Bis zu 668 Vermisste in Nigeria Islamisten zeigen entführte Kinder in Video
17.12.2020, 16:54 Uhr
Hunderte Kinder wurden beim Übergriff auf eine Schule in Kankara im Norden Nigerias entführt.
(Foto: AP)
Vor knapp einer Woche stürmen Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram eine Schule in Nigeria und verschleppen Hunderte Kinder. Tagelang fehlt von den Schülern jede Spur. Nun veröffentlichen die Extremisten ein Video, das die Entführten zeigen soll.
Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat nach der Verschleppung mehrerer hundert Schüler in Nordnigeria ein Video veröffentlicht. Zu sehen sind darin vor einem bewaldetem Gebiet verängstigt blickende, staubbedeckte Jungen, die sich als Schüler der überfallenen Kankara-Schule bezeichnen. Im Hintergrund des weitgehend verschwommenen Videos, das von den Behörden zunächst nicht offiziell bestätigt wurde, ist ein Mann mit einem Sturmgewehr zu sehen. Ein älterer Junge bittet vor laufender Kamera um eine friedliche Einigung mit den Entführern. "Schickt bitte alle Truppen zurück, die gekommen sind, um zu helfen", fleht er mit tränenerstickter Stimme.
Auf dem mehrminütigen Video - das die Runde in den sozialen Medien des Landes machte - ist zudem die Stimme eines Unbekannten zu hören. Er betont an die Adresse der Provinzregierung: "Sie sind bei guter Gesundheit - schaut sie euch an." Ein Kind forderte zudem die Entfernung der Wachen vor den Schulen.
Die Extremisten von Boko Haram stecken nach eigenen Angaben hinter dem Angriff auf die Oberschule in Kankara in der Nordregion Katsina und der Verschleppung hunderter Kinder am vergangenen Freitag. In ihrer Audio-Botschaft hatte die Gruppierung die Tat mit einer islamfeindlichen westlichen Erziehung der Kinder begründet. Etwa 200 Kinder und Jugendliche konnten entkommen, mehrere Hundert wurden verschleppt. Während die Regierung von 333 entführten Schülern spricht, sind es Medienberichten zufolge 668, also praktisch doppelt so viele.
Ähnliche Überfälle hat Boko Haram schon wiederholt verübt. Im April 2014 hatte sie aus einer Schule in Chibok im Bundesstaat Borno 276 Mädchen entführt. Viele gelten bis heute noch als vermisst. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden seit 2012 hunderte Lehrer, Schüler und Studenten getötet oder verwundet. Viele verschleppte Jungen würden gezwungen, als Kindersoldaten tätig zu werden.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa