Panorama

1000-jährige Tradition endet Japaner machen sich zum letzten Mal bei Festival nackig

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Nur mit einem Lendeschutz bekleidete Männer drängeln sich beim Saidaiji-Eyo-Festival im Saidaiji-Tempel, um einen heiligen Holzstab zu ergattern.

Nur mit einem Lendeschutz bekleidete Männer drängeln sich beim Saidaiji-Eyo-Festival im Saidaiji-Tempel, um einen heiligen Holzstab zu ergattern.

(Foto: dpa)

Jährlich rangeln in Japan Massen von halbnackten Männern um einen Glücksbringer. Eines der drei zu dem berühmten Festival gehörenden Feste findet nun zum letzten Mal statt. Der Grund: Die Teilnehmer werden immer älter.

Es ist eines der wildesten Feste Japans: Beim berühmten Somin-sai-Festival liefern sich Horden von Männern, die alle nichts weiter anhaben als einen Tanga-förmigen Lendenschurz und dünne Socken, nachts bei winterlichen Temperaturen ein heftiges Gerangel. Sie wollen einen Hanfsack mit Glücksbringern ergattern im Glauben, dass dies vor Unheil bewahrt. Das Spektakel im Kokusekiji-Tempel in der nordöstlichen Präfektur Iwate hat eine 1000-jährige Geschichte - doch diese endete nun.

Das Heiligtum habe beschlossen, das Fest einzustellen, weil die Teilnehmer in die Jahre gekommen seien und es einen Mangel an Nachfolgern gebe, die die Tradition fortführen könnten, berichtete die japanische Zeitung "Asahi Shimbun". Damit fällt eines der skurrilsten Volksfeste Japans der rasanten Überalterung zum Opfer. Kein anderes Industrieland altert so schnell wie Japan.

Und so versammelten sich in diesem Jahr ein letztes Mal Horden von fast nackten Männern in eisiger Kälte in dem Tempel. Sie reinigten sich zunächst in einem Fluss und gingen dann zu einer Halle des Heiligtums, wo sie für eine gute Ernte und andere Segnungen beteten, bevor sie dann um einen Hanfsack rangelten, der kleine Glücksbringer enthielt, wie die Zeitung berichtete.

Erstmals Frauen zugelassen

Das Somin-sai-Festival war eines der drei wichtigsten "Hadaka Matsuri in dem Inselreich. Zu den Festen der nackten Männer gehört auch das Saidaiji Eyo im Tempel Saidaiji Kannonin in der 700 Kilometer von Tokio entfernten Präfektur Okayama. Auch dort rangeln nachts bei winterlichen Temperaturen 10.000 Männer im Lendenschurz und dünnen Socken, um zwei Holzstäbe zu ergattern. Sie sollen dann ein Jahr lang Glück bringen.

Für Frauen sind die Festivals eigentlich tabu. In Inazawa soll laut japanischen Medien in diesem Jahr zum ersten Mal eine Gruppe von 40 Frauen teilnehmen dürfen. Allerdings gelten für sie bei der Veranstaltung am 22. Februar einige Änderungen. Sie sollen vollständig bekleidet bleiben und dürfen Opfergaben bringen. Vom Höhepunkt des Festes bleiben sie aber weiterhin ausgeschlossen. Dabei versuchen Massen von fast nackten Männern, einen zuvor auserwählten "göttlichen Mann" anzufassen. Durch die Berührung soll künftiges Unglück auf ihn übertragen werden.

Quelle: ntv.de, kse/dpa

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