Panorama

Eine für alle Wann haben Sie das letzte Mal Tränen gelacht?

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Max Giermann als Klaus Kinski - legendär.

Max Giermann als Klaus Kinski - legendär.

(Foto: imago images/Eventpress)

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, versuche ich, dieses Mal eine Kolumne zu schreiben, bei der sich niemand ans Bein gepinkelt fühlt. Weder Ossi noch Besserwessi, weder E-AutofahrerIn noch Hobby-Mechatroniker oder Ladesäulenspezialist. Es geht um ein ernstes Thema: das Lachen.

Ich habe ein Spiel geschenkt bekommen, ein Gesellschaftsspiel. Man sollte sich dabei mit Menschen an den Tisch setzen, im besten Fall guten Freunden, und dann geht's los mit der Fragerei. Niemand kann gewinnen, keiner kann verlieren. Jedenfalls im üblichen Sinne. Die Frage, die ich zuerst aus dem Stapel gezogen habe, als ich das Spiel bekam, war: "Wann hast du das letzte Mal Tränen gelacht?" Upps, kurze Stille. Nachdenken. Ich weiß, dass ich am letzten Wochenende sehr viel gelacht habe, ich kann es aber nicht erzählen, weil ich mit meiner Freundin X. über eine Situation gelacht habe, die ich hier an dieser Stelle unmöglich schildern kann, ohne jemanden in die Pfanne zu hauen. Wir erinnern uns beide immer gern zurück daran, aber leider leider - nicht für die Öffentlichkeit.

Welchen Film können Sie sich immer wieder anschauen?

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(Foto: imago images/Prod.DB)

Der, der mir das Spiel schenkte, erzählte von einer Situation, über die er unmöglich sprechen könne, weil es peinlich wäre. Es wäre zu schadenfroh, meinte er, politisch vollkommen unkorrekt. Das ist doch aber wahrscheinlich der Punkt, dass man so richtig Tränen lacht, wenn der Humor auch ein bisschen daneben ist, oder? Genauso wie bei einem meiner Lieblingsfilme: "Hangover", alle Teile.

Mein Name ist Umberto

Ich denke weiter übers Lachen nach. Ich muss lachen, wenn jemand ernst guckt. Nicht immer, aber manchmal. Ich bin dennoch nicht der Typ, der auf Beerdigungen loswiehert, wirklich nicht. Manchmal aber, wenn jemand zum Unterstreichen seines Gemütszustandes ein echt betroffenes Gesicht aufsetzt, da könnte ich auch lachen. Und je weniger ich es dürfte, desto mehr möchte ich. Vor ein paar Sommern hat mir ein Freund einen Witz erzählt, den ich an dieser Stelle nicht wiedergeben kann, obwohl er zu den einzigen zwei in meinem Standardrepertoire gehört. Aber ich musste wirklich lachen, bis ich Bauchschmerzen hatte, ich hätte mich beim Zähneputzen später fast übergeben, so wund und weh war mir vor Lachen. Ich sage nur "Mein Name ist Umberto ...".

Neulich war ich bei den "Wühlmäusen", das ist ein Kabarett in Berlin, und der "Sitzungspräsident" trat auf. Der ist ein Kölsche Jung (oder so), der normalerweise auf Karnevalssitzungen Hof hält und den weiten Weg nach Berlin antrat, um hier witzig zu sein. Erstaunlich viele im Publikum haben gelacht, der Rheinländer neben mir war echt angetan, "hätte ich gar nicht gedacht, dass die Berliner so lachen können". Vielleicht waren auch einfach viele andere Rheinländer im Publikum. Auf jeden Fall habe auch ich sehr gelacht, obwohl der Berliner zum Lachen in den Keller geht, nach Ansicht des mit mir verheirateten Rheinländers, "vor allem morgens" (das gilt aber nur für mich). Der "Sitzungspräsident" jedenfalls spielt seine Bühnenshow derart, dass er ununterbrochen so tut, als wäre er besoffen. Das sagt nun viel über meine Art von Humor aus, denken Sie.

Und Sie haben recht, ich bin easy to amuse. Meine Freundin K. meinte, wir hätten uns in der 7. Klasse weggepfiffen vor Lachen, wenn unser Französischlehrer in die Klasse gewankt kam. Leider saßen wir in der ersten Reihe, man musste angeblich ein Auge auf uns haben, und er hatte eine sehr feuchte Aussprache. Was haben wir uns beömmelt über den alten, riesigen Mann, dessen Französisch so klang wie mein aktuelles Kisuaheli. Er bestrafte uns damit, dass er uns als "Models für Grieneisen", ein bekanntes Berliner Bestattungsunternehmen, bezeichnete. Ja, wir waren sehr dünn. Aber nicht so tot wie er.

They're eating their dogs ...

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Vor ein paar Wochen musste ich mich sehr beherrschen, nicht zu lachen. Auf dem Tennisplatz, Doppel, die Gegnerinnen lagen zurück (es blieb so, zum Glück), und sie fingen an, sich zu besprechen, Zeichen hinter dem Rücken und so. Ich dachte, die haben gestern Abend sicher auch nochmal schnell "Winning Ugly" von Brad Gilbert durchgeblättert. Ich hatte sie durchschaut. Ich habe mich beherrscht. Aber es war nicht einfach. Denn mir wurde klar, dass es dem Universum gänzlich egal ist, wer gewinnt. Wir machen das zum Spaß, nehmen den Spaß aber ernst. Sie verstehen schon. Manchmal hilft das übrigens ungemein, wenn eine Situation zu ernst ist, denn am Ende ist es wirklich gänzlich nichtig, wir landen eh alle unter der Erde. Womit ich wieder bei meinem neuen Spiel wäre: "Dürften die Gäste auf deiner Beerdigung lachen?" stand auf einer Karte - und mit dieser Frage entlasse ich Sie in Ihr wohlverdientes Wochenende.

PS: Was ich jüngst so richtig witzig fand? Die Memes, die nach dem Attentat auf Trump kursierten: die fiese, enttäuschte Melania, die Van Gogh-Verhohnepipelung. Das darf man allerdings nicht lustig finden, habe ich inzwischen gelernt, denn man wünscht nicht mal seinem ärgsten Feind den Tod. Das ist richtig, aber man darf über ihn lachen, finde ich. Und deswegen an dieser Stelle das Video von The Kiffness: ...

Quelle: ntv.de

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