Panorama

Ewiger Generationenstreit Boomer versus Gen Z: Ist es der Neid?

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Am Arbeitsplatz tobt der Kampf der Generationen besonders sichtbar.

Am Arbeitsplatz tobt der Kampf der Generationen besonders sichtbar.

(Foto: picture alliance / dpa Themendienst)

Die Kampfarenen der Generationen sind der Arbeitsplatz und der Küchentisch, nirgendwo sonst kommt es zu so vielen Konflikten. Autorin Angelika Melcher, mit 26 Jahren Teil der Generation Z, möchte diesen ewigen Konflikt endlich beilegen - allerdings nur, wenn auch die Babyboomer dazu bereit sind.

Die Themen sind vielfältig, wiederholen sich aber stetig: Arbeitseinstellung, Politik, Lebensplanung und die Ernährung zählen zu den großen Streitpunkten - eine Einigung ist nicht in Sicht. Der Streit zwischen Generationen ist so alt wie die Generationen selbst. Immer dann, wenn unterschiedliche Weltanschauungen und der Wertewandel einer neuen Generation auf das Etablierte treffen, kommt es zu Konflikten.

"Ein wichtiger Faktor ist die Prägung", sagt Angelika Melcher, Journalistin und Co-Autorin des Buches "Boomer gegen Zoomer" im Gespräch mit ntv.de. "Die Babyboomer, geboren zwischen 1955 und 1965, wurden von Nachkriegseltern erzogen, da ging es um Disziplin." Schon der Name verrät, dass es sich um eine zahlenmäßig sehr große Generation handelt. Noch heute gehören rund 20 Prozent der Menschen der Boomer-Generation an. "Man hatte sehr viel Konkurrenz, wenn man sich für Praktika, Ausbildungen und Jobs beworben hat", erklärt Melcher den Druck der Babyboomer, etwas aus sich zu machen.

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Das ist ein großer Unterschied zu den nachfolgenden Generationen. "Die Generation Z hat es in den letzten Jahren viel einfacher auf dem Arbeitsmarkt, weil wir einen Fachkräftemangel haben", sagt die Autorin über die zwischen 1995 und 2012 Geborenen, zu denen in Deutschland rund 14 Prozent gehören. "Und die Erziehung war viel lockerer und es wurde darauf achtgegeben, dass man sich selbst entfalten kann." Eine Auszeit nach dem Abitur, lange Reisen, weniger Arbeitsstunden und mehr Freizeit. All das schätzt die Generation Z und zieht dafür häufig den Groll der arbeitserfahrenen Boomer auf sich. "Ihr müsst erstmal was leisten, bevor ihr etwas fordert", zitiert Melcher ein oft gehörtes Argument gegen die Gen Z. Aber ist das wirklich so?

Kampf um die Karriere

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Babyboomer die Wirtschaft und die Arbeitswelt zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Damit einher scheint für viele der Anspruch zu gehen, die Spielregeln noch weiter zu bestimmen, oder es fällt schwer, die Zügel aus der Hand zu geben. Dabei stoßen sie bei jüngeren Generationen auf Gegenwind. Zurecht, wie Melcher sagt, schließlich scheiden die Boomer altersbedingt in absehbarer Zukunft aus der Arbeitswelt aus.

"Eigentlich wäre es wichtig, dass wir miteinander reden und die Arbeitswelt gemeinsam gestalten", sagt sie. "Statt von oben herab zu sagen: Wir hatten es immer schwer und daher sollt ihr das jetzt genauso schwer haben. Ich frage mich, ob das eine kleine Neiddebatte ist."

Das Argument der Boomer, die Gen Z sei faul und verweichlicht, sei laut Melcher "Quatsch", schließlich mache die Gen Z die Arbeitswelt für alle besser, wenn sie für eine bessere Work-Life-Balance, einen arbeitsfreien Feierabend und die eigene Mental Health kämpft. "Wieso ist es schlimm, dass wir alle besser miteinander umgehen und dass wir uns um unsere mentale Gesundheit kümmern?", fragt Melcher.

Generationenmanagement soll Stimmung verbessern

Nicht immer gelingt das Verständnis füreinander oder der Austausch miteinander. Vor allem am Arbeitsplatz kann das zu Spannungen führen, obwohl ein reibungsloses Miteinander für Firmen relevant ist. In einigen Unternehmen gibt es daher schon ein Generationenmanagement. Teams, die das Miteinander fördern und Konflikte moderieren sollen.

Für Unternehmen ist das ein lukrativer Schritt, denn die Generationen müssen zwangsläufig zusammenarbeiten. Laut einer Stepstone-Studie von 2024 ist aktuell rund ein Viertel aller Arbeitnehmer über 55 Jahre alt, sie prägen den Arbeitsalltag also deutlich.

Durch Mentoring-Programme wollen große Unternehmen die Erfahrung der älteren Mitarbeiter nutzen und die Jungen weiterbilden. Immer beliebter wird auch das Reverse Mentoring, bei dem junge Kollegen die meist technischen Hürden für ältere Kollegen abbauen sollen.

Lieber miteinander reden statt übereinander

Doch wie löst man die ewigen Streitpunkte - bestenfalls noch bevor sie sich durch das altersbedingte Ausscheiden der Boomer aus der Arbeitswelt lösen? "Man muss den Boomern anerkennen, dass sie es auch nicht leicht hatten. Genauso sollten sie es anerkennen, dass wir vor neuen Herausforderungen stehen, die anders sind als die, die sie durchmachen mussten", sagt Melcher und spielt auf die sich verdichtende Arbeitswelt durch neue Technologien an.

Für die gemeinsame Zukunft fordert sie mehr gegenseitiges Verständnis und hofft auf Unterstützung für ihre Generation. "Es ist wichtig, dass sich die junge Generation aufbegehrt, laut ist und Dinge fordert, weil sich die Welt nur so verändern wird", sagt sie und ergänzt: "Man darf sich dem Wandel nicht verschließen, vor allem nicht als Boomer."

Quelle: ntv.de

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