Tümmler lebte 37 Jahre in Bucht Iren suchen ihren Lieblings-Delfin Fungie
21.10.2020, 15:22 Uhr
Delfin Fungie machte Dingle zu einem Ziel für Touristen und verschaffte so den Einheimischen Arbeit.
(Foto: dpa)
In Irland droht ein modernes Märchen zu enden - ein Delfin, der 37 Jahre lang in der Bucht einer kleinen Hafenstadt lebte, ist verschwunden. Nun suchen die Einheimischen fieberhaft nach dem Tümmler namens Fungie, dem sie viel zu verdanken haben.
Die Iren vermissen seit Tagen ihren berühmten Delfin namens Fungie, der einen Weltrekord hält. Fungie tauchte vor 37 Jahren plötzlich in der malerischen Bucht der Hafenstadt Dingle an der Südwestküste Irlands auf - und blieb. Normalerweise sind Delfine in Gruppen unterwegs. Der gut 400 Kilo schwere Fungie bevorzugte aber das Leben in der Bucht und zog viele Touristen an. Der Große Tümmler ist laut dem Guinness-Buch der Rekorde der älteste Einzelgänger-Delfin der Welt.
Das Tier verschwand vor etwa einer Woche. Fischer, Taucher und Veranstalter von Bootstouren suchen nun intensiv nach ihm - sie befürchten das Schlimmste, seinen Tod. Fungie dürfte etwa 45 Jahre alt sein, sagte ein Meeresbiologe dem irischen Sender RTE. Solche Tiere werden dem Bericht zufolge 45 bis 50 Jahre alt. Manche hoffen auch, der Einzelgänger verstecke sich nur vor anderen Delfinen, die vor Kurzem in der Nähe der Küste gesehen worden waren. Ein gut zwölf Kilometer langer Küstenstreifen sei schon abgesucht worden.
Dass einzelne Delfine in Landnähe auftauchten, sei gar nicht so ungewöhnlich, sagte Pádraig Whooley von der Irischen Wal- und Delfin-Gruppe (IWDG) der BBC. "Aber dass ein Delfin praktisch sein ganzes Erwachsenenleben in einem kleinen Hafen verbringt, ist außergewöhnlich." Auch in Deutschland kommen Delfinbesuche vor, sie sind aber stets von kurzer Dauer - etwa im April dieses Jahres in der Eckernförder Bucht. Wie ein Experte dem NDR sagte, würden Große Tümmler manchmal auch in anderen küstennahen Gebieten der Ostsee gesichert.
Bisher nur maximal einen Tag abwesend
Dass Delfin Fungie aus der irischen Bucht verschwand, könnte auch daran liegen, dass er sich gestört fühlte, meinen manche. Auch vorher hatte Fungie Spritztouren gemacht, war aber immer nur für ein paar Stunden, maximal einen Tag weg. Der Delfin habe häufig Kontakt mit Menschen aufgenommen, berichten Einheimische dem britischen Sender BBC. Er habe von Anfang an versucht, mit den Menschen zu interagieren.
Er brachte der Hafenstadt durch den Tourismus zusätzliche Einnahmen. Am Hafen steht sogar eine Statue des Delfins. Für Nuala Moore, eine Extremschwimmerin aus Dingle, ist Fungie ein "Trainingspartner". Seit ihrer Kindheit habe der Delfin sie beim Schwimmen im kalten Wasser begleitet, sagte die Frau der BBC. Für sie sei es einfach ein "wunderbares Gefühl" gewesen, beim Schwimmen im Meer im Winter noch ein anderes Lebewesen atmen zu hören.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa