Panorama

Rekord-Evakuierung vor AbschlussIn Frankfurt herrscht der Ausnahmezustand

03.09.2017, 11:11 Uhr
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(Foto: imago/Hartenfelser)

Der Fund einer Weltkriegsbombe zwingt die Behörden in Frankfurt zur Massenevakuierung. 60.000 Menschen müssen heute ihrer Wohnung fernbleiben. Doch nicht alle Bewohner wissen von der Bombenentschärfung. Der Verkehr in der Region ist eingeschränkt.

In Frankfurt hat am frühen Morgen die größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte begonnen. Wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe waren mehr als 60.000 Anwohner aufgefordert, ihre Wohnungen bis spätestens 8.00 Uhr zu verlassen. Seitdem kontrolliert die Polizei, ob sich wirklich niemand mehr in der Sperrzone im Umkreis von 1,5 Kilometern rund um den Fundort der 1,8 Tonnen schweren Luftmine befindet.

Die Vorbereitungen für die Entschärfung laufen nach Angaben von Polizeipräsident Gerhard Bereswill planmäßig. Wenn es so weitergehe, könne die Entschärfung gegen 12.00 Uhr beginnen, sagte er am Vormittag. Bis gegen 11.00 Uhr sollten noch diejenigen Menschen aus der Sperrzone rund um den Fundort herausgeholt werden, die das Gebiet nicht selbstständig verlassen könnten. Nach Angaben der Feuerwehr sind rund 500 solcher Transporte angemeldet worden.

Mehr als 1000 Polizisten durchkämmten das Sperrgebiet rund um den Fundort der Luftmine. Sie hätten dabei am Morgen immer wieder Menschen angetroffen, die von der Evakuierungsaktion noch nichts mitbekommen hätten. Beamte hätten einige Anwohner hinausbegleiten müssen, weil sie das Gebiet nicht freiwillig verlassen hatten. Mit Lautsprecherdurchsagen warnte die Polizei Menschen, die sich immer noch in ihren Wohnungen befanden. Auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera kam zum Einsatz.

Rückkehr am Abend geplant

Viele Menschen haben ihre Häuser offenbar schon am Samstag verlassen. Die Behörden hoffen, dass alle Menschen freiwillig die Sperrzone räumen. Ansonsten könnte der Zeitplan für die Entschärfungsaktion durcheinandergeraten. Die Sperrzone mit einem Radius von anderthalb Kilometern um den Fundort umfasst große Teile mehrerer zentrumsnaher Stadtteile. Die Behörden gehen davon aus, dass die Bewohner erst am Abend nach Hause zurückkehren können.

Den ganzen Tag wird es zudem zu weiträumigen Umleitungen im Straßenverkehr kommen. Auch im öffentlichen Nahverkehr wird es erhebliche Einschränkungen geben, weil in dem Sperrgebiet keine Busse und Bahnen fahren. Der Flugverkehr könnte ebenfalls betroffen sein.

Tausende Einsatzkräfte sollen für einen sicheren Ablauf sorgen. Die Patienten von zwei Krankenhäusern und die Bewohner mehrerer Altenheime waren bereits am Samstag in Sicherheit gebracht worden. Weil die alte Weltkriegsbombe mit 1,4 Tonnen Sprengstoff bei einer Explosion große Schäden anrichten könnte, hatten sich die Behörden zu der umfangreichen Evakuierung entschlossen. Die Bombe war bei Bauarbeiten nahe dem Campus Westend entdeckt worden.

Bereits am Samstag hatten wegen einer Bombenentschärfung in Koblenz rund 21.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Die Entschärfung des Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg gelang ohne Probleme.

Quelle: shu/dpa

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