Überführung der Germanwings-Toten Hinterbliebene treffen Chefermittler
11.06.2015, 07:06 Uhr
Mehrere Leichenwagen bringen die Opfer der Germanwings-Katastrophe zurück zu ihren Familien in Haltern am See. Noch einmal bekundet der Ort seine Anteilnahme. Am Abend will der Chefermittler über den Ermittlungsstand informieren.
Einen Tag nach der Überführung der ersten Opfer des Germanwings-Absturzes nach Deutschland treffen Hinterbliebene den französischen Chefermittler. Staatsanwalt Brice Robin informiert die Angehörigen im Außenministerium in Paris unter anderem über die Ermittlungen und die abgeschlossene Identifizierung der Toten. In Haltern am See am nördlichen Rand des Ruhrgebiets bereiten sich die Hinterbliebenen auf die Beerdigungen in den kommenden Tagen vor.
Für den frühen Abend hat Robin eine Pressekonferenz angekündigt. Dabei dürfte der Staatsanwalt von Marseille auch Angaben zum Stand der Ermittlungen machen. Zuletzt hatte er sich dazu nicht mehr öffentlich geäußert, weil er zunächst mit den Familien sprechen wollte.
Konvoi aus 16 Leichenwagen
Der Copilot von Flug 4U9525 soll den bisherigen Ermittlungen zufolge das Flugzeug am 24. März absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz gebracht haben. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Am gestrigen Mittwoch waren die ersten Särge mit den sterblichen Überresten der deutschen Opfer an ihre Familien übergeben worden. Ein Konvoi aus weißen und schwarzen Leichenwagen fuhr von Düsseldorf nach Haltern - 16 ums Leben gekommene Spanischschüler der zehnten Klasse stammten von dort.
In Haltern fuhren die Fahrzeuge am Joseph-König-Gymnasium vorbei, in dem die Jugendlichen zur Schule gegangen waren. Zahlreiche Menschen mit weißen Rosen und Grablichtern in den Händen drückten am Straßenrand ihre Anteilnahme aus. Unter ihnen waren viele Schüler des Gymnasiums, die sich an den Händen hielten und Tränen in den Augen hatten.
Therapeutin kritisiert Betreuung
Mit Blick auf die vergangenen Wochen kritisierte eine Therapeutin aus dem Betreuerteam der Hinterbliebenen, dass für die Angehörigen ein zentraler Ansprechpartner fehle: "Es gibt eine Sache, die eindeutig schiefgelaufen ist", sagte Sybille Jatzko der "Berliner Zeitung".
Es fehle ein Ombudsmann, bei dem die Informationen gebündelt würden und der sie dann verbreite, damit alle Hinterbliebenen den gleichen Nachrichtenstand hätten. Die Angehörigen hätten nicht die Kraft, sich selbst um alles zu kümmern. "Nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg gab es so einen Ansprechpartner, das hat gut funktioniert", sagte Jatzko.
Quelle: ntv.de, hla/dpa