Schnee, Unfälle, Skivergnügen Knackige Kälte lässt Deutschland bibbern
27.12.2014, 21:02 Uhr
Winterliche Idylle: Die Brocken-Bahn bringt Besucher durch die verschneite Landschaft auf den 1141 Meter hohen Gipfel des Harzes.
(Foto: picture alliance / dpa)
Fast über Nacht breitet sich der Winter über Deutschland aus. Die Symptome: Temperaturen deutlich unter Null, reihenweise Unfälle mit Blechschaden und Sturmwarnungen. Doch einige dürfen sich auch freuen.
Lange gar nicht, jetzt mit Macht: Mit viel Schnee, eisigen Böen und glatten Straßen hat der Winter Einzug in Deutschland gehalten. Vor allem im Westen und Süden türmten sich am Samstag vielerorts mehr als zehn Zentimeter Neuschnee. Lange grün gebliebene Skipisten strahlten endlich in frischem Weiß. Die Winterbotin - Tief "Hiltrud" - ist aber bereits Richtung Süden abgedreht, wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach (DWD) mitteilte. Der Norden und der Osten bekämen darum auch von den Schneefällen der nächsten Tagen eher wenig ab. Knackig kalt hingegen wird es laut den Experten überall - zumindest im Westen und der Mitte Deutschlands ist es dazu oft schön sonnig.
In den bayerischen Bergen freuten sich die Wintersportfans am Samstag über viel Neuschnee - der Lawinenwarndienst meldete jedoch für die Allgäuer und Werdenfelser Alpen auch gleich ein erhebliches Lawinenrisiko. Seit Donnerstag sind in den Alpen bis zu 20 Zentimeter Schnee gefallen, auf der Zugspitze und in den Hochlagen der Allgäuer Alpen sammelten sich 50 Zentimeter an.
In Nordrhein-Westfalen wurde aus dem ersehnten Weiß meist rasch gräulicher Matsch, vor allem um Düsseldorf, Köln und Dortmund gab es Dutzende Unfälle auf glatten Straßen. In der Eifel, im Bergischen Land und Sauerland gebe es bis zu 15 Zentimeter Neuschnee, sagte eine Sprecherin des DWD. In Winterberg wurden bis zum Nachmittag rund 15 Lifte der Wintersport-Arena geöffnet. Das sei "noch nicht das Topangebot", räumte eine Sprecherin ein. "Aber es wird."
Schwarzwald ganz in weiß
Baden-Württemberg verwandelte sich über Nacht in ein Winterland. Im Schwarzwald lieferte eine mehr als 20 Zentimeter hohe Schneedecke massenhaft Material für Schneemänner und Schneeballschlachten. Die Kehrseite des Wintermärchens: Auf überfrorenen oder von Schneematsch rutschig gemachten Fahrbahnen gab es etliche Unfälle. Auf der verschneiten Autobahn 8 bei Stuttgart standen Verkehrsteilnehmer über 20 Kilometer im Stau. Zahlreiche Lastwagen standen quer und blockierten Straßen, wie die Polizei mitteilte.
Auf dem Feldberg wurden die ersten der 35 Lifte geöffnet - zwei Wochen nach dem üblichen Saisonstart. Allerdings erreichten einige der Orkanböen auf dem Berg mehr als 100 Stundenkilometer. "Ich würde noch ein paar Tage warten", riet eine DWD-Meteorologin den Wintersportlern der Region. Nicht nur wegen der Böen sei Vorsicht geboten: Unter der Last des Schnees könnten Äste und ganze Bäume wegknicken.
Deutlich mehr Unfallmeldungen als üblich gab es auch in Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz. In der Eifel brachen etliche Bäume unter Nassschnee zusammen und blockierten Straßen, in einigen kleinen Ortschaften fiel zeitweise der Strom aus.
Skilaufen in Sheffield
In den französischen Alpen wurden zahlreiche Menschen von Schneefällen beeinträchtigt worden. Im Departement Savoyen, südlich von Genf, waren rund 15.000 Autos an der Weiterfahrt gehindert, wie die Behörden mitteilten. Die Notfalldienste kümmerten sich darum, Notunterkünfte zu organisieren.
Im Departement Isère kam ein 27-jähriger Mann bei einem durch Schneefall verursachten Autounfall ums Leben. Auf mehreren Autobahnen in Frankreich gab es lange Staus. In der Gegend um Paris stürmte es heftig, die Gärten am Schloss von Versailles wurden für den Publikumsverkehr geschlossen.
Ein plötzlicher Wintereinbruch suchte zudem große Teile Großbritanniens heim und beeinträchtigte den Straßenverkehr. Auch die Flughäfen in den nordenglischen Städten Liverpool und Bradford waren betroffen - die Landebahnen mussten vorübergehend zur Schneeräumung gesperrt werden, wie die BBC berichtete. Einige Flüge am Freitagabend wurden nach Manchester umgeleitet.
Von den Problemen auf den Straßen war besonders die Stadt Sheffield betroffen. Die BBC zeigte ein Video, auf dem ein Skifahrer zu sehen ist, der eine abschüssige Straße in Sheffield zu einer Skipiste umfunktioniert hatte. Die Passagiere eines Überlandbusses von Sheffield nach London mussten in einer Kirche übernachten, weil der Bus an einem Hügel stecken geblieben war.
Quelle: ntv.de, vpe/jwu/dpa