so gut wie unbekannt. Die Akzeptanz der Impfkampagne ist hoch.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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