Hoch "Waltraud" lässt hoffen Kommt nun endlich der Sommer?
27.05.2021, 15:52 Uhr
Die Temperaturmarke von 25 Grad könnte erstmals nächste Woche wackeln.
(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Ohde)
Für Sonnenanbeter könnte es endlich vorbei sein mit dem Aprilwetter im Mai: Am Wochenende kündigt sich ein Wetterumschwung in Deutschland an, wie ntv-Meterologe Björn Alexander weiß. Zugleich wagt er eine erste Prognose für den gesamten Sommer.
ntv.de: Der Mai neigt sich seinem Ende entgegen. Ändert sich damit endlich auch mal unser Wetter?
Björn Alexander: Die große und nachhaltige Umstellung der Wetterlage naht tatsächlich am Wochenende. Hoch "Waltraud" macht sich von Westen her für unser Wetter stark und damit geht es in puncto Sonnenschein bereits am Wochenende deutlich aufwärts.
Was machen die Temperaturen am Wochenende?
Es geht ebenfalls aufwärts und wir nähern uns in kleinen Schritten dem Frühsommer. Spätestens am meteorologischen Sommerbeginn nächste Woche Dienstag, also am 1. Juni, dürfte im Südwesten auch die Sommermarke von 25 Grad wieder erreicht werden. Viel pünktlicher kann der Sommer also kaum landen.
Bleibt der Sommer denn dann auch mal länger oder wird es rasch wieder kühler?
Nach den derzeitigen Computerprognosen gilt: Der Frühsommer kommt und bleibt. Auch wenn es - je nach Wettermodell - zum Ende der kommenden Woche wieder wechselhafter werden könnte. Damit wären auch etwas kühlere Temperaturen möglich. Allerdings wären das nach jetzigem Stand immer noch frühsommerlich anmutende 18 bis 22 Grad.
Lassen sich jetzt schon Vorhersagen für den Juni generell oder vielleicht sogar für den gesamten Sommer 2021 machen?
Das ist anhand der Langfristprognosen, die manche Wetterdienste für Wochen oder sogar Monate berechnen, natürlich möglich. Ebenso natürlich ist aber auch, dass die Prognosegüte zu beachten ist. Diese Langfristvorhersagen können durchaus Aufschluss über den Charakter und die langfristigen Trends geben. Sie taugen aber nicht dafür, das Wetter an einem bestimmten Tag in einigen Wochen vorherzusagen. Aber wie gesagt, Trends und Tendenzen sind durchaus abzulesen.
Was sagen die Trends für den Sommer 2021?
Alles in allem verdichten sich die Hinweise sowohl bei den experimentellen Langfristvorhersagen des amerikanischen Wetterdienstes NOAA als auch bei den Berechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), dass wir auf einen ziemlich durchschnittlichen Sommer hinsteuern. Und zwar in jeglicher Hinsicht. Die Temperaturkurve für Deutschland ähnelt somit einer Glockenkurve mit einem Höhepunkt zwischen Mitte Juli und der ersten Augusthälfte. Sprich, genau zu den Hundstagen. Wenn das tatsächlich so kommt, dann würde uns weder ein großer Hitzesommer noch ein Dürresommer erwarten.
Was ist denn bei uns in Deutschland im Sommer normal?
In den drei Sommermonaten Juni, Juli und August erleben wir hierzulande gerne mal um die 250 Liter Regen pro Quadratmeter, dem rund 600 bis 650 Sonnenstunden gegenüberstehen. Die Durchschnitts- beziehungsweise Mitteltemperaturen liegen dabei im Juni bei etwa 15, im Juli und August bei rund 17 Grad. Die größte Hitze brachte uns der Juli 2019 mit Spitzen bis knapp über 41 Grad.
Sind solche Hitzewerte auch in diesem Jahr möglich?
Dass es erneut für eine derartige Hitzewelle über einige Tage mit Spitzen jenseits der 40 Grad reicht, ist rein statistisch ziemlich unwahrscheinlich. Dafür kommt es einfach viel zu selten vor. Aber ganz klar: Die Langfristvorhersagen haben weder die Details noch die Extremwerte im Griff. Und auch weniger intensive Hitzewellen - wie zum Beispiel im August 2020 - sind Wochen vorher nicht abgebildet. Auch wenn es sich in der Langfrist damals schon andeuteten. Aber die Heftigkeit und die Dauer kann man so lange im Voraus nicht erwarten. Was aber ebenfalls für einen eher klassischen Sommerverlauf sprechen würde, ist der Blick in die Wetterstatistik.
Warum?
Weil beispielsweise den unterkühlten Frühjahren 2006 und 2010 eher klassische Sommerverläufe mit dem Höhepunkt im Juli folgten. Wobei gerade der Sommer 2006 einen wirklich krassen Verlauf lieferte. So erlebten wir damals ja das Sommermärchen mit der Fußball-WM im eigenen Land und einem Ausnahme-Juli, der rund fünf Grad zu warm war. Selbst die Mannschaften aus südlichen Gefilden zeigten sich damals überrascht vom mitteleuropäischen Sommer. Allerdings nahm der August 2006 einen ordentlichen Anteil des Wärmeüberschusses wieder weg. Es folgte nämlich der nasseste und kühlste August der letzten Jahrzehnte.
Vom Sommermärchen zum Einzug des Frühsommers. Wie sind die Aussichten fürs letzte Mai-Wochenende im Detail?
Nach einem teils recht frischen Start in den Tag können sich der Norden und der Westen am Samstag meistens schon mal über reichlich Sonne und trockene Aussichten freuen. Einzig im Nordseeumfeld sehen manche Wettercomputer vormittags noch zähen Seenebel wabern. Hier müssen Sie somit gegebenenfalls noch länger geduldig bleiben. Leicht wechselhaft startet das Wochenende im Süden und Osten. Allerdings wird die Sonne neben gelegentlichen Schauern auch einige Anteile am Himmel haben.
Was machen die Temperaturen?
Die erholen sich allmählich mit Höchstwerten zwischen 15 Grad an der Nordsee und 21 Grad am Rhein und seinen Nebenflüssen. Da außerdem der Wind in den kommenden Tagen endlich mal nachlässt, wird sich das Ganze direkt schon mal ganz anders anfühlen.
Und am Sonntag?
Werden die wolkigen Einschränkungen immer weniger. Zwar sind vornehmlich Richtung Erzgebirge sowie Alpen und Bayerischer Wald aus dichteren Quellwolken noch letzte Tropfen drin. Alles in allem sieht es aber richtig gut aus mit bis zu 15 Sonnenstunden im Norden. Das Einzige, was noch verbesserungswürdig bleibt, sind die Temperaturen. Auf der anderen Seite sind die 16 bis 22 Grad schon mal ein ganz anderer Schnack als die aprilwettrig kalten Duschen, die der Mai 2021 bisher so gerne im Programm hatte. Es geht aufwärts - endlich!
Der Aufwärtstrend bleibt am Montag erhalten?
Auf jeden Fall. Die Spitzenwerte kraxeln nach einer weiterhin frischen Nacht tagsüber auf 17 bis 24 Grad. Im Westen wackelt somit schon mal die Sommermarke von 25 Grad.
Und wann fällt sie?
Nach jetzigem Stand am überwiegend freundlichen bis sonnigen und trockenen Dienstag. Dann erwarten uns nämlich zwischen 17 und 25 Grad. Eine elegante Punktlandung des Sommers genau am meteorologischen Sommerbeginn.
Was ist nochmal der Unterschied zwischen meteorologischen Sommeranfang und dem im Kalender?
Das Hauptproblem der Jahreszeiten ist in der Wetterstatistik, dass der Wechsel vom Sonnenstand abhängt und somit variabel ist. In diesem Jahr ist die Sommersonnenwende, also der kalendarische Sommerbeginn, beispielsweise am 21. Juni um 5.32 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Aber auch der 20. oder der 22. Juni sind möglich. Und diese Varianz ist extrem hinderlich, wenn es um die Vergleichbarkeit bei der Wetteraufzeichnung geht. Denn die Statistik mag solche Ungenauigkeiten gar nicht. Deshalb beginnt die meteorologische oder auch statistische Jahreszeit immer am 1. des Monats, also immer rund drei Wochen vor dem kalendarischen oder astronomischen Jahreszeitenwechsel.
Quelle: ntv.de