"Zuhören, auffangen, begleiten" Kinder in Heim des getöteten Mädchens "gut versorgt"
08.04.2023, 19:25 Uhr Artikel anhören
90 Kinder und Jugendliche werden in der Einrichtung in Wunsiedel betreut. Über Ostern sind allerdings einige bei ihren Familien, sodass die Wohngruppen im Moment nicht voll belegt sind.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das ganze Land ist geschockt vom Tod eines zehnjährigen Mädchens in einem Heim in Bayern. Ganz besonders gilt das für die anderen Kinder in der Einrichtung. Die werden laut dem Träger intensiv betreut, von den Mitarbeitern, Psychologen und einem Krisenteam.
Der Träger der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung, in der ein Mädchen getötet wurde, hat versichert, die anderen Kinder seien gut versorgt und würden in ihrer Trauer begleitet. "Sie haben vertraute Ansprechpartner, die zuhören, sie auffangen und begleiten können", teilte die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg mit. "Die vielen Kolleginnen und Kollegen, die selbstverständlich Hilfe anbieten und mit im Einsatz sind, zeigen: Wir lassen niemanden allein. Dieser Zusammenhalt trägt und stärkt alle betroffenen Menschen und gibt ihnen Zuversicht."
Die Kinder dürften mit allen Fragen zu den Pädagoginnen und Pädagogen kommen, hieß es weiter. "In den Gruppen ist es ruhig und es werden viele Gespräche geführt. Das ist für die Kinder sehr wichtig, denn Verluste haben manche von ihnen schon erfahren müssen, und der Verlust einer Freundin ist zu bewältigen und von den Fachkräften zu begleiten."
Über die Osterfeiertage seien einige Kinder zu ihren Eltern gefahren. Die Wohngruppen seien deshalb nicht voll belegt. "Diese etwas kleineren Gruppeneinheiten fördern die Möglichkeit zum Gespräch. Psychologen, erfahrene Fachkräfte und das Krisenteam sind da, wenn sie gebraucht werden." Nach Angaben des Trägers werden in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung etwa 90 Kinder und junge Erwachsene im Alter von 3 bis 19 Jahren betreut. Das Personal des Hauses besteht aus ebenfalls etwa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Ermittler halten sich bedeckt
Am Dienstag war ein zehn Jahre altes Mädchen tot auf seinem Zimmer entdeckt worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Tötungsdelikt aus. Mit Details zum Stand der Ermittlungen halten sich die Behörden weiter zurück. Die Sonderkommission mit 40 Mitgliedern arbeite auf Hochtouren, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken.
Gestern hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass aufgrund der Spurenlage ein Elfjähriger aus derselben Einrichtung als tatbeteiligt gilt. Ob der Junge inzwischen zur Tat befragt wurde, sagte die Sprecherin nicht. Ebenso blieb unklar, ob die Polizei weitere Tatbeteiligte vermutet und auf welche Weise das Mädchen ums Leben gekommen war. Auch machten die Ermittler keine Angaben dazu, welche Art von Spuren zu dem Jungen geführt hatten. Als Elfjähriger ist der Junge nicht strafmündig. Er sei deshalb in einer "gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht" worden, hatte es geheißen.
Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf hatte sich erleichtert über den "schnellen Ermittlungserfolg" gezeigt. Die Polizei gebe den Menschen ein Stück Sicherheit zurück, hatte sie am Freitag gesagt. "Für alle Betroffenen sind eine rasche Aufklärung und die Hintergründe der Tat von großer Bedeutung." Nur so sei es möglich, die Tragödie aufzuarbeiten.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa